Eiserne Grüße. Ganztags. : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

„Union macht Schule“! Der 1. FC Union Berlin engagiert sich in Ganztagsschulen, Kitas und Ferienbetreuung. Das schafft „unfassbare Erlebnisse“. Immer eisern.

Kooperation macht Schule
"Profivereine machen Schule" © ALBA Berlin

Schöner hätte er sich den Abschied in die Ferien nicht vorstellen können: Bevor es in den Urlaub ging, konnte Hendrik Brösel, Leiter der Sportförderung beim 1. FC Union Berlin, noch das verrückte Heimspiel der Zweitliga-Mannschaft mitnehmen. Mit 4:3 besiegte der Zweitligist in einem mitreißenden Spiel Holstein Kiel. Die Alte Försterei bebte, 21.000 Zuschauer und Zuschauerinnen waren aus dem Häuschen.

Schöner hätte sich Hendrik Brösel aber auch seine Ankunft aus den Ferien nicht vorstellen können, denn erst am Mittag war er wieder aus einem fünftägigen Feriencamp aus dem Feriendorf Dorado in Brandenburg zurückgekehrt. Wobei dies natürlich eher ein Arbeitsurlaub gewesen ist. Spaß macht es Brösel, von Hause aus Erzieher, aber immer. „Die Vielfältigkeit meines Jobs gefällt mir. Jede Situation hat ihre Eigenheiten“, verrät er.

Als Leiter der Sportförderung im Verein koordiniert Brösel „Union macht Schule“, das Kita-Projekt „Keules Knirpse“, das Projekt „Union in Fahrt“ und die Ferien-Fußballcamps. Seit dem Schuljahr 2012/2013 hat der Fußballverein seine Kooperationen und Projekte mit Kindern sukzessive ausgebaut und wird dies weiter tun. Erstmals ist zum Beispiel in den Osterferien ein Feriencamp für Mädchen organisiert worden, das laut Brösel auch erfolgreich verlaufen ist.

Unfassbares Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler

Alles fing im Schuljahr 2012/2013 an, als Union unter dem Dach des von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft geförderten Projekts „Profivereine machen Schule“ sein „Union macht Schule“ startete. Ziele dieser Kooperation sind ein qualitativ hochwertiger Sportunterricht, eine attraktive Gestaltung des Ganztagsbereichs durch spezielle Sportangebote, außerschulische Betreuung in Wochenend- und Feriencamps sowie die nachhaltige Anbindung an den organisierten Sport. Neben Union engagieren sich die Basketballer von ALBA Berlin, die Volleyballspieler von Berlin Recycling Volleys, die Eishockeyspieler von Eisbären Berlin, die Handballer von Füchse Berlin und Hertha BSC im Projekt "Profivereine machen Schule".

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© Sophia Vogel

Im Bezirk Treptow-Köpenick, in dem Union beheimatet ist, läuft seitdem eine Kooperation mit sechs Ganztagsgrundschulen: der Grundschule an der Wuhlheide, der Bouché-Grundschule, der Müggelschlößchen-Grundschule, der Sonnenblumen-Grundschule, der Grundschule am Mohnweg und der Grundschule in der Köllnischen Vorstadt. In diesen Ganztagsschulen arbeitet ein Trainer aus dem Jugendbereich mit 16 Wochenstunden zusammen mit dem jeweiligen Sportlehrer im Sportunterricht der 1. und 2. Klasse und bietet am Nachmittag in den höheren Jahrgangsstufen noch Fußball-AGs an. Für die Kinder sei das ein „unfassbares Erlebnis, dass da ein Union-Trainer mit im Unterricht ist, und sie erzählen viel davon zu Hause“, so Hendrik Brösel.

„Mit zwei Erwachsenen, einem Lehrer und einem Trainer, immer in Doppelbesetzung, sodass man die Klasse auch mal teilen kann, das ist meiner Meinung nach das Ideal“, schwärmt der Leiter der Sportförderung. „Der Sportunterricht in der Schulanfangsphase hat sich verändert. Es gilt spielerisch, unter koordinativen Gesichtspunkten, die Bewegungslust zu fördern. Der Fußball steht hier noch nicht so sehr im Vordergrund wie in den Arbeitsgemeinschaften, für die sich ja bewusst fußballinteressierte Schülerinnen und Schüler anmelden.“

Tobestunde für „Keules Knirpse“

Laut Brösel müssten sich beide Partner – Schule und Verein – ihrer Rollen bewusst sein, damit die Zusammenarbeit optimal funktioniert. „Die Kernkompetenz der Schule ist der Unterricht, und unser Trainer darf nicht zum Ersatzsportlehrer werden. Nicht verhandelbar ist für uns der Betreuungsschlüssel. Wir wollen eine dauerhafte Kooperation, und da ist es sinnvoll, dass so viele Stunden hineinfließen. So können wir ein qualitativ richtig hochwertiges Angebot machen.“ Gerne würde man das Angebot auch an weiteren Ganztagsgrundschulen anbieten.

