Ganztagsgrundschule Hülzweiler – draußen wie drinnen gut : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Die Laurentiusschule Hülzweiler hat mit Hilfe des Fördervereins und der Gemeinde ihren Schulgarten wiederbelebt.

Schulhof
Laurentiusschule © Redaktion

Einen besseren Frühling und Sommer für die Eröffnung ihres Schulgartens als in diesem Jahr hätte die Laurentiusschule, die Grundschule in Hülzweiler, einem Ortsteil Schwalbachs in der Nähe von Saarlouis, kaum erwischen können. Das seit April sonnige Wetter sorgt bei Bauern und Hobby-Gärtnern im doppelten Sinne für Schweißperlen auf der Stirn. Aber für die 137 Schülerinnen und Schüler der offenen Ganztagsschule ist der Supersommer ein Geschenk.

„Wir sind viel öfter mit den Kindern draußen gewesen“, erzählt Schulleiterin Anna Kockler, „und haben zusammen Kresse gesät, Kirschen geerntet und Vögel beobachtet. Alle diese Aktivitäten verknüpfen wir mit dem Unterricht. So verarbeiten wir dort die im Garten geernteten Lebensmittel und stellen zum Beispiel einen Kräuterquark her.“

Grüne Daumen fürs Grüne Klassenzimmer

Besonders engagiert ist Lehrerin Dagmar Klemens, die nach Meinung ihrer Schulleiterin über den berühmten „grünen Daumen“ verfügt. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern hat sie seit März viel angepflanzt und gepflegt. Jeden Tag müssen die Pflanzen gegossen werden. In den Ferien haben sich engagierte Kolleginnen und Eltern den Gießdienst aufgeteilt.

Am 28. April 2018 weihte die Laurentiusschule den neuen, alten Schulgarten mit einem Schulfest ein, zu dem der Förderverein der Schule alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde eingeladen hatte. Ohne den Förderverein hätte es nicht nur dieses Fest, sondern Anna Kockler zufolge auch den Schulgarten nicht gegeben. Die Rektorin erinnert sich: „Vor zwei Jahren wurde ein neuer Fördervereinsvorstand gewählt, und viele aktive Leute brachten sich ein. Das Hauptvorhaben des Fördervereins wurde die Wiederbelebung des Schulgartens, an dem die Arbeit leider eingeschlafen war.“

Der Förderverein machte sich daran, zusammen mit der Schulleitung Pläne zur Gestaltung und Durchführung zu entwickeln und Sponsoren zu gewinnen. In einem Jahr intensiven Vorlaufs arbeiteten beide auch „super mit der Gemeinde zusammen“, die der Schulträger der Ganztagsgrundschule ist. Auch von hier kam finanzielle Unterstützung. Der Baubeginn musste zwar verschoben werden, weil das Schuldach erneuert wurde und das Baugerüst im Schulgartengelände stand.

Kräuterspirale
Kräuterspirale © Redaktion

Doch dann ging es los. In Eigenleistung bauten die Mitglieder des Fördervereins, oft an Samstagen, ein Grünes Klassenzimmer mit Hochbeeten, Spielgeräten, einer Kräuterspirale, Vogelhäusern, Nistkästen und einem Insektenhotel.

Bewegung als Plus

Nun bietet der von den Gebäudeteilen umgebene, wie ein Innenhof geschützt liegende Garten Möglichkeiten zum Spielen und zum Lernen. Ein Sonnensegel soll noch aufgebaut werden, um den Unterricht häufiger im Schulgarten zu ermöglichen. „Sonst ist es dort zu fortgeschrittener Tageszeit zu heiß“, meint die Schulleiterin. Mit der Gemeinde wird noch über die Errichtung einer Hangrutsche, die ebenfalls auf der Vorhabenliste des Fördervereins stand und deren Finanzierung noch geklärt werden muss, verhandelt. Wenn der Schulgarten fertig ist, wird sich der Blick auf den Schulhof richten, den die Schule dann auch noch attraktiver gestalten möchte.

Nicht nur wenn es in den Schulgarten geht, sind die Grundschülerinnen und -schüler an der frischen Luft. Als sportbetonte Grundschule – die Adresse „Zur Turnhalle 7“ weist den Weg – bietet der offene Ganztag eine Triathlon-AG an. „Ein Kollege fährt mit den Schülerinnen und Schülern einmal im Jahr zu den Triathlon-Meisterschaften nach Wallerfangen. Laufen, Radfahren und Schwimmen, das ist sehr aufregend für die Kinder“, berichtet die Rektorin. Neben der Triathlon-AG gibt es noch eine Lauf-AG, eine Tanz-AG, eine Schwimm-AG, eine Ballsport-AG und die AG Ringen und Raufen. „Die Kinder brauchen Bewegung, und gerade in der heutigen bewegungsarmen Zeit sehen wir unsere Sportbetonung als großes Plus.“

Eine Besonderheit der Laurentiusschule ist auch das Schulmediationsprojekt. Im 3. Schuljahr werden die Schülerinnen und Schüler zu Schulmediatoren ausgebildet, die bei Streit unter Mitschülern schlichten, Gespräche führen und Lösungen aufzeigen. Einmal jährlich findet an der ganzen Schule eine Schulmediationswoche statt, die das Zusammenleben stärkt.

