„Ein positives Reizklima“ : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke
Viel Raum für Austausch und Konzeptentwicklung zwischen Lehrkräften und außerschulischen Partnern bot die Herbstakademie in Aukrug am 18. und 19. Oktober 2012. „Schule verändern – Vielfalt leben“ lautete der Titel der von der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Schleswig-Holstein organisierten Fortbildung. Sie hatte das Ziel, die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams zu stärken.
Zwei Tage lang arbeiteten fünf Tandems aus jeweils einer Lehrkraft und einem Mitwirkenden am Ganztag unter der Anleitung von Dr. Sabine Schweder, Beraterin für Schul- und Unterrichtsentwicklung, und dem Leiter der Gotthard-Kühl-Schule Lübeck, Matthias Isecke-Vogelsang, an konkreten Entwicklungsfragen ihrer Schulen. Erfreut stellten die Referenten fest, dass die durch die Ferienzeit bedingte kleine Zahl von Anwesenden durchaus ihre gute Seite hatte. Es habe sich besonders viel Zeit und Raum geboten, Ideen zu entwickeln, vorzustellen und zu überdenken. „Kleine Gruppen ermöglichen einen intensiven Austausch und intensive Arbeit“, bilanzierte Sabine Schweder. Es sei deshalb durchaus eine Überlegung wert, derartige Fortbildungen von vornherein mit geringeren Teilnehmerzahlen zu planen.

Austausch führte zu einer Veränderung der Denkweise
Das Besondere der Herbstakademie bestand nach Ansicht der Anwesenden darin, multiprofessionelle Teams zusammen zu bringen, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven aufs Kind schauen. Sabine Schweder: „Die konsequente Einbindung außerschulischer Partner verändert die Stimmung einer solchen Akademie. Schule und Unterricht werden auf einmal nicht mehr nur aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer gedacht. Es ist eine unglaubliche Bereicherung, mit verschiedenen Berufskulturen zusammenzukommen.“
Während der Herbstakademie im Bildungszentrum Tannenfelde wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, wo in der Ganztagsschule die Bedürfnisse der Schüler berücksichtigt werden. Dabei erinnerten die außerschulischen Partner, bei denen es sich vielfach um Seiteneinsteiger handelte, konsequent daran, dass es nicht darum gehen könne, die Kinder durch einen Fachwissen vermittelnden Schulalltag zu jagen. Es gehe vielmehr darum, den Kindern zu vertrauen, ihnen auch Möglichkeiten zu geben, sich der Beaufsichtigung zu entziehen. Als überraschend wertete Sabine Schweder, dass die Pädagoginnen und Pädagogen eingeräumt hätten, den Fachwissenzugewinn oft zu sehr in den Vordergrund gestellt zu haben. Der Austausch habe zu einer Veränderung der Denkweise geführt.
Kinder brauchen forschendes Lernen

Und es gab konkrete Ergebnisse. Zwei teilnehmende Schulen entwickelten während der Akademie so genannte Auszeitangebote. Gemeinsam wurde für die Gertrud-Lege-Schule Reinbek zum Beispiel ein Bewegungsraum von 8 bis 16 Uhr konzipiert. In ihm werden künftig nach dem peer-to-peer-group-Prinzip etwa Tanz-talentierte Schüler ihre Klassenkameraden in den Pausen zum Tanzen motivieren und anleiten. Der Raum wird darüber hinaus auch als Bewegungsraum während und außerhalb des Unterrichts dienen.
Die Frage, was Kinder brauchen, trieb die Anwesenden an und um. Eine Antwort: Kinder brauchen forschendes Lernen. Spannende Ideen und Konzepte wurden vorgestellt. So werden an der Johann-Hinrich-Fehrs-Grundschule in Neumünster ab Frühjahr die Jahreszeiten im Wald erforscht. Vormittags erkunden die Schüler den Wald, am Nachmittag wird das „Erforschte“ dann gemeinsam mit einer Lehrkraft nach klaren Lehrplanzielen bearbeitet. Heiko Ringe hat das Konzept ebenso wie den Aufbau einer Lernwerkstatt an seiner Schule gemeinsam mit dem Kollegium und zwei Erzieherinnen auf den Weg gebracht. „Die Diskussionen und Anregungen unserer Gesprächspartner haben uns eine großes Stück weitergebracht und neue Impulse gegeben“, versicherte er am Ende der Herbstakademie. Das positive Fazit unterstrich Dierk Fünsterer. Er koordiniert seit einem Jahr den Offenen Ganztag an der OGS Sterley. Der gelernte Bankkaufmann nutzte die Tage, um im Gespräch mit erfahrenen Kollegen auszuloten, wie der Offene Ganztag im Interesse der Kinder optimal gestaltet werden kann.
Perspektivdifferenzen als Chance
Unter anderem nahm er die Erkenntnis mit, unterschiedliche Professionen, ihre unterschiedlichen Motive und Ziele als Chance zu betrachten. Immer wieder machte das Wort vom „Perspektivdifferenzen“ die Runde. Nach Ansicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer reicht es aber nicht aus, über diese Differenzen zu sprechen. Es gehe darum, sie für konkrete Veränderungen in der Schule zu nutzen. Sabine Schweder: „Die anwesenden Seiteneinsteiger stellten Fragen, die Pädagogen verwirrten. Das und die gemeinsame Konzeptentwicklung führten dazu, dass die Akademie im positiven Sinne unter einem Reizklima stand.“ Bei der Debatte über die Lernwerkstatt der Johann-Hinrich-Fehrs-Grundschule etwa spürten auf einmal alle die unterschiedlichen Sichtweisen. Während die Lehrkräfte merkten, dass sie die Lernwerkstatt gerne nutzen würden, um Kindern Wissen zu vermitteln, sagten die außerschulischen Partner: „In der Lernwerkstatt sollen Kinder in der Materie baden und eigene Erfahrungen sammeln.“
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