Union in Fahrt
Ritter Keule, das Maskottchen von Union Berlin © Union Berlin

Ritter Keule, das Union-Maskottchen, taucht aber inzwischen nicht nur in den Schulen, sondern seit einem Jahr auch schon in Kindertageseinrichtungen auf. „Keules Knirpse“ wurde im September 2016 in 14 Kitas in den Bezirken Köpenick, Neukölln und Pankow gestartet. „In diesem Projekt geht es weniger um den Fußball, sondern mehr um allgemeinsportliche Bewegungsangebote, die wir in spannende Geschichten wie um das Thema Zoo oder das Weltall einbetten. Im vergangenen Jahr wurde vielleicht zweimal Fußball gespielt“, erläutert Hendrik Brösel.

Im Rahmen von "Keules Knirpse" führen Trainer sogenannte Tobestunden durch. Hier gibt es Fang-, Lauf- und Tummelspiele, es wird der Umgang mit springenden, rollenden und geworfenen Bällen geübt, dazu gibt es vielfältige motorische Herausforderungen, freies Spielen und Ausleben der Bewegungsbedürfnisse. „Wir setzen einmal pro Woche sieben Trainer ein, von denen mehrere einen pädagogischen Hintergrund haben. Inzwischen arbeiten wir mit zwei Erzieherfachschulen zusammen, um gemeinsam für diese Arbeit auszubilden“, berichtet der Leiter der Sportförderung.

Wie die Zusammenarbeit mit den Grundschulen ist die Kooperation laut Hendrik Brösel bis jetzt reibungslos gelaufen: „Es hat sich über die Zeit ein Vertrauensverhältnis gebildet, und die Arbeit macht große Freude. Ich selbst finde die Elterngespräche in den Kitas toll, wenn wir über unser Projekt berichten und gleichzeitig Feedback erhalten.“

Mit Herzblut dabei

40 Mal pro Jahr kommt „Union in Fahrt“. Dann reisen zwei Trainer aus dem Nachwuchsleistungszentrum zu Vereinen der Umgebung wie zum FSV Luckenwalde oder zum SV Falkensee-Finkenkrug, wo sie kostenfrei für Kinder aus dem Kleinfeldbereich einen Trainingsnachmittag gestalten. Dazu kommen noch Trainer aus der Umgebung, die zeitgleich eine Trainerfortbildung erhalten. „Dieses Angebot testen wir aktuell auch an Schulen, in denen wir dann den Fußballteil herunterdrosseln“, berichtet Hendrik Brösel.

Auch in den Ferien können Schülerinnen und Schüler mit Union gegen das runde Leder treten. Seit vielen Jahren gibt es die Feriencamps, in denen Trainer aus dem Nachwuchsleistungszentrum mit 40 Kindern für vier Tage von 9.00 bis 15.30 Uhr zwei Trainingseinheiten täglich absolvieren. Das Angebot ist so beliebt, dass es in diesem Jahr ausgeweitet worden ist: Neben dem erwähnten Mädchencamp gibt es auch zwei Camps außerhalb von Berlin in Kooperation mit dem SV Bernau und dem SV Luckenwalde. „Der Höhepunkt der Woche ist dann der Eisern-Cup: Die Kinder spielen ein Turnier, Ritter Keule schaut vorbei und manchmal auch ein Profispieler“, erzählt der Fußballtrainer.

Bälle
© Sophia Vogel

Die Nachfrage ist so groß, dass drei Tage nach der Anmeldefreischaltung am 1. Februar schon 70 Prozent der Plätze vergeben waren. Das passt zu einem Club, der tief im Stadtteil verwurzelt ist, dessen Schlachtruf „Eisern Union!“ lautet und der vom Enthusiasmus seiner Mitglieder und Fans lebt, die das Stadion Alte Försterei in 140.000 freiwilligen Arbeitsstunden selbst modernisiert haben. Hendrik Brösel: „Die rund 30 Leute, die in der Sportförderung tätig sind, arbeiten mit Herzblut an der Sache und bieten Projekte mit einer hohen Angebotsqualität. Das ist Union pur.“

Kategorien: Service - Kurzmeldungen

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