Ganztag in Garmisch-Partenkirchen : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg
Kommunen sind Impulsgeber beim Ausbau von Ganztagsangeboten. Garmisch-Partenkirchen wird in den nächsten Jahren seine Schulen renovieren, umbauen oder gar neu bauen. Bürgermeisterin Claudia Zolk im Interview.
Online-Redaktion: Frau Bürgermeisterin, seit einem Jahr sind sie als Zweite Bürgermeisterin für die Schulen in Garmisch-Partenkirchen zuständig. Wie gefällt Ihnen das Amt?
Claudia Zolk: Es macht mir sehr viel Spaß, und ich glaube, dass ich einiges bewegen kann. Ich komme aus Garmisch-Partenkirchen, bin hier geboren, aufgewachsen und pflege viele Kontakte zu den Kindergärten und Schulen. Außerdem habe ich eine 17-jährige Tochter und einen 14 Jahre alten Sohn, die hier auch zur Schule gehen, und bin allein schon deshalb mittendrin. In den 1980er Jahren habe ich selbst die Bürgermeister-Schütte-Schule besucht und in der Turnhalle Sport getrieben. Daher kann ich mit Bestimmtheit sagen: Da ist ein Neubau angesagt! Zusammen mit den Gemeinderäten habe ich einen Sechsjahresplan – so lange dauert meine Amtsperiode – entwickelt. Er sieht vor, nicht nur die Turnhalle, sondern sämtliche Kindergärten und Schulen in unserer Trägerschaft zu renovieren, in Teilen oder sogar ganz neu zu bauen.
Online-Redaktion: Werden bei so einem Neubau wie dem der Bürgermeister-Schütte-Grund- und Mittelschule auch neue Raumkonzepte umgesetzt?
Zolk: Ja, in jedem Fall. Es geht uns nicht nur um den Unterrichtsvormittag, sondern auch um die „Schule danach“ am Nachmittag. Sei es für Betreuungszwecke oder für die schulischen oder außerschulischen Bildungsangebote. Die neuen Raumkonzepte sehen mehr Gemeinschaftsräume und mehr Bewegungsräume vor. Die ersten Ideen dazu sind von den Lehrerinnen und Lehrern entwickelt worden. Wenn konkrete Pläne auf den Tisch kommen, werden wir ein Gremium bilden, in dem alle Beteiligten mitsprechen und die Planungen noch beeinflussen können.
Da Garmisch-Partenkirchen eine „Kinderfreundliche Kommune“ ist, mit einer Kinderverfassung, der wir uns verpflichtet haben, muss auch der Jugendbeirat beteiligt werden und alle Sitzungsvorlagen bekommen. Das ist mir ganz wichtig. Nicht nur ein Architekt, jemand vom Schulamt oder Elternbeiratsvertreterinnen, sondern auch die Schülerinnen und Schüler sollen sagen können, was ihnen wichtig ist und woran wir denken müssen.
Online-Redaktion: Von wie vielen Schulen sprechen wir?
Zolk: Unser Markt besteht aus drei Ortsteilen: Burgrain mit einer Grundschule, Garmisch und Partenkirchen mit jeweils einer Grundschule und einer Mittelschule, für die wir als Kommune zuständig sind. Die Grundschule in Partenkirchen wird neu gebaut, die Mittelschule ist schon renoviert. In Garmisch wird die Mittelschule komplett neu gebaut. Da Garmisch sehr weitläufig ist, gibt es dort noch zwei weitere Grundschulen, die renoviert werden, mit neuen Fenstern und Lüftungsanlagen.
Online-Redaktion: Wie viele Schülerinnen und Schüler besuchen die Schulen?
Zolk: Konstant immer um die 1.200 Schülerinnen und Schüler in der Grund- und Mittelschule. Ein Drittel der Kinder geht auf die Grundschulen, ein Drittel geht auf die Mittelschulen und ein Drittel auf die beiden Realschulen, eine reine Mädchenschule und eine Knabenschule, die aber auch Mädchen aufnimmt. Das dritte Drittel besucht die beiden Gymnasien: das staatliche Werdenfels-Gymnasium in der Schulträgerschaft des Landkreises Garmisch-Partenkirchen und das Erzbischöfliche St. Irmengard-Gymnasium für Mädchen. Der St. Irmengard-Komplex mit der Fachoberschule, dem Gymnasium und der Realschule ist schon neu gebaut worden. Was die Kirche da hingestellt hat, ist ein Wahnsinn – eine höchst moderne und ganz innovative Schule mit toller Ausstattung.
Online-Redaktion: Garmisch-Partenkirchen hat auch mehrere Ganztagsschulen?
Zolk: Das klassische Modell, wie ich es auch noch gekannt habe, dass die Mutter zu Hause am Nachmittag auf die Kinder wartet, gibt es fast gar nicht mehr. Das können wir nicht ignorieren und müssen Betreuungsmöglichkeiten schaffen. In Garmisch-Partenkirchen gibt es alle bayerischen Spielarten: die reine Mittagsbetreuung für Grundschülerinnen und Grundschüler bis 14 Uhr, wo es ein Mittagessen gibt. Dort achten wir darauf, dass regional und abwechslungsreich gekocht wird. Bis auf das St. Irmengard-Gymnasium, wo noch vor Ort gekocht wird, kommt das Essen überall von Caterern. Jede Schule hat ihren eigenen Lieferanten. Der Standard ist dabei hoch, was wir durch die Ausschreibungen sicherstellen.
Dann gibt es den Hort, bei dem wir komplett Sachaufwandsträger, also auch für das Personal zuständig sind. Hier arbeiten wir mit der Caritas und dem BRK zusammen. Und schließlich haben wir offene und gebundene Ganztagsschulen. In den offenen Ganztagsschulen ist der Landkreis für das Mittagessen und das Personal am Nachmittag zuständig. Der Zuspruch zu diesen verschiedenen Ganztagsangeboten hat sich eingespielt und ist stabil – in der Tendenz eher wachsend. In Burgrain zum Beispiel, wo es bislang nur den Hort gibt, wird es ab September auch eine offene Ganztagsschule geben.
Online-Redaktion: Sie sind „Bildungsregion in Bayern“. Bringt Ihnen das Vorteile?
Zolk: Ja. Im Landratsamt ist ein Koordinierungsstelle Bildung geschaffen worden, die für die Vernetzung und den regelmäßigen Austausch vom Kindergarten bis zum Kreisjugendring sorgt. Im Alltag gibt es ebenfalls viel Vernetzung. Die Kindergartenkinder besuchen bei uns schon vor dem Schulbeginn die Grundschulen, um sie kennenzulernen. Die Bibliothek engagiert sich mit Lesewettbewerben für die Grundschülerinnen und Grundschüler. Die Musikschule und die Sportvereine gehen ebenfalls in die Schulen. Skikurse werden bei uns bereits im Kindergarten angeboten.
Online-Redaktion: Welche Vorhaben sind derzeit besonders wichtig?
Zolk: Ein von Kindern aus Knete modelliertes Spielgerät ist nachgebaut worden und wird auf einem Spielplatz, den wir neu eröffnen, seinen Platz finden. Ein zweiter Spielplatz mit Bike-Park ist gerade in Planung – auch das in Absprache mit den Kindern und Jugendlichen. Und langfristig: Wir möchten 2025 jedem Kind, das es möchte oder dessen Eltern es möchten, einen Ganztags- Betreuungsplatz anbieten können.
Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview!
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