ALBA: Sport digital in Quartier und Ganztag : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke
Der Sport darf nicht „hinten runterfallen“, meint ALBA Berlin. Die Online-Fortbildungen des Vereins, der auch Träger des Ganztags an einer Schule ist, fanden bundesweit bereits mehr als 8.000 Interessierte.
Ob der Griff nach den Sternen, sprich der Titelgewinn in der Basketball-Bundesliga, erneut gelingt, entscheidet sich für ALBA Berlin erst in den kommenden Wochen. Der Griff nach den Sternen in der Ganztags- und Schulszene der Bundeshauptstadt und deutlich über deren Grenzen hinaus, ist dem Verein indes bereits gelungen. 160 Schulen haben das Angebot „ALBA macht Schule“ bislang genutzt.
An der Albert-Gutzmann Schule im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen hat der Club im aktuell laufenden Schuljahr erstmals die Trägerschaft des Ganztags übernommen. Und die ALBA-Online-Fortbildungsangebote gehen gerade „durch die Decke“. So jedenfalls formuliert es Christian Steinberg. Er leitet gemeinsam mit Ex-Nationalspieler und ALBA-Vizepräsident Henning Harnisch das Projekt „Sport digital – Mehr Bewegung im Quartier“. Es wurde 2020 als Modellprogramm im Rahmen des ressortübergreifenden Bundesförderprogramms „Soziale Stadt – Nachbarschaften stärken – Miteinander im Quartier“ gestartet.
Online-Fortbildungen im Sachen Sport standen bislang nicht auf der Agenda. Da kam ALBA mit seinem bundesweit nutzbaren Programm gerade zur rechten Zeit. Und die Resonanz nach bisher zehn einstündigen Online-Schulungen ist überwältigend. Mehr als 500 Teilnehmende konnten zu jeder Veranstaltung begrüßt werden. In der Spitze waren es sogar 1.000. Insgesamt meldeten sich bereits über 8.000 Interessierte an. Und so entwickelt sich das Angebot rasant, man könnte auch sagen: fliegend – passend zum Spitznamen des Vizepräsidenten Harnisch „Flying Henning“. Christian Steinberg ist begeistert: „Wir haben echt lange überlegt, ob das ankommen wird und wären mit 300 Teilnehmenden pro Veranstaltung total zufrieden gewesen.“
Online-Sport mit neuen Zielgruppen
Zufrieden schalten die Allermeisten nach einer guten Stunde ab und gehen mit neuen Ideen an ihre (Bewegungs-)Arbeit mit „ihren“ Kindern und Jugendlichen. Denn nach dem Start mit den YouTube-Sportstunden, die sich zunächst an Kinder und Jugendliche, dann auch an Seniorinnen und Senioren richteten, hat ALBA seine Zielgruppe erweitert. Jetzt richten sich die ebenfalls kostenlosen Online-Fortbildungen an Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Trainerinnen und Trainer.
Christian Steinberg erläutert die Entwicklung: „Beim Start des Fortbildungsprogramms im Winter haben wir mittels aufwändig produzierter Erklärvideos, interaktiver Diskussionsrunden und umfangreichen Nachbereitungsmaterials zunächst bei ganz praktischen Fragen zum Sporttreiben mit Kindern unter Corona-Einschränkungen ausgeholfen: Wie gelingt Sport mit Abstand? Welche Spiele eignen sich fürs Klassenzimmer? Wie kann digitales Online-Training aussehen? Damit haben wir einen ganz deutlich spürbaren Bedarf bedient, das hat uns nicht nur die überwältigende Resonanz gezeigt.“
Offensichtlich haben die „Macher“ auch die Wünsche der Zielgruppen richtig eingeschätzt. Reaktionen belegen dies:
„In Zeiten von Corona, finde ich es super, dass Alba sich sehr engagiert, Anregungen und konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Besonders die Sportstunde, die auf YouTube bereitgestellt wurde, habe ich meinen Schülern als Bewegungsalternative mitgegeben. Super! Sehr kreativ und einfach umzusetzen. Diese Weiterbildung finde ich gut, da man kein extra Wochenende einplanen muss. Durch Auffrischung oder neue Variationen helfen mir diese Veranstaltungen, meinen Unterricht und AGs wieder aufzupeppen. Danke“, formuliert eine Person.
Eine andere meint: „Das war meine erste Fortbildung und ich bin ganz begeistert. Mir hat der Wechsel zwischen Input und eigenem Tun sehr gut gefallen. Ich fand auch, dass ihr alles sehr gut beschrieben habt und alle Übungen und Ideen auch dem Alter der Kinder entsprechend umgestaltet werden können.“
„Springende Malerei“
Ohne Frage: Das Konzept ALBAs hat Charme. Unterschiedliche Trainerinnen und Trainer, Referentinnen und Referenten, unter ihnen der für die Aus- und Fortbildung im Verein Verantwortliche Nicholas Behne sowie der Beauftragte für Schulbasketball in Berlin Florian Lau wechseln sich ab. Der Theorie folgen aktive Phasen, die einen durchaus ins Schwitzen bringen können. Der Autor hat sich etwa am „Farbigen Viereck“ probiert und weiß jetzt, dass er eben kein junger Hüpfer mehr ist. Auf dem Fußboden werden vier farblich unterschiedliche Elemente platziert, die es je nach Ansage der Übungsleitung zu berühren gilt. Koordination und Fitness sind gefragt.
