Eine zukunftsweisende Schule
2001 hatte die Kultusministerkonferenz sieben Handlungsfelder beschlossen, um auf die Herausforderungen von PISA und anderen Studien zu reagieren, darunter "Maßnahmen zum Ausbau von schulischen und außerschulischen Ganztagsangeboten mit dem Ziel erweiterter Bildungs- und Fördermöglichkeiten, insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit Bildungsdefiziten und besonderen Begabungen".
Mehr als die Hälfte aller allgemeinbildenden Schulen im Primarbereich und Sekundarbereich I in Deutschland stellen mittlerweile Ganztagsangebote zur Verfügung.
Gute Ganztagsschulen begünstigen eine Lehr- und Lernkultur, die auf die Interessen und Voraussetzungen des einzelnen Kindes eingeht und die den Schülerinnen und Schülern Freude am Lernen und an Leistung vermittelt.
Ein umfangreiches Angebot an zusätzlichen Aktivitäten soll jeder Schülerin und jedem Schüler die Möglichkeit geben, ihre bzw. seine besonderen Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten.
Vom Klassenzimmer zur Lernlandschaft
Miteinander lernen, voneinander lernen. Ganztagsschulen stärken fachliche und soziale Kompetenzen Kinder und Jugendlichen. Dabei werden sie von erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch von außerschulischen Kooperationspartnern begleitet.
Für Lehrerinnen und Lehrer bringt das Arbeiten in der Ganztagsschule eine neue Rolle: Sie begleiten die Lernprozesse und arbeiten in multiprofessionellen Teams mit anderen pädagogischen Fachkräften und außerschulischen Partnern zusammen. Eine flexible Unterrichtsgestaltung eröffnet den Kindern und Jugendlichen neue Lernchancen. Sie fördert den interkulturellen Zusammenhalt.
Ein größerer pädagogischer Handlungsspielraum, ein besserer Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern und eine höhere Berufszufriedenheit sind der Lohn. Außerschulische Kooperationspartner bereichern das Lernen in der Ganztagsschule und geben neue Impulse.
Individuelle Förderung
Oft erfahren Eltern von schulischen Problemen ihrer Kinder erst, wenn es schon beinahe zu spät ist. Ganztagsschulen bieten Chancen für Entwicklung: Lernschwächen wird schon früh Einhalt geboten. Neue Unterrichtskonzepte bieten mehr Zeit - Zeit für individuelle Förderung.
An Ganztagsschulen sind die Hausaufgaben zunehmend in den Schulalltag integriert. In Lern- und Aufgabenzeiten werden die Schülerinnen und Schüler individuell gefördert und dabei von pädagogischen Fachkräften unterstützt.
In Arbeitsgemeinschaften, Neigungsgruppen und Projekten können die Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten und Begabungen ausbauen. Fachliche und fächerübergreifende Kompetenzen, Sprach- und Lesekompetenzen, vor allem aber das soziale Lernen werden gefördert.
Kreative Freizeitgestaltung
Schule und Freizeitgestaltung - in der Ganztagsschule finden beide zusammen. Kreative Aktivitäten haben einen festen Platz im Schulalltag. Dazu tragen insbesondere auch außerschulische Kooperationspartner bei.
Vielfältige Angebote und Projekte bringen Spaß und Abwechslung, sie fördern Motivation und Teamfähigkeit. Durch die gemeinsam verbrachte Zeit entwickelt sich zwischen Lernenden und Lehrenden ein solides Vertrauensverhältnis - die beste Basis, um Probleme schon früh zu erkennen und anzusprechen.
Ganztagsschulen bieten auch Bereiche für Ruhe und Entspannung an - zum Beispiel Spiel- und Leseecken, Rückzugsorte, an denen die Kinder und Jugendlichen unter sich sein können, oder „Bewegte Pausen“ mit Sport und Spiel.
Gesunde Schulverpflegung
Zur Ganztagsschule gehört eine gesunde Schulverpflegung. Das gemeinsame Mittagessen fördert nicht nur eine gesunde Ernährung, sondern auch soziales Lernen und Gemeinschaftsgefühl. Viele Ganztagsschulen bieten bereits Schulfrühstück und Pausenverpflegung an.
Manche Schulen kochen in der eigenen Schulküche, andere lassen das Essen von einem Catering-Service liefern oder teilen sich mit benachbarten Schulen eine Schulmensa. In der Aufbauphase einer Ganztagsschule lohnt es sich, die Gegebenheiten vor Ort genau auszuloten. Unterstützung geben die regionalen Vernetzungsstellen Schulverpflegung.
Familienzeit und Ganztagsschule
Kinder oder Beruf? Vor dieser Entscheidung wollen immer weniger junge Menschen stehen. Ganztagsschulen unterstützen Mütter und Väter, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.
Ganztagsschulen wollen nicht die Familie ersetzen. Sie ergänzen das Familienleben sinnvoll, entlasten die Eltern und beziehen sie gleichzeitig in das Schulleben ein. Durch Ganztagsangebote bleibt sogar mehr Zeit fürs Familienleben, zum Beispiel, weil „Hausaufgaben“ schon in der Schule erledigt sind.
An Ganztagsschulen ist das Engagement von Eltern ausdrücklich erwünscht. Bildungs- und Erziehungspartnerschaften zwischen Familien und Schule tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche ihre Potenziale voll entfalten können.