Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wismar: „MINT können wir!“ : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wismar begeistert mit MINT-Klassen und Junior-Ingenieur-Akademie seine Schülerinnen und Schüler für MINT-Berufe und ist auch sonst fest in der Region verankert.

Bei diesem Adventskalender besteht keine Gefahr von Karies oder Hüftgold. Stattdessen macht das Türchenöffnen jeden Tag ein bisschen schlauer. Beim Anklicken der interaktiven Adventskalender „Mathe im Advent“ der Deutschen Mathematiker-Vereinigung oder „Physik im Advent“ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. können Schülerinnen und Schüler täglich neue Aufgaben mit Alltagsbezug lösen – ob alleine oder in der Klasse. Am Ende winken sogar Preise.

Klar, dass da auch die Schülerinnen und Schüler des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums in Wismar mitmachen. Denn die Förderung der MINT-Fächer gehört zu den herausragenden Profilen der Schule, an der 2008 der gebundene Ganztag eingeführt wurde. Und das Engagement für MINT beginnt schon bei der Schulleitung: „Ich bin von Hause aus Naturwissenschaftlerin, und so liegen mir die MINT-Aktivitäten natürlich am Herzen“, bekennt Ines Albrecht, die seit 1992 an der Schule arbeitet und diese seit 2006 leitet.

Das MINT-Profil soll Schülerinnen und Schüler für technische Studienrichtungen interessieren und frühzeitig befähigen. MINT macht sich am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium nicht nur durch AGs oder Wettbewerbe bemerkbar, sondern ist als integraler Bestandteil des Unterrichts in der Stundentafel verankert. „Wir haben MINT-Klassen eingerichtet, das ist recht einmalig in Mecklenburg-Vorpommern“, erläutert die Schulleiterin. In den MINT-Klassen und besonders im Bereich „Angewandte Mathematik“ lernen die Schülerinnen und Schüler fächerverbindend und fachübergreifend. Seit 2008 ist das Ganztagsgymnasium Mitglied im MINT-EC-Schulnetzwerk, und seit dem Schuljahr 2014/2015 können die Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum Abitur das MINT-Zertifikat erwerben.

„MINT können wir!“

kleines Robotik-Fahrzeug
Konstruieren und Programmieren in der Robotik-AG. © GHG Wismar

Seit dem Schuljahr 2010/2011 gibt es an der Schule eine Junior-Ingenieur-Akademie als Wahlpflichtkurs ab Klasse 9. Auch die Akademie, seinerzeit die erste in Mecklenburg-Vorpommern, soll – in Kooperation mit der Hochschule Wismar und Partnern aus der Wirtschaft – die Schülerinnen und Schüler für Naturwissenschaften und Technik begeistern und ihnen frühzeitig Einblicke in Ingenieurberufe geben. In zwei Wochenstunden erwerben sie Grundlagenwissen aus den Bereichen „Mobile Agenten“, „Erneuerbare Energien“, „Werkstoffkunde“ und „Modellbau“.

Die Jugendlichen nutzen dazu Laborräume der Hochschule und werden durch Professorinnen und Professoren der Bereiche Gestaltung, Informatik und Kunststofftechnik, von der Solarinitiative Mecklenburg-Vorpommern und vom phanTECHNIKUM, dem Technischen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, unterstützt.

Ganz neu ist kürzlich die HPI Schul-Cloud freigeschaltet worden. Die digitale Lernplattform wurde vom Hasso-Plattner-Institut entwickelt und vom BMBF gefördert. Lerninhalte, Methoden und Werkzeuge verschiedener Anbieter für den Unterricht können über einen browserbasierten Zugang online und von jedem mobilen Endgerät genutzt werden. Eigene Server braucht die Schule dafür nicht, und die Software-Wartung entfällt. „Dass wir uns auf diesen Weg gemacht haben, liegt auch im Austausch mit der Hochschule Wismar begründet“, erinnert sich Ines Albrecht. Die Hochschule wies vor rund zehn Jahren darauf hin, dass sie sich mehr naturwissenschaftlich gut gebildete Schülerinnen und Schüler wünschte. „Da haben wir gesagt: Das können wir!“

Es gibt nun die Robotik-AG, die regelmäßig an Wettbewerben teilnimmt. Schülerinnen und Schüler beteiligen sich nicht nur traditionell an der Mathe-Olympiade, sondern auch beim Nordmetall-Cup „Formel 1 in der Schule“ und an „Schüler experimentieren“. Besonders Manuela Walter, Mathematik- und Physiklehrerin, Tutorin und MINT-Koordinatorin der Schule, engagiert sich für die Wettbewerbe.

