Mit Bonni und den Baskets in die Ganztagsgrundschule : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Seit fünf Jahren engagiert sich der Basketball-Bundesligist Telekom Baskets in Bonner Grundschulen, um Bewegung und Gesundheit zu fördern. Projektleiter Alexander Pütz und Sportmanager Daniel Seffern im Interview.

Online-Redaktion: Was motivierte die Telekom Baskets Bonn vor ziemlich genau fünf Jahren, sich in den Ganztagsgrundschulen der Stadt zu engagieren?

Alexander Pütz: Mal ganz abgesehen davon, dass wir uns als Bundesligist zur Arbeit im Jugend- und Schulbereich verpflichtet haben, ist es uns ein gesellschaftliches Anliegen. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass Kinder Sport treiben, sich bewegen, ein Bewusstsein für ihre Gesundheit entwickeln. Es geht um die Koordination von Bewegung und zum Teil so vergleichsweise einfache Dinge wie Bälle unterschiedlicher Größe und Gewichts zu fangen oder Seilchen zu springen. Wir müssen erkennen, dass Körperbeherrschung und -koordination in der Coronazeit weiter abgenommen haben. Die Schulen in Bonn haben sich dieser Aufgabe nach unserer Einschätzung besonders verschrieben. Dabei wollen wir sie mit unseren Projektinitiatoren, der Deutschen Telekom und der Stadt Bonn, unterstützen. Es geht uns gar nicht in erster Linie darum, dass die Schülerinnen und Schüler Basketball spielen. Aber wir haben natürlich nichts dagegen, wenn sie den orangen statt des Fußballs dafür nutzen.

Online-Redaktion: Wie unterstützen Sie die Schulen und wie viele erreichen Sie?

Pütz: Langfristig möchten wir am liebsten alle 52 Bonner Grundschulen für unsere Basketball-Projekte begeistern. Und die Zahl steigt stetig, nicht nur in Bonn, sondern auch in der näheren Umgebung. Aktuell beteiligen sich 38 Schulen an der Grundschul-Challenge. Los ging es mit unseren Profis Michael Kessens und Zach Ensminger an der KGS Josefschule, die die Schülerinnen und Schüler auf die neue Saison vorbereiteten. Die Grundschul-Challenge richtet sich an die ersten und zweiten Klassen. Wir bereiten die Lehrkräfte auf das Training, das zumeist im Sportunterricht stattfindet, intensiv vor und stellen ihnen Trainingspläne zusammen. Damit können sie die Kinder im Unterricht an acht Bewegungsstationen trainieren.

Bewegungsstationen von Seilspringen über Ballgewöhnung ...
Bewegungsstationen von Seilspringen über Ballgewöhnung ... © Norbert Ittermann

Die Bewegungsstationen reichen von Seilspringen über Ballgewöhnung und Hüpfen zwischen Leitersprossen bis hin zu Passübungen mit Bällen. Für jede Übung stehen 30 Sekunden zur Verfügung. Im Vordergrund steht der Spaß – Spaß an der Bewegung, Spaß daran, etwas im Team zu erleben, sich unterschiedlichen Aufgaben zu stellen und diese zu bewältigen. Alle Schulen, zu denen ich den Kontakt halte und die ich berate, erhalten ein Starterpaket, bestehend aus einem Gitterwagen und zahlreichen Utensilien, die zur Umsetzung der Übungen erforderlich sind.

Online-Redaktion: Und wann kommt der Wettkampfcharakter zum Tragen?

Pütz: Alle Schulen nehmen zum Abschluss der Challenge an den so genannten Challenge-Days teil und absolvieren dort acht Stationen. Sie finden in unserem vereinseigenen Ausbildungszentrum statt. Die besten acht Schulen qualifizieren sich für das große Challenge-Finale in unserer Bonner Halle „Telekom Dome“. Wir verteilen übrigens keine Punkte, sondern „Bonni-Taler“ nach unserem Vereinsmaskottchen Bonni. Es erfreut sich nicht nur unglaublicher Beliebtheit, sondern ist Motivation pur für die Schülerinnen und Schüler. Bonni sorgt für eine faszinierende Bindung und Identifikation – mit dem Projekt, dem Basketball und natürlich auch mit uns als Verein.

Online-Redaktion: Welche Möglichkeiten bieten Sie für den Ganztagsbereich?

Pütz: Viele Schulen sagen uns, dass eine Einbettung im Sportunterricht nicht möglich sei. Dies trifft besonders auf die Jahrgänge 3 und 4 zu. Für sie haben wir die Grundschul-Liga entwickelt. Die meisten dieser 28 beteiligten Schulen bieten im Nachmittagsband eine Arbeitsgemeinschaft Basketball an. Hier werden die Kinder tatsächlich gezielt auf das Basketball-Spiel vorbereitet – ebenfalls anhand von uns konzipierter Pläne für insgesamt 15 Trainingseinheiten. An verschiedenen Samstagen finden dann zwischen diesen Mannschaften Hin- und Rückspiele statt, in denen der Grundschulmeister ermittelt wird.

Online-Redaktion: War die Corona-Zeit für Ihre Bemühungen eine verlorene Zeit?

