Handball mit Qualität: Post SV Hagen im Ganztag : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke
Die Handballer des Post SV gehören zu den nachgefragten Kooperationspartnern von Ganztagsschulen in Hagen. Jugendwart Daniel Schwebe über qualifiziertes Personal und die Win-Win-Situation für Schulen und Vereine.
Online-Redaktion: Herr Schwebe, wann und warum hat sich der Post SV Hagen zur Kooperation mit Ganztagsschulen entschieden?
Daniel Schwebe: Im Frühjahr 2001 haben sich unser Erster Vorsitzender, unser Kassenwart und ich als Jugendwart an einen Tisch gesetzt und darüber nachgedacht, wie wir die Jugendarbeit unseres Vereins beleben könnten. Im Kinderbereich hatten wir zu dieser Zeit überhaupt keine Mitglieder. Dann hat es bis zum Jahr 2010 gedauert, bis wir Arbeitsgemeinschaften an anderen Grundschulen anbieten konnten. Die ersten Kooperationen mit dem System Ganztag sind wir im Jahr 2012 eingegangen und seitdem auch mit den großen Trägern der Ganztagsangebote hier in der Stadt gut vernetzt.
Online-Redaktion: Gab es Bedenken im Verein und wenn ja, wie wurden Sie überwunden?
Schwebe: Bedenken gab es überhaupt keine, alle Beteiligten waren sich ziemlich schnell klar darüber, dass der Weg der Kooperation mit Schulen die einzige Möglichkeit ist, Kinder für den Handball zu begeistern. Traditionell ist in Hagen der Basketball populär. Aufgrund der medialen Präsenz erfahren die Kinder im Grundschulalter über Fernsehen und Presse auch sehr viel über Fußball. Wir als Handballer hatten und haben es daher hier nicht ganz so leicht, wir mussten also neue Wege beschreiten.
Online-Redaktion: Wie fanden Sie Kooperationsschulen?
Schwebe: Da die von uns zum Trainings- und Spielbetrieb genutzte Sporthalle zu einer Grundschule gehört, kam uns 2001 die Idee, bei der Schule anzufragen, ob wir eine Handball-Arbeitsgemeinschaft einrichten können. Die damalige Schulleiterin war sofort begeistert von diesem zusätzlichen sportlichen Angebot für ihre Schüler und Schülerinnen, sodass das Projekt mit Beginn des Schuljahres 2001/2002 an den Start ging. Diese Arbeitsgemeinschaft gibt es noch heute.
Für die Auswahl weiterer Kooperationsschulen haben wir dann einen Blick auf den Stadtplan geworfen und geschaut, welche Schulen geografisch nicht allzu weit von unserer Trainingshalle entfernt liegen. Schließlich war und ist es unser Ziel, die Kinder nicht nur in der Schule für den Handball zu begeistern, sondern ihnen auch zu ermöglichen, bei uns im Verein Handball zu spielen. Da würde es keinen Sinn machen, eine Handball-Arbeitsgemeinschaft in einer Grundschule am anderen Ende der Stadt anzubieten. Allerdings bekommen wir aktuell vermehrt Anfragen auch von weiter entfernt gelegenen Schulen.
Online-Redaktion: Welche Formen der Kooperation bieten Sie an?
Schwebe: Aktuell fahren wir drei Kooperationsmodelle. Zum einen bieten wir Handball-Arbeitsgemeinschaften in direkter Kooperation mit den Grundschulen an. Diese Angebote finden in der Regel an einem Tag in der Woche in der sechsten Schulstunde statt. Sie sind offen für alle Kinder der Schule. Die Gruppengröße ist auf maximal 14 Kinder begrenzt und das Training findet in altershomogenen Gruppen statt.
Darüber hinaus kooperieren wir mit den Trägern des Ganztags. Auch hier ist die Gruppengröße und -zusammensetzung begrenzt. Diese Handball-Angebote finden als additive Angebote im Nachmittagsbereich statt. Hier können allerdings nur die Kinder teilnehmen, die im Offenen Ganztag angemeldet sind. Zu guter Letzt gehen wir mit unseren Angeboten auch direkt in den Sportunterricht und ergänzen diesen.
Online-Redaktion: Worin sehen Sie die größten Unterschiede oder eventuell auch Vorteile der Einbindung in den regulären Unterricht?
Schwebe: Von der Einbindung in den regulären Unterricht können insbesondere große Klassen profitieren, in denen die Kinder während der Sportstunde ansonsten nur wenige Bewegungszeiten hätten. So kann die Klasse aufgeteilt werden, ein Teil der Kinder macht Übungen mit Hand und Ball. Der reguläre Sportunterricht kann und soll so nicht ersetzt werden, ausreichende Bewegungszeiten aller Kinder aber können erreicht werden. Praktikabel ist dieses Modell allerdings nur bei ausreichenden Hallengrößen.
