Referenzen für den Ganztag: Schule am Burgfeld : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

In der Schule am Burgfeld, einer offenen Ganztagsschule, sind Haupt- und Realschule zur Gemeinschaftsschule zusammengewachsen. Eine Referenzschule „Ganztägig lernen“ im Porträt.

Herzlichen Glückwunsch! Am 15. Juni 2015 erhielt die Schule am Burgfeld von Bildungsministerin Britta Ernst die Urkunde zur Aufnahme der Schule in das Referenzschulnetzwerk „Ganztägig lernen“ Schleswig-Holstein. Die Aufnahme ins Netzwerk als eine von 24 Ganztagsschulen im Land war zugleich die Anerkennung von elf Jahren erfolgreicher Arbeit, an der Christiane Schmidt-Werthern als Leiterin des Ganztagsschulbereichs keinen geringen Anteil hat.

An vier Tagen der Woche bietet die Gemeinschaftsschule ein offenes Ganztagsangebot von 12.15 bis 15.30 Uhr, das rund 150 der 870 Schülerinnen und Schüler nutzen. Träger des Ganztags ist der Schulverband Segeberg in Kooperation mit der JugendAkademie Segeberg, mit denen es laut Schulleiter Bernd Falkenhagen ein „sehr gutes Miteinander“ gibt. Dazu trägt ein fester Stamm von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei, die die JugendAkademie im Ganztag einsetzt und die teilweise schon seit zehn Jahren dabei sind. Regelmäßig gibt es Koordinationstreffen mit dem der Trägervertreter.

Die reibungslose Zusammenarbeit in der Hausaufgabenbetreuung, die in Kleingruppen von maximal acht bis zehn Schülerinnen und Schülern durchgeführt wird, in den Kursen und in der Betreuung hat zu einer hohen Zufriedenheit geführt: „Wir bekommen gute Rückmeldungen von den Eltern“, so Beate Kuhn. Neben der JugendAkademie sind noch die Kreismusikschule Segeberg und das Legasthenie- und Förderzentrum Segeberg als Partner an Bord der Ganztagsschule.

Schule am Burgfeld
© Schule am Burgfeld

Schulleiter Falkenhagen ergänzt: „Die sehr gute Hausaufgabenbetreuung mindert Konflikte, auch im Elternhaus.  Ab der 8. Klasse lässt die Teilnahme aber nach.“ Gut kommt auch das Projekt „Schüler helfen Schülern“ der Zehnt- und Elfklässlerinnen für die Jüngeren an.

„Wir wollten keine Halbtagsgemeinschaftsschule“

Zum Entspannen lädt die „Oase der Ruhe“ mit Schulbibliothek ein. Hier können die Kinder und Jugendlichen Tee trinken, lesen und einmal in der Woche Bücher ausleihen. Die Bücher konnten aus Spenden der örtlichen Wirtschaft angeschafft werden. Für das leibliche Wohl sorgt die Mensa, die bis zu 100 Schülerinnen und Schülern Platz bietet. „Wir legen das Essen den Kindern und ihren Eltern nahe“, meint Christiane Schmidt-Werthern. Sie wünscht sich, dass noch mehr Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler zum Mittagessen begleiten, um die Esskultur noch weiter zu fördern.

Für Schulleiter Bernd Falkenhagen läuft der Tag in der Ganztagsschule „familiärer und zugewandter“ ab. „Wir wollten keine Halbtagsgemeinschaftsschule, sondern eine Schule als Ort des Lebens werden“, beschreibt er den Schulentwicklungsprozess des letzten Jahrzehnts. „Das Hier-Sein am Nachmittag soll etwas Normales werden.“

„Die Kinder fühlen sich hier angenommen und erzählen am Nachmittag noch viel mehr von sich“, berichtet Christiane Schmidt-Werthern. „Die Hausaufgabenbetreuung unterstützt besonders die Schülerinnen und Schüler, die daheim sonst vor dem Fernseher oder Computer hocken würden. Für sie ist das ein absoluter Mehrwert.“ Beate Kuhn ergänzt: „Es gibt eine positive Ansprache, und wir fangen die Kinder mit viel Wertschätzung auf.“

