Ganztag „vor den Alpen“: Marktgemeinde Dietmannsried : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke
Kommunen sind Impulsgeber beim Ausbau von Ganztagsangeboten. Die Marktgemeinde Dietmannsried bietet viele „Perspektiven vor den Alpen“, indem sie mit Veränderungen Schritt hält. Bürgermeister Werner Endres im Interview.
Online-Redaktion: Herr Bürgermeister, was macht Ihre Gemeinde im südlichsten Landkreis der Republik besonders attraktiv?
Werner Endres: Unser Markt Dietmannsried mit seinen rund 8.500 Einwohnern hat in vielerlei Hinsicht große Perspektiven. Bereits in unserem Logo „Perspektiven vor den Alpen“ zeigt sich wohl das Selbstbewusstsein der Marktgemeinde. Wir haben einen hohen Anteil an Familien und eine verhältnismäßig hohe Geburtenrate, schauen also optimistisch in die Zukunft. Wohnen und arbeiten gelingt in Dietmannsried dadurch, dass Einheimische am Ort bleiben und unsere Gemeinde für Zuzug attraktiv ist.
Auch im Bereich der Bildung bieten wir gute Perspektiven – zum einen mit der Grund- und Mittelschule mit über 550 Schülerinnen und Schülern, zum anderen mit fünf Kindertageseinrichtungen am Ort und einer gemeindlichen Jugendarbeit mit einer Jugendpflegerin. Hinzu kommt die Kooperation unserer Bildungseinrichtungen mit Vereinen und Organisationen. „Perspektiven vor den Alpen“ sind in Dietmannsried nicht nur Worte, sondern sie zeigen sich in wesentlichen Merkmalen unserer Gemeinde.
Online-Redaktion: Sie sind seit fast zehn Jahren Bürgermeister von Dietmannsried. Hat sich Kommunalpolitik in der Zeit verändert?
Endres: Kommunalpolitik beziehungsweise Politik im Allgemeinen lebt von Veränderung – und das ist gut so. Deshalb hat sich auch die Kommunalpolitik in den vergangenen zehn Jahren verändert. Gefühlt sind die Themen der Bildung und Betreuung noch viel, viel wichtiger geworden als vor einem Jahrzehnt. Auch in einer Landgemeinde wie unserer ist Ganztagsbetreuung mit Mittagsverpflegung mittlerweile Standard.
Veränderungen lassen sich aber auch in anderen Bereichen erkennen, beispielsweise in der Energieausrichtung. Dietmannsried erzeugt seinen kompletten Strom aus regenerativer Energieerzeugung. Kurz gesagt, ist Kommunalpolitik die direkteste Form, Politik mit den Bürgerinnen und Bürgern zu machen. Bürgermeister zu sein, ist einer der interessantesten Berufe, die es gibt.
Online-Redaktion: Wie würden Sie Ihre Schullandschaft beschreiben?
Endres: Es ist ein wenig schwierig, die eigene Schullandschaft zu beurteilen, an der die Gemeinde ja nicht unbeteiligt ist. Wir sehen in unserem Schulstandort einen Leuchtturm innerhalb des Landkreises, weil wir zum einem in schulischer Sicht, zum anderen aber auch in den Aufgaben als Sachaufwandsträger mehr als gut aufgestellt sind. Im vergangenen Jahr konnten wir 50 Jahre Grund- und Mittelschule feiern. Da fühlten wir uns in unserem Engagement für die Schullandschaft in unserer Gemeinde schon bestätigt. Gleichzeitig haben unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in guter Anbindung mit Bus und Bahn die weiterführenden Schulen zu besuchen.
Online-Redaktion: Welche Erwartungen haben Eltern in Ihrer Region an Ganztagsangebote?
Endres: Wenn man von Veränderung spricht, dann ist die Erwartung an die Ganztagsangebote auch ein zentrales Thema. Denn sie hat sich in den vergangenen zehn Jahren wesentlich verändert. Wir sind schon heute in der glücklichen Lage, dem Bedarf nach Ganztagsbetreuung in der Grundschule und in der Mittelschule vollständig nachkommen zu können. Deshalb ist es für die Eltern unserer Gemeinde zumindest teilweise längst eine Selbstverständlichkeit, eine Mittagsbetreuung und offene Ganztagsangebote für ihre Kinder zu bekommen. Auch den geplanten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 beobachten wir sehr genau. Dazu läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie zum zukünftigen Raumkonzept unserer Schule. Das brauchen wir schon, weil wir mit einer Erhöhung der Schülerzahlen rechnen, auch in der Ganztagsbetreuung.
