Studie: Beteiligung von Schülern und Lehrern an Baumaßnahmen verbessert die Qualität von Schulbauten : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg
Die Studie der Initiative "Schule bauen - Bauen schult!" zeigt, wie frühe, intensive Beteiligungen von Schülern und Lehrern an Baumaßnahmen ihrer Schule im Zusammenspiel mit Architekturwettbewerben die Qualität von Schulbauten verbessern können.
Das Projekt wurde im Rahmen des "Dialog Baukultur" – eine gemeinsame Initiative des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur und des Ministeriums für Finanzen in Rheinland-Pfalz – in Abstimmung mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und den kommunalen Spitzenverbänden durchgeführt. Die Wüstenrot Stiftung hat das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Der Chef der Staatskanzlei Martin Stadelmaier betont den gesellschaftlichen Anspruch des Dialogs Baukultur: "Die breite Öffentlichkeit können wir nur erreichen, wenn die Diskussion über Baukultur aus den engen Fachzirkeln herauskommt und wenn es gelingt, alle betroffenen gesellschaftlichen Gruppen und Bürger aktiv in diesen Dialog einzubinden. Das Projekt "Schule bauen – Bauen schult" ist ein anschauliches Beispiel dafür."
"Die Wirkung des Lernumfeldes auf Schülerinnen und Schüler darf nicht unterschätzt werden", betont Vera Reiß, Staatssektretärin im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur. Deshalb sei es richtig und wichtig, dass die Initiative "Dialog Baukultur" des Landes Rheinland-Pfalz einen ihrer Schwerpunkte im Bildungsbereich gesetzt und das Modellprogramm "Schule bauen - Bauen schult!" ins Leben gerufen habe. Für die im Jahr 2005 ausgewählten Modellvorhaben seien Zukunftswerkstätten und Architektenwettbewerbe durchgeführt worden.
Durch das Instrument der Zukunftswerkstätten konnten Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte bereits in der Planungsphase ihre Ideen, Bedürfnisse und Interessen für die Baugestaltung einbringen. "Eine besondere Chance für diese besondere Form des Dialogs Baukultur boten dabei die Ganztagsschulen, deren Zahl das Land seit 2001 stetig weiter ausbaut", betont Staatssekretärin Reiß. Erstens würden an diesen Schulen zurzeit besonders viele Baumaßnahmen realisiert. Zweitens sei dort mehr Zeit für projekt- und erfahrungsorientiertes Lernen. "Und drittens verbringen die Schülerinnen und Schüler dort wesentlich mehr Zeit als an einer Halbtagsschule und entwickeln damit auch mehr Interesse und mehr Engagement für die Gestaltung des direkten Umfeldes. Es zeigt sich, dass die Schule für sie noch viel stärker nicht nur Lernort, sondern auch Lebensort ist", hält Vera Reiß fest.
Die Erkenntnisse aus den sechs Modellprojekten zeigten, dass es sich lohne, bei Schulbaumaßnahmen Planungswettbewerbe mit einer frühzeitigen und intensive Beteiligung von Schülern, Lehrern und Eltern durchzuführen. Aus den Ergebnissen könnten maßgebliche Erkenntnisse für die vielfältigen Bau- und Modernisierungsaufgaben der nächsten Jahre gezogen werden, nicht nur für den Ganztagsschulbau, sondern für den Schulbau allgemein, so die Studie. Die Gesellschaft müsse aber auch bereit sein, zu Gunsten einer anspruchsvollen Schulanlage mehr zu investieren als nur das Minimum.
Georg Adlbert, Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung, betont die Relevanz der Studie: "Eine funktionale und gut gestaltete Schule als lebenswerter Ort des Lernens ist eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Vorbereitung auf Ausbildung, Studium und Beruf und hat in diesem Sinne eine erhebliche Bedeutung für die Integration der nachkommenden Generationen." An der Qualität der Gestaltung von Schulgebäuden und an ihrem baulichen Zustand lasse sich deshalb auch ablesen, welchen Stellenwert eine Gesellschaft der Bildung und Erziehung beimesse."
Der Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Ernst Wolfgang Eichler, bewertet das Projekt ebenfalls positiv: Durch die interdisziplinäre Herangehensweise enstehe bei Planern und Auftraggebern mehr Verständnis und eine gegenseitige Befruchtung, die sich grundsätzlich gut auf den Planungsprozess auswirke. Gleichwohl sollte es zur Selbstverständlichkeit werden, bei den geförderten Schulbaumaßnahmen Wettbewerbe zu praktizieren. Der Nutzen für alle Beteiligten sei offensichtlich.
Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz hatte das Thema Schulbau anlässlich eines Symposiums vor einigen Jahren angestoßen. Günther Franz, damaliger Präsident und heutiger Ehrenpräsident der Kammer, fordert: "Erklärte Absicht ist es, – in Kenntnis der bedrückenden Ergebnisse von PISA – die wichtige gesellschaftliche Aufgabe Schulbau und deren bildungspolitische Bedeutung in einer globalisierten, auf unerbittlichen Wettbewerb eingestellten Gesellschaft in den Blickpunkt öffentlichen Interesses zu rücken."
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