Pütz: Verloren nicht, aber anders. Wir mussten uns Neues ausdenken und haben es geschafft. Wir haben Online-Trainingseinheiten für die Lehrkräfte erarbeitet. Diese Online-Challange 4.0 erreichte insgesamt 1.000 Schülerinnen und Schüler via Zoom und hatte den Charme, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit unseren Profis messen konnten, wenn im Film zu sehen war, wie viele Seilsprünge diese in 30 Sekunden schafften. Das Engagement der Lehrkräfte insgesamt und besonders auch in dieser Zeit war bemerkenswert.

Online-Redaktion: Unterstützen Sie die Schulen auch personell?

Pütz: Wenn eine Schule über kein entsprechendes Personal verfügt wird, suchen wir für sie Übungsleiterinnen und -leiter. Das können dann Mitarbeitende der Baskets sein, aber auch angehende Trainerinnen und Trainer von der Sporthochschule.

Begeisterung beim Bundesligisten auf dem "Heartberg"
Begeisterung beim Bundesligisten auf dem "Heartberg" © Norbert Ittermann

Online-Redaktion: Wie reagieren die Schulen?

Pütz: Die Resonanz spricht ja schon alleine Bände. Aber wir spüren die Zustimmung auch bei der halbtägigen Lehrerfortbildung und der jährlichen Feedbackrunde nach unser Challenge und Liga. Der große Katalog an Hilfsmitteln wie Trainingsplänen und Materialien, die Olaf Stolz, Onur Cetin und ich entwickelt haben, macht es den Lehrkräften leicht, die Projekte umzusetzen.

Online-Redaktion: Manchmal reagieren Lehrkräfte skeptisch auf Angebote von außen, weil sie meinen, dass sie selbst dafür besser ausgebildet sind.

Daniel Seffern: Die Erfahrung haben wir durchaus auch schon einmal gemacht, aber insgesamt spüren sie unsere Intention. Wir wollen niemanden belehren oder jemandem etwas wegnehmen. Wir möchten die bestehenden Angebote erweitern und dabei Einstiegshürden niedrig halten. Wahrscheinlich war es hilfreich, dass wir von Beginn an das Sport- und Schulamt der Stadt Bonn ins Boot geholt haben. Wir haben unsere Pläne vorgestellt, gemeinsam geprüft, ob sie umsetzbar sind. Und sind auf offene Ohren gestoßen. Viele Schulen verfügten über kein entsprechendes Material für das Basketballspiel. Manche Lehrkräfte räumten ein, Berührungsängste mit dieser Sportart gehabt zu haben, weil sie während ihres Studiums damit nur am Rande zu tun hatten. Das gilt übrigens auch für unser drittes Standbein an den Schulen: Da übernehmen Profispieler der Baskets eine Trainingseinheit oder Sportstunde.

Online-Redaktion: Welche Rolle spielen Netzwerke mit anderen Clubs, möglicherweise auch aus anderen Sportarten?

Pütz: Das wird zunehmend wichtiger. Wir tauschen uns beispielsweise mit Borussia Mönchengladbach, aber auch mit Badmintonclubs wie dem Bundesligisten BC Beuel über die Kooperation mit Schulen aus. Unsere Bundesligaspieler haben infolge unserer Kontakte auch schon einmal einen Tennisschläger in der Hand. Und natürlich arbeiten wir möglichst eng mit anderen Bonner Basketballvereinen zusammen. So helfen wir, wenn sich ein Kind im Rahmen unserer Aktivitäten in Basketball verliebt hat, einen passenden Verein in Wohnortnähe zu finden.

Online-Redaktion: Wie profitiert der Bundesligist Telekom Baskets von dem Engagement in Schulen?

Vereinsmaskottchen Bonni ist Motivation pur.
Vereinsmaskottchen Bonni ist Motivation pur. © Norbert Ittermann

Daniel Seffern: Natürlich haben wir etwas davon, allein schon, wenn die Kinder alleine oder mit ihren Eltern zu unseren Heimspielen auf den „Heartberg“, also in unsere Halle auf dem Bonner Hardtberg kommen. Auf Mitgliedersuche sind wir aktuell nicht, unsere Hallen- und Trainerkapazitäten sind nahezu ausgeschöpft. Aber wir sind sehr glücklich, wenn wir unseren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen können und das Feuer für den Basketball entzünden.

Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

Zu den Personen:

Alexander Pütz, Jg.1983, ist seit 2020 Sportlicher Leiter der Schulprojekte Baskets Grundschul-Challenge und Baskets Grundschul-Liga. Außerdem trainiert er im Jugendbereich die U12-Regionalligamannschaft der Baskets. Er ist ausgebildeter Trainer für den C-Leistungssport und als Coach auch noch in seinem Heimatverein TV Neunkirchen aktiv.

Daniel Seffern, Jg.1991, ist seit September 2021 Leiter der Team-Organisation bei den Telekom Baskets Bonn. Nach dem Sportmanagement-Studium an der Hochschule Koblenz war er ab 2018 Marketing-Manager des Clubs. Seit 2012 hatte er bereits verschiedene Aufgaben im Bereich Teammanagement inne und baute die Projekte Baskets-Grundschul-Challenge und Baskets-Grundschul-Liga mit auf.

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