Hausaufgabenzeit als Augenöffner

Kartoffeln im Hochbeet
Kartoffeln im Hochbeet © Redaktion

Ein von den Eltern geschätzter Vorzug der Laurentiusschule ist der offene Ganztag. 85 Schülerinnen und Schüler nehmen daran teil. Für die meisten Mütter und Väter ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Grund für die Anmeldung ihrer Kinder in der Ganztagsschule, die in der Kurzgruppe bis 15 Uhr und in der Langgruppe bis 17 Uhr dauert, nachdem der Vormittagsunterricht um 12.35 Uhr endet. Geschätzt wird aber auch die Hausaufgabenbetreuung, die nach der Spiel- und Erholungspause und dem Mittagessen einsetzt. Träger der Freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) ist seit zehn Jahren der DRK-Kreisverband Saarlouis, der für den Ganztag fünf Mitarbeiterinnen stellt.

Eine Hausaufgabengruppe wird von einer Erzieherin geleitet, drei bis vier weitere von Lehrkräften. „Wir versuchen möglichst, die Lehrerinnen und Lehrer in den Hausaufgabengruppen einzusetzen, in denen sie Klassenlehrer sind“, sagt Anna Kockler. Diese Aufteilung hat schon zu manchem Augenöffner geführt: „Manche Hausaufgaben waren von der Menge her selbst für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler nicht zu schaffen. Und manchmal musste eine Kollegin oder ein Kollege feststellen, dass die Kinder offenbar gar nicht verstanden hatten, was sie oder er am Vormittag zu vermitteln versucht hatte.“

So kam ein gemeinsames Nachdenken über Differenzierung und Menge der Hausaufgaben in Gang, und zu jedem Schuljahresanfang „diskutieren wir viel über dieses Thema“, verrät die Rektorin. Auf jedem ersten Elternabend im Schuljahr erfahren die Eltern seitdem, dass sich die Erzieherinnen und Lehrkräfte darum bemühen, die Hausaufgaben auf Richtigkeit durchzuschauen. „Wir betonen aber auch, dass sie als Eltern in der Verantwortung für die Kontrolle der Aufgaben bleiben.“

„Wir verstehen uns als Einheit“

Die Räume für den Ganztag liegen in einem eigenen Gebäude oberhalb des Schulhauses. So schön es sei, diese zusätzlichen Räume zu haben – die strikte Trennung führe dazu, dass „die Eltern Schule und Ganztagsnachmittag als zwei Teile sehen“, bedauert Anna Kockler. „Wir dagegen verstehen uns als eine Einheit.“ Es gibt eine Steuergruppe, in der die Schulleitung und die Erzieherinnen vertreten sind. Auch Lehrkräfte sind am Nachmittag im Einsatz. Das Kollegium und die Ganztagsfachkräfte kommunizieren täglich über ein Briefkastensystem miteinander.

Einladung Schulgartenfest
Einladung des Fördervereins zum Schulgartenfest © Förderverein Laurentiusschule

„Schulfeste, Fortbildungen und pädagogische Tage gestalten und besuchen wir alle zusammen.“ Die Schulleiterin wünscht sich, diese Einheit gegenüber den Eltern noch deutlicher zu machen, ebenso wie die Zusammenarbeit bei der Differenzierung im Unterricht: „Die Teams diskutieren mit unserer Förderschullehrerin über differenzierende Aufgabenstellungen und Lernmethoden. Zusammen entwerfen wir Förderpläne und schauen nach einer Zeit, ob unsere Ideen gegriffen haben und wie es weitergehen könnte.“

August 2018. Das Wetter zum Beginn des neuen Schuljahrs in dieser Woche ist das gleiche wie bei Einweihung des Schulgartens und zu Beginn der Sommerferien – Sonne, Sonne, Sonne. Der Gießdienst während der Ferien war im Dauereinsatz, und nun können die Schülerinnen und Schüler sofort wieder im Grünen lernen und spielen. Wahrlich ein gutes Jahr, um einen Schulgarten wiederzubeleben.

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