Goethe-Oberschule Wilthen: Auch Ganztagsmuffel werden aktiv : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Die Goethe-Oberschule Wilthen im Landkreis Bautzen macht offenbar eine Menge richtig: Die Teilnahme an den Ganztagsangeboten ist ebenso hoch wie die Zufriedenheit. Das schlägt sich wiederum in erhöhten Anmeldezahlen für die Schule nieder.

Am 1. August 2006 startete die Goethe-Oberschule in Wilthen mit dem offenen Ganztag. Von Anfang an war Uta Pfanne als Ganztagsschulkoordinatorin dabei. Sie kümmert sich seitdem um den inhaltlichen Teil der Ganztagsangebote. „Ich habe zum Glück Unterstützung durch unsere Schulsekretärin Antje Schaffrath, die mir als gute Seele der Schule die Abrechnungsseite und viel organisatorische Arbeit abnimmt“, berichtet die Sport- und Geografielehrerin. „Ohne sie würde es nicht so gut funktionieren.“

Außenansicht des Schulgebäudes
© Goethe-Oberschule Wilthen

Wilthen ist eine Kleinstadt mit rund 6.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im sächsischen Landkreis Bautzen. „Die Umgebung ist eher ländlich“, erklärt Uta Pfanne. Über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler seien Fahrschüler. Da die Busfahrtzeiten nur auf die Stundenpläne des Schulzentrums, zu dem die Oberschule gehört, abgestimmt sind, ist die Anwahl von Ganztagsangeboten am Nachmittag für einige Jugendliche nicht einfach. Sie müssen ihre Heimfahrten dann anders organisieren.

Wählen die Schülerinnen und Schüler ein Ganztagsangebot, dann läuft dieses verpflichtend für ein halbes Jahr. „Wir veröffentlichen am Schuljahresbeginn einen Plan mit den Angeboten, den die Kinder mit nach Hause nehmen und sich dort genau anschauen sollen. Das lassen wir uns auch von den Eltern abzeichnen“, erläutert die Ganztagskoordinatorin. Wenn sie Kurse ausgewählt haben, dürfen sie zunächst zweimal „schnuppern“. Erweist sich die AG dann doch nicht als die richtige, können sich die Schülerinnen und Schüler umentscheiden. Wie viele Arbeitsgemeinschaften sie wählen, entscheiden sie selbst – es kann ein Kurs, es können fünf Kurse sein.

Ganztagsangebote sind sehr gefragt

Die Ganztagsangebote – in Sachsen überall kurz GTA genannt – haben sich im Laufe der Jahre entwickelt. Jährlich evaluiert die Schule, welche Kurse sich bewährt haben und fortgeführt werden. Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und die Kooperationspartner werden befragt. Ein Wunsch, den die Jugendlichen in jeder Befragungsrunde äußern, ist der nach mehr Sport, der bisher aufgrund des begrenzten Raumangebots – Wilthen verfügt über nur eine Turnhalle – zum großen Bedauern der Sportlehrerin nicht zu erfüllen ist. Insgesamt aber zeigt sich Uta Pfanne zufolge eine erfreulicherweise hohe Zufriedenheit bei allen Beteiligten.

Erfreulich hoch ist auch die Teilnahmequote der Jugendlichen: Rund 60 Prozent der 239 Schülerinnen und Schüler der zweizügigen Schule nehmen an Ganztagsangeboten teil. Die Wünsche der Schülerinnen und Schüler werden bei der Gestaltung der Angebote möglichst berücksichtigt, wobei die größte Hürde in der Region darin besteht, auch ausreichend Anbieter zu finden. Größtenteils bieten außerschulische Partner die Arbeitsgemeinschaften an. Die prüfungsvorbereitenden Kurse werden indessen von Lehrerinnen und Lehrern durchgeführt.

Die Förderangebote sind neben der Hausaufgabenbetreuung ein zentraler Bestandteil der Arbeitsgemeinschaften. Sie ziehen schon das Interesse der Eltern auf sich, wenn es um die Auswahl der weiterführenden Schule geht. „Hier in Sachsen sind die Horte noch stark vertreten“, erläutert Uta Pfanne. „Dort werden unter anderem am Nachmittag die Hausaufgaben begleitet. Den Eltern ist wichtig, dass es da eine adäquate Fortführung in der Sekundarstufe gibt.“ Die Hausaufgabenbetreuung findet außer freitags täglich klassenübergreifend vom 5. bis 7. Jahrgang um 13 Uhr statt. Eine außerschulische Fachkraft betreut diese.