Online-Redaktion: Wie gelingt die immer wieder geforderte Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Schulen und Ihrem Verein?
Schwebe: Zwar wird die Kooperation auf Augenhöhe immer wieder gefordert, ich weiß aber nicht, ob diese wirklich gelingen kann. Abgesehen davon, dass "Kooperation auf Augenhöhe" mittlerweile doch eher abgedroschen klingt, denke ich, dass sowohl Schulen als auch Sportvereine viele Partner haben beziehungsweise haben sollten. Allein aufgrund zeitlich eingeschränkter Ressourcen dürfe es für die meisten Schulen schon schwierig sein, diese oben titulierten Kooperationen zu pflegen. Sie müssen bedenken, dass Schulen ja nicht nur mit Sportvereinen zusammenarbeiten, sondern auch mit Musikschulen, Theatern, Büchereien und so weiter.
Da jedem Partner immer ausreichend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ist nicht einfach. Auf der anderen Seite die Situation der Sportvereine: Die allermeisten Vereine beschäftigen kein haupt- oder teilamtliches Personal und sind häufig froh, den Trainingsbetrieb stemmen zu können. Diese Vereine haben es schwer, einen Vertreter in die Schulkonferenz, die Fachkonferenz Sport oder zu einem persönlichen Gesprächstermin mit zum Beispiel der Schulleitung zu entsenden.
Online-Redaktion: Manche Vereine klagen, sie könnten keine Kooperation eingehen, da ihre Übungsleiter oder Übungsleiterinnen während der Schulzeit selbst noch berufstätig sind. Wie haben Sie das Problem gelöst?
Schwebe: Wir haben den großen Vorteil, dass der Post SV Hagen beim Landessportbund NRW sowohl anerkannte Einsatzstelle für des Freiwillige Soziale Jahr als auch für den Bundesfreiwilligendienst ist. So können wir jungen motivierten Menschen die Möglichkeit bieten, sich bei uns weiter zu entwickeln – auch, indem sie sportliche Angebote an unseren Partnerschulen vorbereiten und durchführen. Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringen die Freiwilligendienstleistenden bei uns in den Sporthallen, mit den Kindern.
Darüber hinaus arbeitet weiteres qualifiziertes Personal für uns in den Schulen, aber auch in den Trainingszeiten des Vereins, die ja häufig im frühen Nachmittag liegen. Wir sind sehr froh, dass von der Erzieherin über die Bildungswissenschaftlerin bis zum diplomierten Erziehungswissenschaftler ein breites Spektrum an pädagogischen Professionen für den Post SV Hagen arbeitet und sie alle auch sportfachlich ausgebildet sind - bis zum B-Lizenz-Trainer. Ein wichtiger Aspekt ist bei uns also auch die Qualität der Angebote in Schule und Verein.
Online-Redaktion: Haben Sie durch die Kooperation mehr Jugendliche als üblich als neue Vereinsmitglieder gewinnen können?
Schwebe: Ja, ganz eindeutig. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass, wenn wir uns nicht für diesen Weg entschieden hätten, es heute beim Post SV Hagen keinen Kinderhandball mehr geben würde. Wie eingangs skizziert, haben wir als Handballverein in Hagen keinen leichten Stand. Daher sind Kooperationen für uns wichtig und notwendig.
Online-Redaktion: Wo hakt die Zusammenarbeit mit den Schulen noch, und wie könnten Probleme Ihrer Meinung nach gelöst werden?
Schwebe: Die wichtigste Gelingensbedingung ist ganz klar Kommunikation. Es ist wichtig, dass Verein und Schule sich regelmäßig austauschen und sowohl die Weiterentwicklung der Projekte als auch Unklarheiten zeitnah thematisieren. Projekte beziehungsweise Kooperationen anzustoßen und dann laufen zu lassen in dem Glauben „das passt schon“, ist sicherlich nicht zielführend und führt zu Frustrationen auf beiden Seiten.
Dadurch, dass wir von Anfang an zu allen Schulen differenzierte Kommunikationsstrukturen aufgebaut haben, läuft das bei uns sehr gut. Wenn noch irgendwo ein schwarzes Loch zu sehen ist, dann bei der Darstellung der Kooperationen seitens der Schulen nach außen, zu den Eltern. Hier kommt es vor, dass Eltern zwar wissen, dass ihr Kind in der Schule jetzt Handball spielt, nicht aber, wer dieses Angebot unterbreitet und wer der Kooperationspartner der Schule ist.
Kategorien: Kooperationen - Umweltbildung und Nachhaltigkeit
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