Qualität mit Schulteams entwickeln : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Mecklenburg-Vorpommern hat eine Workshop-Reihe „Qualitätsentwicklung in der Ganztagsschule“ gestartet. Auftakt war Anfang Juni in Waren/Müritz.

Schon im Herbst wird die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Mecklenburg-Vorpommern erneut multiprofessionelle Schulteams aus Ganztagsschulen zum Workshop „Qualitätsentwicklung in der Ganztagsschule“ einladen. Die Rückmeldungen zur ersten Veranstaltung haben dazu ermutigt. Peter Hofmann, Lehrer an einer Schule in Neubrandenburg und Mitarbeiter der Serviceagentur, berichtet im Interview über den Auftakt in Waren/Müritz.

Online-Redaktion: Herr Hofmann, wie kamen Sie in der Serviceagentur auf die Idee, einen Workshop zum Thema Qualitätsentwicklung anzubieten?

Peter Hofmann: Wir haben im Februar in unserem neuen Team besprochen, welche Themen wir als Landes-Serviceagentur vorantreiben möchten. In Mecklenburg-Vorpommern ist der quantitative Ausbau von Ganztagsschulen schon sehr gut gelungen. Wir waren uns einig, nun die Qualität in den Vordergrund zu stellen. Die Qualität in der Ganztagsschule spielt eine entscheidende Rolle, wie auch die im April veröffentlichte neue Broschüre der StEG-Studie bestätigt hat. Dort wird dargelegt, dass der Erfolg einer Ganztagsschule stark von der Qualität vor Ort abhängig ist. Unsere Idee war, Ganztagsschulen, die sich im Bereich Qualitätsentwicklung weiterbilden wollen, mit einem Workshop anzusprechen.

Online-Redaktion: Am Workshop haben vier Schulen teilgenommen. Wie haben Sie die Ganztagsschulen ausgewählt?

Britta Hüning
© Britta Hüning

Hofmann: Eingeladen haben wir neue Ganztagsschulen und die, die vor einer Organisationsveränderung oder anderen Herausforderungen stehen. Es waren eine Grundschule, zwei Regionale Schulen – davon eine mit Grundschule – und eine Integrierte Gesamtschule dabei. Wichtig war uns, dass die Schulen mit einem Team aus drei Personen verschiedener Funktionen kamen, sei es jemand aus der Schulleitung, aus der Schulsozialarbeit, Lehrkräfte oder Erzieherinnen. Die verschiedenen Professionen sollten ihre unterschiedlichen Sichtweisen einbringen. Beim Workshop waren zum Beispiel auch der Gesundheitsbeauftragte einer Schule und ein didaktischer Leiter dabei.

Online-Redaktion: Haben die Schulen jeweils für sich gearbeitet, oder gab es einen Austausch?

Hofmann: Sowohl als auch. Es war schon beabsichtigt, dass sich die Schulen auch untereinander austauschen, daher haben Maria Parttimaa-Zabel und ich mit einer kleinen Kennenlernrunde eröffnet. Dann erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Karten, auf denen unter anderem Qualitätsbereiche standen. Wir orientierten uns dabei an einem „Qualitätsrahmen für Ganztagsschulen“, den Ilse Kamski und Heinz Günter Holtappels entwickelt haben. Diesen haben wir für die Schulen adaptiert.

Die Schulteams bekamen dann die Aufgabe, zu entscheiden, welche Qualitätsbereiche sie für eine gute Ganztagsschule relevant hielten. Diese wurden in der ganzen Gruppe vorgestellt und diskutiert, gefolgt von einem Input meinerseits. Anschließend tauschten sich die Teilnehmenden in Schulteams über die Inhalte und die Praxis aus und überlegten, wie gut die Qualitätsbereiche an ihrer Schule umgesetzt sind.

Mit Hilfe der sogenannten Spinnwebanalyse haben die Schulen dann die Ausprägung der einzelnen Qualitätsbereiche an ihrer Schule visualisiert und damit Stärken und Herausforderungen der Schule sehr gut sichtbar gemacht. Schließlich hat jedes Team zwei Entwicklungsschwerpunkte für das kommende Schuljahr ausgewählt und auf einem Transferbogen die Ideen zur Umsetzung, zu den beteiligten Akteuren und den benötigten Ressourcen festgehalten.

Eine Pädagogin sitzt mit zwei Schülerinnen an einem Tisch
© Britta Hüning

Online-Redaktion: Ist es den Schulen leicht gefallen, zwei Schwerpunkte auszuwählen?

Hofmann: In der Auswertung wurde schon deutlich, dass es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut sichtbar war, welche Entwicklungsschwerpunkte sie angehen müssen. So will sich eine Ganztagsschule zum Beispiel dem Punkt individuelle Förderung beim Lernen, insbesondere mit Bezug zur Inklusion, stärker annehmen. Die Grundschule wollte den Ausbau der Angebote für die jüngeren Jahrgänge stärker in den Fokus rücken. Auch die Qualität und Vielfalt der außerunterrichtlichen Angebote und vor allem die Interessen der Schülerinnen und Schüler wurden thematisiert.

Online-Redaktion: Konnten die Schulen auch voneinander Anregungen mitnehmen?

Hofmann: Zum Abschluss haben alle gemeinsam überlegt, warum an manchen Punkten die Umsetzung schwerfällt, und da sind die Schulen in den Austausch gekommen, haben von ihrer Praxis berichtet und auch Kontaktdaten ausgetauscht. Eine der teilnehmenden Schulen möchte zudem ab Herbst gemeinsam mit drei anderen Schulen in einem unserer neuen Netzwerke arbeiten. Unsere Erfahrung ist, dass die Schulen in den Netzwerken voneinander lernen. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch, aber auch das Weitergeben von Konzepten und Materialien erweist sich als sehr gewinnbringend.

Online-Redaktion: Wie fanden die Teilnehmenden die Veranstaltung?

Hofmann: Wir haben sehr gute Rückmeldungen erhalten, zum Beispiel zur Abwechslung der unterschiedlichen Phasen mit Input, Gruppenarbeit und Austausch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren froh, dass sie mit etwas Handfestem in Form des Transferbogens nach Hause gehen konnten, und empfanden auch den kleinen Teilnehmerkreis als sehr angenehm.

Die Schulteams sind oft dankbar, einen Tag zu haben, an dem sie in aller Ruhe mit Begleitung und Austauschmöglichkeiten an ihren Themen arbeiten können. Wir werden daher den Workshop im Herbst mit zwei weiteren Terminen nochmals veranstalten und uns dann auch wieder auf etwa 15 Teilnehmende beschränken. Denn methodisch würde es mit 50 Leuten nicht so gut funktionieren.

Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

 

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