„Formel 1 in der Schule“ zum Beispiel ist ein multidisziplinärer internationaler Technologiewettbewerb, in dem Schülerteams einen Miniatur-Formel-1-Rennwagen am Computer entwickeln und anschließend ins Rennen schicken. Das Team „Hurricane“ der 8c des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums erreichte im Frühjahr 2018 im Landeswettbewerb den vierten Platz. Für Kindergartenkinder und Grundschüler organisiert das Gymnasium seit Jahren die „Nacht der Wissenschaften“, in der die Jüngeren zum Beispiel experimentieren können. Es unterstützt auch eine AG „Junge Naturforscher“ für Dritt- und Viertklässler.

Hinhören, was Schülerinnen und Schüler wollen

520 Schülerinnen und Schüler lernen am Ganztagsgymnasium. Die Entscheidung, den gebundenen Ganztag einzuführen, fiel Schulleitung und Kollegium vor zehn Jahren leicht. „Wir hatten sowieso schon aus der Tradition heraus viele Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag. Und als das Schulgesetz vom Land für die Förderung des gebundenen Ganztags kam, waren wir froh, unsere Angebote auf sichere Füße stellen zu können.“ Im Vorfeld waren die Eltern befragt worden, die sich ebenfalls für den Ganztag aussprachen. Das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium wurde schließlich Mitglied im Schulnetzwerk der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Mecklenburg-Vorpommern und beteiligt sich am Programm „Schule Plus“ der RAA Mecklenburg-Vorpommern.

Blick in den Schulladen
„School Fashion“: Schulladen der Schülerfirma © Redaktion

Die meisten Ganztagsangebote bieten die Lehrerinnen und Lehrer selbst an. Und das sind eine ganze Menge, nicht nur MINT-AGs. Dazu gehören Mathe-Förderunterricht für jede Klassenstufe oder die Vorbereitung auf die Mathematik-Olympiaden, die Jungen Chemiker, aber auch die Jungen Aquarianer, die AG Brett- und Kartenspiele oder „Gesundes Kochen und Sport“. Der Schulschachverein Grevesmühlen bietet eine Schach-AG an, die Schulleiterin selbst eine Imker-AG. Geschichts- und Sozialkundelehrer Ronny Keßler hat die AG „Wismar is(s)t international“ begründet: Mit Studentinnen und Studenten der Hochschule Wismar kochen und essen die Schülerinnen und Schülern gemeinsam internationale Küche.

„Wir hören hin, was die Schülerinnen und Schüler wollen“, erzählt Katja Marin, Lehrerin für Geografie und Sport. So entstand die Schülerfirma „School Fashion“. Auf einer Schülervollversammlung hatten einige die Idee einer Schulkleidung eingebracht – nicht als Pflicht, sondern als Angebot. So sollte bei Sportwettkämpfen das Schullogo erkennbar sein. 2007 gründeten die Jugendlichen die Schülerfirma.

„Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist...“

Inzwischen gibt es einen Schulladen, der nicht nur die Kleidung, sondern auch Artikel des täglichen Schulbedarfs wie Hefte, Stifte und den selbst entworfenen Schul-Timer anbietet. Die rund 20 Schülerinnen und Schüler erwerben hier verschiedene Kenntnisse, die man in einem Dienstleistungsunternehmen braucht, „von der Logoentwicklung über Buchhaltung und Produktion bis zu Verkauf und Marketing“, so Katja Marin. Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit werden gefördert.

Schließlich gibt es noch das Schülercafé „Schuloase“. Dort ist Schulsozialarbeiterin Sandra Kothe tätig und mit ihr ein FSJler. Die Robotik-AG und das Formel-1-Team gehen auf Schülerideen zurück. Das „Zauberwort der Zukunft“ für das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium ist für Katja Marin die „Digitalisierung“. Zu diesem Thema fand im vergangenen Jahr eine große Lehrerfortbildung statt.

Nicht zu vergessen ist das gesellschaftliche Engagement des Gymnasiums, das „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist. Zum Reformationsjubiläum erreichten die Religionskurse der Klassen 10 beim 7. Bibelwettbewerb mit ihrem Wettbewerbsbeitrag – einer Homepage zum Thema „Freiheit“ – einen ersten Preis. Regelmäßig feiert das GHG auch sportliche Erfolge. Und die kulturelle Bildung hat in einer Schule, die den Namen Gerhart Hauptmanns trägt, selbstverständlich einen hohen Stellenwert. So begeisterte 2017 und erneut 2018 etwa das Musical „Hairspray“ um den heute 15-jährigen Gymnasiasten Anh Khoa Tran, der gleichzeitig Regisseur, Produzent und Darsteller war und inzwischen den Verein „Jauxi! Entertainment“ gegründet hat, die Zuschauer im Wismarer Theater.

„Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist, sollte er in einer neuen Sache Schüler werden“ – das Gerhart-Hauptmann-Zitat ist nicht von ungefähr das Motto der Schule.

 

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