Fußball-EM: Ganztagsschulen bleiben am Ball : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg / Philipp Albrecht

Es ist so weit: Frankreich lädt zur 15. Fußball-Europameisterschaft. In Ganztagsschulen überall im Land sind „Soccer Kings“, „IGS-Kickers“ und „Kicking Girls“ ebenfalls am Ball.

Die europäische Fußball-Familie ist für rund einen Monat vereint und blickt gemeinsam nach Frankreich, wo bekanntlich nicht nur der Fußball, sondern auch die Ganztagsschule ein Zuhause hat. Jetzt wird zum 15. Mal der Fußballeuropameister gesucht – erstmals mit 24 statt 16 Teams und damit auch einem bunteren Feld, neu dabei sind z. B. Albanien, Island und Nordirland.

Junge mit Fußball
© Britta Hüning

Parallel findet indes eine zweite Europameisterschaft statt, nicht in Frankreich, sondern in Berlin – und das seit 1998 sogar jährlich. Am 30. Juni ist es wieder so weit: In der Hans-Rosenthal-Sportanlage spielen über 30 Mannschaften aus 16 Europaschulen um die Pokale. Seit fünf Jahren wird der Fairness-Pokal „Ich spiele fair“ vergeben. Mit drei Mannschaften ist u. a. die Märkische Grundschule vertreten. Auch im Gymnasium in Schönefeld, einer Außenstelle des F.-A.-Brockhaus-Gymnasiums in Leipzig, „machen wir uns fit für die Fußball-EM“: Der Förderverein hat zwei Fußballtore gespendet, mit denen die Schülerinnen und Schüler ihre Treffsicherheit trainieren können.

Kicking Girls

Einen deutschen Fußball-Europameister gibt es bereits: Die Schülerinnen der Nürnberger Bertolt-Brecht-Schule haben bei der World School Championship in Lille, bei der zugleich die Schulfußball-Europameisterschaft ausgespielt wurde, den Titel gewonnen.  Der Sieger der Europameisterschaft, die neun Kölner Ganztagsschulen fair und ohne Schiedsrichter austragen wollen, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Fußball ist schon längst keine Jungen-Domäne mehr. Das beweisen die Kicking Girls in Würzburg. Das seit sechs Jahren bestehende Fußballprojekt für Mädchen ist mit mehr als zwölf Arbeitsgemeinschaften an Kitas und Schulen der größte Kicking-Girls-Standort in Bayern. Geschulte Trainerinnen gehen in die Partner-Kitas und -Schulen wie die Grundschule Würzburg-Heuchelhof und führen einmal in der Woche eine Fußball-AG für die Mädchen durch. Die Mädchen bleiben in den AGs unter sich und können in Ruhe ihre Begeisterung für das Fußballspielen entwickeln.

Ein Mädchen-Fußballprojekt hat auch der Berliner Fußball-Verband ins Leben gerufen. Im Programm „Zukunftsinitiative Stadtteil“ werden AG-Angebote in Grundschulen erweitert. Mit dabei sind u. a. die Grundschule am Amalienhof mit den Spandauer Kickers, die Rudolf-Wissell-Grundschule mit Rot-Weiß Viktoria Mitte und die Paavo-Nurmi-Grundschule mit dem BSC Marzahn.

Pausenliga mit EM-Edition

Die Französisch-Schülerinnen und Schüler des 7. Jahrgangs an der Gyula-Trebitsch-Schule in Hamburg-Tonndorf haben sich unter dem Oberthema „EURO 2016“ Geschichten ausgedacht und dann Comics gezeichnet. Ob Autopannen auf dem Weg zum Finalspiel in Paris, zerbrochene Freundschaften, da der Freund sich nur noch für Fußball interessiert, oder Wunderheiler, die einen zum Fußballstar machen – der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Eine Tradition seit 2010 ist die Pausenliga am Schulzentrum Mellendorf. Aus Anlass der Europameisterschaft wird die Pausenliga zurzeit im EM-Stil durchgeführt. Teams wie die „Soccer Kings“, „Die Genialen Fünf“, „IGS-Kickers“ oder „Royal Club Askona“ haben sich in Nationen verwandelt, die ihnen zugelost wurden. Sie kämpfen in den üblichen Disziplinen Fußball, Hockey und Kickern um den Titel. Letzter Stand: Die große alte Fußball-Nation England feiert eine glänzende Wiederauferstehung, während es für unsere österreichischen Nachbarn mal wieder nicht besonders berühmt ausschaut.

In der Europaschule Storkow bildete die Europawoche im Mai mit dem Projekt „Große für Kleine“ und der Fußball-Europameisterschaft zum Abschluss einen Höhepunkt im Schulkalender. Bei der „Jugend trainiert für Olympia“-Fußballmeisterschaft ging der Titel in diesem Jahr nach Brandenburg: Die Waldhofschule Templin setzte sich knapp mit 4:3 gegen die St. Laurentius Schule aus dem sauerländischen Attendorn durch.

www.fußballmathe.de

Wer wird denn nun Europameister? Auf der Internet-Seite www.fußballmathe.de gibt es neben Mathe-Aufgabenbögen und weiteren Materialien ein individuell einstellbares Prognosemodell, das die Titelfavoriten errechnet. Das Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat in Kooperation mit der Stiftung Rechnen anlässlich der EURO 2016 dieses Projekt gestartet.