Online-Redaktion: Welche Rolle spielt die Kooperation, etwa von Vereinen mit der Schule?
Endres: Die Kooperation von Vereinen, Schule und Gemeinde ist, das kann ich nur betonen, eine Voraussetzung unseres Erfolgsmodells. In unserer Gemeinde gibt es viele engagierte Vereine. Wir als Gemeinde und ebenso die Schule müssen und wollen sicherstellen, dass die oftmals am frühen Nachmittag beginnenden Vereinsangebote trotz der Ganztags- und Mittagsbetreuung in der Schule weiter genutzt werden können. Auch unsere aktive Jugendsozialarbeit sorgt für viele Kooperationen.
Umgekehrt sind wir froh und dankbar, dass die Vereine auch gezielt Angebote für die Schule bereitstellen. Das sind zum Beispiel die Handball-Aktionstage unserer HSG Dietmannsried/Altusried, die Kooperationen mit dem Allgäuer Skiverband oder auch das Angebot der Instrumentalausbildung durch die Sing- und Musikschule Kempten. In solchen Kooperationen sind beide, Verein und Schule, Gewinner, und wir unterstützen das.
Online-Redaktion: Ihre Gemeinde bietet auch regelmäßig ein Ferienprogramm für Schulkinder bis zwölf Jahre an. Wie gelingt Ihnen das?
Endres: Die Gemeinde und die politisch Verantwortlichen stehen hinter dem Ferienprogramm in allen Bereichen. Das gelingt uns, indem unsere Jugendpflegerin mit ihrem Team das Ferienprogramm nicht nur organisiert, sondern auch durchführt. Es ist aber auch so erfolgreich, weil viele Vereine und Organisationen uns beim Ferienprogramm unterstützen. Nur so können wir, wie zuletzt in unserem Ferienprogramm 2023, Angebote für immerhin knapp 800 Kinder und Jugendliche in den Ferien anbieten.
Online-Redaktion: Die Interessen Jugendlicher vertritt in Dietmannsried ein Jugendparlament. Wie kam es dazu?
Endres: Das Jugendparlament wurde erstmals im Jahre 2014 gewählt. Zur Bürgermeisterwahl im Jahre 2014 gab es damals eine Jugendumfrage und eine entsprechende Jungbürgerversammlung mit den Kandidaten. Es war eine gewisse Unzufriedenheit bei den Jugendlichen zu erkennen, und so habe ich ein Jugendparlament vorgeschlagen. Damit haben wir im Landkreis außerhalb der Städte absolutes Neuland betreten. Heute ist unser Jugendparlament eines der erfolgreichsten Jugendparlamente in der gesamten Region. Auch das im Jahre 2014 entwickelte Wahlsystem ist passend für Landgemeinden in unserer Größe, weil sich so mit dem Jugendparlament alle Vereine und Gruppierungen vertreten fühlen.
Online-Redaktion: Dietmannsried gehört seit 2021 zur „Digitalen Bildungsregion“ im Landkreis Oberallgäu. Was kommt mit der Digitalisierung auf Sie als Schulträger zu?
Endres: Die Digitalisierung unserer Grund- und Mittelschule war schon vor dem Prädikat „Digitale Bildungsregion“ wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit, für die wir uns früh eingesetzt haben. Schon seit vielen Jahren gibt es an unserer Schule sogenannte Laptop-Klassen, die jetzt über die neuen Geräte aktualisiert werden. Auch die Ausstattung unserer Schule mit Activ-Panel und vieles mehr zeigt, dass wir auf Digitalisierung schon viele Jahrzehnte lang Wert gelegt haben. Die „Digitale Bildungsregion“ ist für uns nun eine weitere Säule, damit wir uns auch in diesem Bereich immer weiter verbessern können.
Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview!
Kategorien: Kooperationen - Lokale Bildungslandschaften
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