Ins „Bad der deutschen Sprache eintauchen“

Die Schule am Burgfeld, die 2015 als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden ist, nutzt den Ganztag auch für die Integration. Am DaZ-Zentrum (Deutsch als Zweitsprache) der Schule, das es seit fünf Jahren gibt, lernten im vergangenen Schuljahr rund 150 geflüchtete Kinder und Jugendliche. Nach dem Basiskurs Deutsch sind viele an andere Schulen gewechselt, viele aber auch in der Schule am Burgfeld geblieben. „Sobald die Kinder einfache Sätze verstehen, teilen wir sie den Regelklassen zu, damit sie in das Bad der deutschen Sprache eintauchen können“, erzählt Schulleiter Falkenhagen.

Schule am Burgfeld
© Schule am Burgfeld

„Unsere Schülerinnen und Schüler zeigen Akzeptanz für die geflüchteten Kinder“, freut sich Christiane Schmidt-Werthern. „Die DaZ-Kolleginnen und -Kollegen, die sich jeden Freitagnachmittag zusammensetzen, sind hoch engagiert und sehr gut organisiert, das ist ein großes Glück. Sie zeigen den Schülerinnen und Schülern auch Grenzen auf, denn manche kennen gar keine Regeln.“ 14 Jugendliche hätten bereits in einer überbetrieblichen Werkstatt Handwerksbetriebe kennengelernt. „Sie sind unglaublich motiviert und engagiert, wie uns das wahnsinnig gute Feedback der Betriebe gezeigt hat“, so die Ganztagskoordinatorin.

Die ganze Schule heißt die neuen Mitschülerinnen und Mitschüler willkommen. Einmal im Jahr beteiligt sich das DaZ-Zentrum an der interkulturellen Woche in Bad Segeberg. Ende des Schuljahres 2015/2016 organisierte die Schule am Burgfeld die dreitägigen „Projekttage der Begegnung“, die in ein großes Schulfest mündeten.
„Es wurde gesungen und getrommelt, gespielt und Sport getrieben. Wir haben Sprach- und Schreibkurse organisiert, und die Kinder erhielten Einblick in Feste wie Weihnachten, Ostern oder das Zuckerfest“, lobt Beate Kuhn, die mit den Projekttagen betraut war. Ein besonders erfreuliches Erlebnis seien die Tage auch für jene DaZ-Schülerinnen und -Schüler gewesen, die schon länger in Regelklassen lernen: Sie hatten immer wieder als Dolmetscher einspringen können.

Zusammenwachsen zweier Kollegien

Seit dem Start als Gemeinschaftsschule 2008 wachsen die ehemalige Hauptschule und die Realschule zusammen. Ein Prozess, der seine Zeit gebraucht hat, wie sich Bernd Falkenhagen, der ab 2005 bereits Schulleiter der Realschule war, erinnert. Heute bilanziert er: „Die Gemeinschaftsschule hat sich positiv ausgewirkt, auch auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Wir haben einen guten Weg zurückgelegt. Ich freue mich, dass ich nachmittags meine Kolleginnen und Kollegen im Lehrerarbeitsraum zusammensitzen und arbeiten sehe.“

Aktuell wird das Schulprogramm überarbeitet, mit dem Ziel, die Qualität des Unterrichts durch Binnendifferenzierung und Freiarbeit zu verbessern. Ein Methoden-Curriculum ist im Entstehen, ebenso Material für das Selbstorganisierte Lernen (SOL).

Schulleiter Bernd Falkenhagen ist eine verstärkte Verzahnung von Vor- und Nachmittag wichtig. „Dazu nehmen wir in diesem Schuljahr am neuen Projekt 'Lernen im Ganztag' (LiGa) teil, das in fünf Ländern durchgeführt wird“, berichtet Christiane Schmidt-Werthern. Schulentwicklung geht immer weiter. Auch an einer Referenzschule.

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