"Akademie spiegelt den Alltag der Ganztagsschule wider" : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Tandembildung aus Schule und Jugendhilfe und die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams waren Kennzeichen der 6. Herbstakademie zur Bildungsförderung in der Ganztagsschule vom 12. bis 14. Oktober 2011 in Münster. Das Konzept der Tagung spiegelt nach Ansicht von Birgit Schröder den Alltag in Ganztagsschulen wider. Sie gehört dem Leitungsteam der Serviceagentur "Ganztägig lernen in NRW" an, das diese Weiterbildung organisierte.

Porträtfoto einer Frau
Birgit Schröder © Peter Wattendorf

Online-Redaktion: Die 6. Herbstakademie führte wieder Vertreterinnen und Vertreter aus dem unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Bereich, Praktiker/innen aus Schule und Jugendhilfe zusammen. Was versprechen Sie sich davon?

Birgit Schröder: Die Ganztagsschule ist der Ort, an dem unterschiedliche Professionen gemeinsam den ganzen Tag für und mit Schülerinnen und Schülern gestalten. Anspruch und Zielsetzung der Ganztagsschule ist es, jedes Kind mit seinen individuellen Stärken und Schwächen in den Blick zu nehmen, es gezielt zu fördern und zu fordern.
Das dabei zugrunde gelegte gemeinsame Bildungsverständnis geht über die formelle Bildung hinaus. Bildung vollzieht sich nicht nur in Schule und Unterricht, stattdessen können alle Orte Lernorte sein, an denen Kinder und Jugendliche Erfahrungen machen und ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen erweitern.
 
Online-Redaktion: Unter welchen Voraussetzungen gelingt das?

Schröder: Wesentlich ist, eine Beziehungskultur in den Schulen zu schaffen, die auf Wertschätzung, Ermutigung und Unterstützung basiert. Darum ist es wichtig, dass wir die verschiedenen Professionen, die in der Ganztagsschule arbeiten, zusammenbringen. Wir möchten ihnen Gelegenheit geben, sich über erprobte und bewährte Praxisformen auszutauschen und neuen Fragestellungen nachzugehen. Sie lernen neue Ideen oder interessante und innovative Ansätze kennen und können diese gemeinsam mit anderen weiterentwickeln und auf ihre Praxisrelevanz überprüfen.

Online-Redaktion: Gelingt die Tandembildung in den Ganztagsschulen von NRW?

Schröder: Wir haben es bei unserer Herbstakademie gesehen und gehört. Die Offenheit und das vertrauensvolle Miteinander, mit denen die verschiedenen Professionen in Tandems arbeiten und sich gegenseitig unterstützen, zeigen einen guten Weg auf, dass sich Ganztagsschulen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen zu einem Ort des Lernens und Lebens entwickeln. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass Ganztagstagsschule mehr sein muss als morgens Unterricht und nachmittags Betreuung.

Online-Redaktion: Welchen Beitrag konnte dazu die 6. Herbstakademie leisten?

Schröder: Wir geben den Tandems ja bewusst sehr viel Zeit. Fast zehn Stunden arbeiten sie an den zweieinhalb Tagungstagen gemeinsam an den unterschiedlichsten Themen. Diese Intensität erzeugt Nähe, fördert den Austausch, bietet Zeit zum Besinnen und fördert den Kontakt über Schulformen, Schulstufen und Jahrgangsstufen hinaus. Diese Erfahrung des gelingenden Miteinanders nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit in die Praxis. Ich bin sicher, diesen Geist tragen sie ins Kollegium.

Online-Redaktion: Wie hoch schätzen Sie enge und gelingende Kooperation der Professionen für den Erfolg von Ganztagsschulen ein?

Schröder: Wenn Ganztagsschule sich entwickeln will, benötigt sie multiprofessionelle Teams. Sie garantieren unterschiedliche und bereichernde Blickwinkel und Ideen. Davon profitieren die Kinder und Jugendlichen an ihrem Lern- und Lebensort Schule.

Online-Redaktion: Nicht immer fällt es den Professionen leicht, aufeinander zuzugehen. Wie können sie überzeugt werden?

Schröder: Überall, wo sich in Ganztagsschulen Tandems gebildet haben, spüren sie, wie sie von der gemeinsamen Arbeit profitieren. Ein Tandem bietet Entlastung im Arbeitsleben. Ich habe einen Partner, muss nicht alles allein machen und allein verantworten. Es erfordert aber die Bereitschaft zur Absprache, die Bereitschaft, Vereinbarungen zu treffen. Dabei stehen im Vordergrund die Wertschätzung und die Anerkennung meines Partners mit seinem oder ihrem anderen professionellen Hintergrund. Bei unserer Herbstakademie haben wir immer wieder gehört, dass sich die Zeit, die man in die Entwicklung dieser Verantwortungsgemeinschaft investiert, später doppelt und dreifach auszahlt. Und das nicht zuletzt für die Kinder und Jugendlichen.

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