Ganztagsschule Mahndorf: Schach, Schnecke, Schulnetzwerk : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Die Grundschule Mahndorf im Bremer Stadtteil Hemelingen lädt mit ihrer freundlichen Atmosphäre und einigen „Juwelen“ im Ganztag ein.

So kennt man Marco Bode gar nicht. Normalerweise ist bei der Werder-Legende und dem heutigen Aufsichtsrat vom SV Werder Bremen der Fußball nicht weit, aber zum Schuljahresbeginn besuchte Bode die Grundschule Mahndorf mit einem übergroßen Schachbrett. Die symbolische Übergabe als Geschenk an Schulleiterin Stefanie Mleczek markierte den Start des Projekts „Schach macht schlau“ an der Ganztagsgrundschule im Bremer Südosten.

Der Ex-Fußballprofi ist sozusagen Markenbotschafter von „Schach macht schlau“, das von der Senatorin für Kinder und Bildung der Hansestadt Bremen initiiert und begleitet wird. Das Programm, mit dem Schachspielen die Konzentrationsfähigkeit und die kognitive Entwicklung von Schülerinnen und Schülern unterstützen soll, gibt es seit zehn Jahren in Hamburg und seit zwei Jahren in Salzgitter. In Bremen integrieren teilnehmende Schulen das Schachspiel nun für eine Stunde in der Woche fest in den Fachunterricht. Die Schulen erhalten neben dem Demo-Brett kostenlose Arbeitshefte, Schachbretter mit Figuren, ein PC-Programm und Workshops für die Lehrerinnen und Lehrer. „Für alle Klassen haben sich Lehrerinnen gefunden, die mitmachen“, freut sich Stefanie Mleczek, „sodass alle Schülerinnen und Schüler in den Genuss kommen.“

Veranstaltungsplakat der AG Plattdeutsches Theater: "Sneewittschen un de söven Dwarginnen"
Juwel im Ganztag: AG „Plattdeutsch mit Kunst und Theater“ © Grundschule Mahndorf

Für die Schulleiterin ist „Schach macht schlau“ eines der „Juwelen“ der Schule, neben der sowieso schon stattfindenden Schach-AG im Ganztagsbereich. Ein zweites Juwel ist das Plattdeutsch-Profil. In der AG lernen die Schülerinnen und Schüler platt snacken – ein Kulturgut, das ansonsten verloren gehen könnte. „Keines der Kinder spricht zu Hause Platt“, so die Schulleiterin. „Hier lernen sie es. Eine Kollegin, deren Großmutter Platt spricht, leitet die AG.“ Die Schülerinnen und Schüler stehen später mit den Platt-Versionen von Märchen und Theaterstücken auch auf der Bühne – und haben auch schon an Theatertagen teilgenommen.

Friedliches Miteinander und Achtsamkeit

Ein drittes Juwel sind die Schultiere. Seit 2011 begleitet der inzwischen zwölf Jahre alte Schulhund Scotty Stefanie Mlezek in die Schule und den Unterricht. „Scotty sorgt immer für ein Lächeln auf dem Gesicht“, erzählt die Schulleiterin. „Er ist Seelentröster und beruhigt Kinder, die ihn streicheln. Er trägt mit zur positiven Atmosphäre an der Schule bei.“ Und er ist nicht der einzige Vierbeiner. Montags kommt die zertifizierte Hundetrainerin Jana Lüerssen mit ihren Hunden in die „Hunde-AG“. Hier stehen auch der Aufbau eines Verständnisses für die unterschiedlichen Charaktere der Vierbeiner und Beziehungsgestaltung auf dem Programm.

Die Annäherung an die Tiere tut Schülerinnen und Schülern gut, besonders so manchem „Zappelphilipp“. Streicheln lassen sich auch etwas ungewöhnlichere Schultiere: Aus der Lernwerkstatt Sachunterricht hervorgegangen, krauchen ein Dutzend Achatschnecken durch mehrere Terrarien im Schulgebäude. Die Schnecken, die wesentlich größer als Weinbergschnecken sind, lassen sich anfassen. Bei „Schnirkel die Schneck – Klein und Groß forschen gemeinsam“ lernen die Schülerinnen und Schüler etwas über die Lebewesen und deren Bedürfnisse, aber auch, wie sie achtsam mit ihnen umgehen.

Terrarium mit Achatschnecken
Die etwas anderen Schultiere: Schnecken © Redaktion

Was für Tiere gilt, zählt für die Mitmenschen erst recht. So begrüßt das Treppenhaus mit vielen Kunstwerken der Schülerinnen und Schüler zum Thema „Miteinander“ und „Füreinander“. Als erste Bremer Grundschule im Netzwerk „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ nutzt die Grundschule Mahndorf die Mehrsprachigkeit der Eltern- und der Schülerschaft und veranstaltet mehrsprachige Vorlese- und Leseangebote für Kinder und Eltern.

„In unserer Schulbücherei haben wir einen großen Bestand an mehrsprachigen Büchern“, berichtet Stefanie Mlezek. „Wir empfinden Mehrsprachigkeit nicht als Nachteil, sondern als Schatz.“ Auch an den Aktionswochen „Wir sind bunt“ des Stadtteilmarketings Hermelingen nimmt die Grundschule Mahndorf teil. Alljährlich organisiert die Schule eine „Friedenswoche“ mit Projekten und Aktionen zum sozialen Lernen und für ein friedliches Miteinander. Die Ergebnisse präsentieren die Schülerinnen und Schüler dann den Eltern. Die nächste Friedenswoche wird vor Weihnachten stattfinden.