„Schüler finden, dass ihnen die Förderkurse etwas bringen“

In der 10. Klasse nutzen die Schülerinnen und Schüler das einmal wöchentlich angebotene Förderangebot als Prüfungsvorbereitung laut der Ganztagskoordinatorin „sehr rege“: „Selbst die GTA-Muffel werden dann jedes Jahr aktiv. Die Lehrkräfte sind sehr zufrieden mit diesen Kursen. Und die Schülerinnen und Schüler meinen am Ende, dass es ihnen etwas gebracht hat.“ Neben der klassischen Förderung bietet die Oberschule noch ein Konzentrationstraining, das eine Ergotherapeutin durchführt. Auch eine Schulsozialarbeiterin ist in der Goethe-Oberschule tätig: Laura Domnick ist beim Jugendverein Valtenbergwichtel e.V., einem freien Träger der Jugendhilfe, angestellt.

Kabarett-Aufführung der Schülerinnen und Schüler
© Goethe-Oberschule Wilthen

In der Oberschule gibt es ein buntes AG-Programm aus musischen, kreativen und sportlichen Angeboten. Im musischen Bereich kann die Schule mit einer sehr aktiven Musical-AG aufwarten sowie mit einer Kabarett-AG und einer Keyboard-AG. Die Gitarren-AG wurde auch sehr gut aufgenommen, sie sei in diesem Jahr „leider weggebrochen, weil der junge Mann, der sie angeboten hat, studiert. Die wollen wir aber gerne wieder aufnehmen“, so Uta Pfanne.

Es gibt einen Yoga-Kurs, eine Skating-AG, eine Keramik-AG und das „Grüne Klassenzimmer“, das sich einst um den Aufbau gekümmert hat und nun für die Pflege zuständig ist. Der Musical-AG und der Kabarett-AG arbeitet wiederum die Licht-, Ton- und Beschallungs-AG zu, die sich mit der technischen Seite beschäftigt und sich auch um die Aufbauten bei den schulischen Auftritten kümmert.

Rhythmisiert und „gemütlich“

Die Oberschule Wilthen organisiert damit von 13 bis 16 Uhr ein Programm, das in der Umgebung andernfalls nicht oder nur mit Fahrtaufwand erreichbar wäre. „In Wilthen gibt es einen Fußballverein und eine Freiwillige Feuerwehr“, erläutert die Sportlehrerin.

Die Goethe-Oberschule hat den Vormittag mit Blockunterricht rhythmisiert, wobei die erste halbstündige Mittagspause bereits von 11.00 bis 11.30 Uhr liegt. Wer möchte, kann am Mittagessen teilnehmen. In der Mensa des Schulzentrums wird das Essen frisch zubereitet. Die Atmosphäre der Schule beschreibt Uta Pfanne so: „Wir sind eine kleine Schule, an der unsere Schulleiterin Daniela Hosang und unser Kollegium jede Schülerin und jeden Schüler kennen. Bei uns gilt das Klassenzimmerprinzip. Jede Klasse gestaltet ihren Raum selbst, was auch zur Gemütlichkeit in unserer Schule beiträgt: Das ständige Umziehen von Klassenraum zu Klassenraum hält sich bei uns in Grenzen.“

Wilthener Schulen beim „Kulturspektakel 2015“

Die Zukunft der Goethe-Oberschule sieht aktuell rosig aus: Mit 73 Anmeldungen zum kommenden Schuljahr für die 5. Jahrgangsstufe liegt die Zahl deutlich über der für eine Zweizügigkeit erforderlichen Mindestzahl von 20 Schülerinnen und Schülern pro Klasse. Schulleiterin Hosang freut sich: „Das spricht für unser pädagogisches Konzept.“

Schulleiterin Daniela Hosang bei einem Vortrag
Schulleiterin Daniela Hosang © Goethe-Oberschule Wilthen

Und vielleicht sorgt ja das „Wilthener Kulturspektakel 2015“ für noch mehr gute Werbung. Am 24. April 2015 werden die Schülerinnen und Schüler sich einem größeren Publikum präsentieren können: Erstmals organisieren die drei Wilthener Schulen, die alle über Ganztagsangebote verfügen, dieses gemeinsame Fest. Die Pumphut-Grundschule, das Immanuel-Kant-Gymnasium und die Goethe-Oberschule präsentieren Kabarett, Musical, eine Lehrerkapelle, Akrobatik und vieles mehr. Außerdem bereitet jede Schule eine Ausstellung mit Zeichnungen, Plastiken und Aktionskunst vor.

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