Schule Schenkelsberg
© Britta Hüning

Doch nicht nur für und mit der Mathematik lässt sich das runde Leder nutzen, sondern auch für den Deutschunterricht. Das Goethe-Institut hat Unterrichtsmaterialien und Lehrerhandreichungen zum Thema Europameisterschaft 2016 herausgebracht. Daneben gibt es eine Broschüre über die EURO, mit der „die EM kurz vor den Sommerferien auch in Ihre Klassenzimmer“ geholt werden kann. Neben dem Deutschen Bildungsserver bietet der Hessische Bildungsserver viele Materialien zur Unterrichtsgestaltung und für Hintergrundinformationen an. Im Lernarchiv Fußball-EM ist eine umfassende Link-Sammlung hinterlegt.

Fußball gibt den „Lese-Kick“

Ein besonderes Projekt der Baden-Württemberg Stiftung, des VfB Stuttgart und des SC Freiburg ist kicken&lesen, mit dem Jungen zum Lesen animiert werden. Zwischen dem Fußballspiel und -training konzentrieren sich die Schüler auf Lesematerial und lösen Aufgaben. Kleine Teams und Gruppenarbeiten stärken das Gemeinschaftsgefühl, indem man sich gegenseitig hilft. Dieses Jahr findet wieder das „kicken&lesen SommerCamp“ statt.

Bei kicken&lesen beteiligen sich viele Ganztagsschulen wie die Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule Kornwestheim, die Spitalhof-Gemeinschaftsschule in Ulm oder die Schillerschule Rheinfelden. Unter dem Motto „Anpfiff für Konstanz“ sind auch die Theodor-Heuss-Realschule und die Geschwister-Scholl-Schule mit dabei.

Vom 27. Juni bis 8. Juli werden zahlreiche Autoren im Projekt „Lese-Kick in Bayern“ im Deutsch- und Sportunterricht in Unterfranken und Mittelfranken aktiv. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat Fußball-Lesekisten zusammengestellt, mit der 40 Schulklassen bedacht werden konnten.

Fußball
© Britta Hüning

Bereits seit 2007 gibt es „Fußball trifft Kultur" unter Beteiligung der Bundesliga-Stiftung. Clubs wie Hertha BSC Berlin, Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 beteiligen sich daran, und Spieler wie Manuel Neuer haben schon mitgekickt. Das Projekt läuft mindestens über ein Schuljahr; die teilnehmenden Kinder erhalten zweimal wöchentlich Fußballtraining und Förderunterricht.

„Erst Deutsch, dann dribbeln“

Erfreulich ist, wie viele Profi-Fußballer um ihre Idolfunktion wissen und Verantwortung übernehmen. Ex-Nationalspieler wie Per Mertesacker engagieren sich mit Stiftungen für Kinder und Jugendliche. Mertesacker meint: „Erst Deutsch, dann dribbeln“. In diesem Sinne setzt sich seit 2009 das Förderprojekt „Sport als Chance“ im Rahmen seiner Stiftung für die Integration, Bildung und sportliche Betätigung von Kindern und Jugendlichen ein. Die Begleitung und Förderung der Mädchen und Jungen im Fußball und in der Lernförderung ist auf über zehn Jahre bis zum Start einer Berufsausbildung ausgelegt.

Die Lukas Podolski Stiftung fördert seit 2006 das Projekt „RheinFlanke“, das 1.200 junge Menschen unterstützt. Die Mitarbeiter gehen raus auf die Straße, mit dem Ball unterm Arm auf den Bolzplatz oder den Schulhof, um mit Hilfe des Fußballs Werte wie Respekt und Fair Play zu vermitteln. Die Stiftung fördert auch das Projekt „kicken & lesen Köln“, an dem z. B. die Edith-Stein-Schule Köln-Nippes, die Ernst-Simons-Realschule und die Schule Auguststraße teilnehmen.

Die Christoph Metzelder Stiftung fördert unter anderem Hausaufgabenbetreuung, Lernhilfen und Jugendprojekte wie „Bildungstankstelle – Straßenkinder e.V. Berlin“, „brotZeit e.V.“ in München und Projekte für geflüchtete Jugendliche. Auch die Manuel Neuer Kids Foundation engagiert sich rund um die Schulbildung und unterstützt in langfristig angelegten Projekten Nachhilfe, gesundes Schulessen und Jugendtreffs, z. B. „Schalke macht Schule“ an Gelsenkirchener Schulen, wie der Gesamtschule Buer-Mitte.

Die Neven Subotic Stiftung ist international aktiv, indem sie z. B. in Äthiopien den Bau von Brunnen an Schulen und damit sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser finanziert. Wenn der nächste Brunnen nicht mehr zehn Kilometer entfernt ist, so Subotic, können Kinder oft überhaupt erst zu Schule gehen. Sein Wunsch ist, „dass alle Kinder, unabhängig von Nationalität, Religion oder Hautfarbe die Möglichkeit zur Erfüllung ihrer Träume haben“.

Bunte Schulfussballwelt

So bunt wie die Fußball-EM ist auch der Schulfußball: Das Projekt „Bunter Schulfußball“ des Hessischen Fußballverbandes soll sozial benachteiligten Jugendlichen eine neue Perspektive aufzeigen. Im aktuellen Schuljahr werden Schülerinnen und Schüler an acht hessischen Schulen zu Fußball-Schiedsrichtern ausgebildet.

Es sind unter anderem die Liebigschule Gießen, die Oranienschule Wiesbaden, die Freiherr-vom-Stein-Schule Fulda und die Bachschule Offenbach dabei. Und schließlich engagieren sich bundesweit Fußballvereine für die Kinder- und Jugendarbeit. Sie wissen: Sport ist Bildung, macht Spaß und führt zusammen.

Die Redaktion wünscht allen Schülerinnen und Schülern tolle Erlebnisse auf dem Fußballplatz, vor dem Fernseher und den Großbildleinwänden! Auf eine schöne EM!

 

Kategorien: Service - Kurzmeldungen

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