Gemeinsam zum „Ziel der Woche“

Die Schulgemeinschaft setzt sich seit Beginn dieses Schuljahres ein „Ziel der Woche“, das sich häufig auch um das gemeinsame Miteinander dreht und im Unterricht und in den Ganztagsangeboten erarbeitet wird: freundlich zueinander sein, hallo sagen, zuhören. In den regelmäßigen Erzählkreisen lernen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls, zu erzählen und einander zuzuhören. Im Klassenrat und im Schülerrat besprechen sie Vorhaben, Regeln und Probleme und fassen Beschlüsse. Akute Konflikte versuchen die Kinder mit Hilfe der „Friedenstreppe“ zu lösen, von der es eine steinerne Version auf dem Schulhof und eine hölzerne im Eingangsbereich des Altbaus gibt. Hier geht es darum, in vier Stufen – Konflikt vortragen, Gefühle benennen, Lösungen suchen und Einigung – den Streitfall gemeinsam beizulegen.

Friedenstreppe
Modell zum Streitschlichten - die Friedenstreppe © Grundschule Mahndorf

„Gemeinsam leben (und) lernen mit Herz, Hand und Verstand“ lautet das Schulmotto der zweizügigen Ganztagsgrundschule. Rund 170 Schülerinnen und Schüler lernen hier, von denen mehr als die Hälfte die Angebote des offenen Ganztags wahrnehmen. Die Zahlen schwanken; in diesem Schuljahr sind es 120 Schülerinnen und Schüler – „da sind wir allerdings an räumliche Grenzen gestoßen“, gibt die Schulleiterin zu.

In Mahndorf wird viel gebaut. Entsprechend befindet sich der Stadtteil im Wandel, und höhere Schülerzahlen in der Zukunft sind nicht auszuschließen. Bei einem Gesamtkollegium von 28 Mitarbeiterinnen, davon zehn Lehrerinnen, und der derzeitigen Schülerzahl bleibt es übersichtlich. Zur Freude von Schulsozialarbeiterin Isabelle Wossidlo: „Hier kennt man die Kinder noch alle mit Namen, es ist eine familiäre Atmosphäre.“

Gemütliche Atmosphäre

Und eine freundliche. Beim Rundgang durch die Schule rufen die Schülerinnen und Schüler ihren Namen, klatschen die Schulsozialarbeiterin ab und umarmen sie. Viele liebevolle Details an den Wänden und Decken geben den auf drei Schulgebäuden verteilten Räumen eine sympathische und persönliche Note. Die Grundschule Mahndorf ist nicht nur eine Schule für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch eine, die von ihnen geprägt ist. So hängen zum Beispiel im Aufenthaltsraum der Ganztagsschüler, der mit seiner Bühne zugleich als Aula dient, jeweils die gebastelten Wappentiere des Jahrgangs, momentan ein Otter und viele kleine Eulen.

Die kleinen Kunstwerke der Schülerinnen und Schüler sind allgegenwärtig; auch an der Außenfassade sieht man Tierreliefs. Jedes Klassenzimmer ist individuell gestaltet. „Deshalb finden unsere Dienstbesprechungen auch reihum in den Klassen statt, damit sich die Kolleginnen gegenseitig Anregungen holen können“, erläutert die Schulleiterin. Die Klassenräume unter dem Dach mit den Schrägen und Dachfenstern sind besonders gemütlich, ebenso das Mitarbeiterzimmer mit roten Plüschsesseln und Couch. Draußen locken die weiträumigen Schulhöfe, der Spielplatz und der Bolzplatz. Das Gelände ist etwas verwinkelt, aber die Lehrerinnen haben alles gut im Blick und die Kinder ihren Spaß.

Austausch der Schulgruppen im Referenznetzwerk in der Grundschule Mahndorf
Austausch im Schulnetzwerk „Ganztägig bilden“ © Redaktion

Im offenen Ganztag, der bis auf das Mittagessen kostenlos ist, können die Eltern die Abholzeiten um 15 oder 16 Uhr wählen, freitags auch schon ab 14 Uhr. Am Nachmittag – nach dem Mittagessen, dass der Arbeiter Samariter Bund (ASB) liefert –, liegen die von Lehrerinnen begleitete Lern- und Projektzeit, in der auch die Hausaufgaben erledigt werden, sowie Förderangebote und schließlich die Arbeitsgemeinschaften. Letztere evaluiert die Schule jährlich mit einer Schülerbefragung.

Lernen im Referenzschulnetzwerk

Auch Schulleitung und Kollegium lernen immer weiter. Vor einem Jahr hat sich die Grundschule Mahndorf als eine von vier Schulen dem Referenzschulnetzwerk der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Bremen angeschlossen. Über zwölf Monate haben sich die vier Schulen – die Astrid-Lindgren-Schule in Bremerhaven, die Grundschule An der Gete und die Ganztagsschule Düsseldorfer Straße – gegenseitig besucht. Angelika Wunsch, die Leiterin der Bremer Serviceagentur, moderierte die Treffen.

Neben dem gegenseitigen Hospitieren arbeiteten die Schulen jeweils an eigenen Themen, die sie konkret angehen wollen. Die Grundschule an der Düsseldorfer Straße beschäftigt sich mit dem Thema „Teams“. Die Astrid-Lindgren-Schule plant eine Umgestaltung des Lehrerzimmers. Die Grundschule An der Gete diskutiert gerade Kollegiale Hospitationen. Die Grundschule Mahndorf möchte die Elternarbeit weiter verbessern und hat im Referenzschulnetzwerk dazu einige Ideen erarbeitet. Die sollen schon bald in der Steuergruppe „Öffnung der Schule“ vorgestellt werden. „Es ist schön, zurückgespiegelt zu bekommen, wie andere die Schule sehen“, meint Schulsozialarbeiterin Isabelle Wossidlo.

 

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