Nicht minder ergeht es einem bei der „Springenden Malerei“, die Bestandteil der Fortbildungsreihe „Spaß und Bewegung“ im Online-Training ist. Auf den Boden wird mit Hilfe von Socken eine sogenannte Koordinationsleiter gelegt. Zwischen den Streifen „dürfen“ die Teilnehmenden hüpfen, und bei jedem „Happy“ aus dem gleichnamigen Song einen Strich auf ein an der Wand befestigtes Blatt ziehen. Mehr als drei Minuten dauert die Übung und wer Glück, Talent und vor allem Ausdauer hat, darf sich anschließend freuen, wenn ihm das angestrebte Ziel, einen Igel zu zeichnen, gelungen ist.
Trainer Constantin Kern war die Anstrengung anzusehen, der Autor hielt nicht ganz durch, fand dafür aber ein paar Striche neben dem Papier auf weißer Raufasertapete. Auch schön. Einen Tipp, wie der farbige Strich an der Wand leicht wieder zum Verschwinden gebracht werden kann, erhalten die Teilnehmenden zwar nicht, aber andere, durchaus praktische folgen. Etwa, dass der Zettel auch auf den Fußboden gelegt werden kann, und auch, wie die Lehrenden es ohne große technische Fertigkeiten und vor allem mit Hilfe nur einer Kamera am PC schaffen, Bild und Ton herüberzubringen. Einfache Lösung: Die Kamera überträgt, was die Lehrkraft zeigt, die Musik kommt aus der Soundbox.
Interaktiver Austausch im Chat
Als äußerst hilfreich stellen sich die Chat-Funktion als Austauschmöglichkeit unter den Teilnehmenden sowie die Möglichkeit, Fragen „live“ ans Trainerteam zu schicken und Antworten von dort zu erhalten, heraus. Überhaupt: Als lehrende Person erhalte ich viele Hinweise, worauf zu achten ist.
Beim Online-Unterricht gilt es beispielsweise, die unterschiedlichen Voraussetzungen in den Haushalten (zum Beispiel ein PC – fünf Kinder – enge Räume) zu berücksichtigen. Bei der Bewegung im Klassenzimmer helfen die Tipps, die Kreativität der Kinder einzubinden und Schulmaterial zu nutzen – zum Beispiel Bücher, die quer aufgestellt auf dem zur Tischtennisplatte umfunktionierten Klassentisch als „Netz“ dienen.
Die Reaktionen der Teilnehmenden sprechen Bände. „Die Kombination zwischen Theorie und Praxis ist perfekt ausgewogen. Toll, dass ihr auf Fragen sofort eingeht“, lautet eine. In einer weiteren heißt es: „Das war meine erste Fortbildung und ich bin ganz begeistert. Mir hat der Wechsel zwischen Input und eigenem Tun sehr gut gefallen. Ich fand auch, dass ihr alles sehr gut beschrieben habt und alle Übungen und Ideen auch dem Alter der Kinder entsprechend umgestaltet werden können.“
Angebote für jede Situation
So vielfältig die Angebote unterschiedliche Altersgruppen berücksichtigen, so vielfältig sind auch die Einsatzmöglichkeiten: im Klassenzimmer, auf dem Sportplatz, in der Sporthalle, im Präsenzunterricht mit Distanz oder eben online. Da alle Einheiten jederzeit ab- und aufrufbar sind, ist höchste Flexibilität für die Nutzerinnen und Nutzer gewährleistet. Wer die Stunde verpasst, dem genügt ein Klick auf den YouTube-Kanal von ALBA, um die gewünschte Stunde, alle Aufzeichnungen und Erklärvideos aufzurufen.
Der Kanal stellt noch nicht die ALBAthek selbst dar. Er ist gewissermaßen nur ein Platzhalter, bis die neue Website im Sommer online geht. Der Verein hofft, dass es die Pandemie zulässt, nach dem Sommer auch erste Präsenzfortbildungen durchführen zu können. Sie sollen bis 2024 in allen 16 Bundesländern stattfinden. Über die inhaltlichen Anregungen und die Arbeit mit der ALBAthek hinaus sollen die Fortbildungen dann auch den Vernetzungsgedanken vor Ort in den Quartieren des Programms „Soziale Stadt“ stärken.
Für Christian Steinberg liegen die Vorteile der Online-Fortbildung auf der Hand: „Es steht den Interessierten frei, wann sie sich fortbilden, wie lange sie bei einem Thema bleiben. Viele schätzen zudem die Anonymität. Sie können ihre Frage eingeben und bekommen eine Antwort, ohne unmittelbar im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.“ ALBA habe schon länger geplant, sich online zu engagieren. „Corona hat dem natürlich noch einmal einen zusätzlichen Anstoß gegeben“, meint er.
Begeistert ist er über die große Bereitschaft, sich in dieser mit zusätzlichen Belastungen gespickten Zeit, fortzubilden: „Das zeigt, dass es viele gibt, die nicht möchten, dass nun der Sport hinten runterfällt. Sie möchten wir unterstützen, sei es online oder künftig, wenn eben möglich, auch durch neue Präsenzangebote.“ Zunächst aber stehen noch zwei Online-Fortbildungen am 31. Mai und am 21. Juni bevor.
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