Ganztags an der Gete: Hier spielt die Musik! : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Musik mit den Bremer Philharmonikern, Mathe-Olympiade und „Was ihr wollt“-Zeit – die Grundschule an der Gete schafft ein Wohlfühlklima für das Lernen.

Claudia Jürjens, Karoline Witte-Papmeyer, Regina Spill, Gundel Timm, Neele Röbbeling-Weidner und Helene Brinkmann
Die multiprofessionelle Steuergruppe um Rektorin Gundel Timm (3.v.r.) © Grundschule an der Gete

An dieser Schule spielt die Musik! In der Grundschule An der Gete in Bremen wird täglich gesungen – und das nicht nur im Musikunterricht, sondern auch in Deutsch, Englisch und im Sachunterricht. Zweimal in der Woche gibt es Musikunterricht von überwiegend hochqualifiziert ausgebildeten Musiklehrerinnen. Zusätzlich können die Schülerinnen und Schüler in drei Chören mitsingen: in der Jahrgangsstufe 2 als die „Zwitscherlinge“ und in den Klassen 3 und 4 als die „Getekids". Die Chöre zeigen ihr Können bei verschiedenen öffentlichen Auftritten innerhalb der Schule wie bei der Einschulung und dem Weihnachtssingen oder außerhalb bei „Schule musiziert“.

Eine Besonderheit an der Schule An der Gete sind die regelmäßigen Pausenkonzerte, die in der 1. großen Pause im Bewegungsraum stattfinden. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Schülerinnen und Schülern, und die „Konzertkarten“, die jede Klasse bekommt, reichen oft nicht aus.

Die Kinder der 4. Klassen sind die „Konzertmanager“ und organisieren den Ablauf eines Konzertes selbstständig. Sie verteilen Eintrittskarten, hängen Plakate auf, bauen die Sitzgelegenheiten auf und sind für den Einlass zuständig. Die Darbietungen reichen von Liedern, Instrumentalbegleitungen, Streichorchesteraufführungen und Klanggeschichten bis hin zum Ausdruckstanz.

„Die Wertschätzung und Anerkennung, die die Kinder bei diesen kleinen Aufführungen erleben, stärken ihr individuelles Selbstwertgefühl und auch die Gemeinschaft der Schule“, sagt Gundel Timm, die nach zehn Jahren als Konrektorin in diesem Jahr die Schulleitung übernommen hat. „Man kann ein Kind während der Aufführung förmlich innerlich wachsen sehen, und dies berührt uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule besonders.

„Professor Zweistein und die Blechgeister“

„Unser Musikprofil hat sich im Laufe der Jahre nach und nach entwickelt“, führt die Rektorin weiter aus. Als sie 2004 als Referendarin an die Schule gekommen sei, habe es drei Chöre und ein Kinderorchester mit Orffschen Instrumenten gegeben. Neu hinzukommende Musikkolleginnen brachten ihre Ideen mit in das Musikprofil der Schule ein, und so wurde das Konzept einer Streicherklasse entwickelt und die Kooperation mit den Bremer Philharmonikern aufgebaut. Beides hat sich zum festen Bestandteil der Schule entwickelt.

Kontrabasse im Musikraum der Grundschule Gete
© Grundschule an der Gete

Seit 2015 gibt es einen Kooperationsvertrag mit den Bremer Philharmonikern, und zusammen organisiert man Projektwochen, wie zum Beispiel im letzten Jahr zum „Karneval der Tiere“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns. Regelmäßig besuchen die Philharmoniker mit ihrer „Musikwerkstatt Bremen“ die Ganztagsgrundschule, und die Kinder haben die einmalige Gelegenheit, über die lustige Geschichte „Professor Zweistein und die Blechgeister“ Blechblasinstrumente in ihrer Klangvielfalt kennenzulernen.

Das Konzept der Streicherklasse sieht vor, das bereits 15 Kinder aus den 1. Klassen in Kooperation mit der Musikschule auf den schuleigenen Streichinstrumenten die Möglichkeit bekommen, ein Streichinstrument zu erlernen. Fast alle Schülerinnen und Schüler nehmen später weiterhin Unterricht und stärken das Streichorchester der Schule.

Damit jedoch nicht genug: In den 2. Klassen können 30 interessierte Kinder für ein Jahr an einer Flöten- und Tanz-AG teilnehmen. Das Tanzen gehört zum Musikprofil dazu, und alle Kinder der 1. Klassen erhalten für ein Vierteljahr Tanzunterricht von einem Tanzlehrer. Die Tanz-AGs der Schule werden von einer Tanzpädagogin geleitet, und eine Pädagogische Mitarbeiterin lehrt die Schülerinnen und Schüler Flötenunterricht.

„Das Musikprofil macht unsere Schule für Eltern attraktiv, aber sicherlich auch der Ruf, dass die Kinder hier gut von uns gefördert werden“, meint Gundel Timm. Die Container auf dem Schulhof der Grundschule künden von der steigenden Nachfrage. 325 Schülerinnen und Schüler lernen an der drei- bis vierzügigen Grundschule, die ab 2012 schrittweise zur gebundenen Ganztagsschule wurde.

Mathe-Olympiade und Raktenbau

Lerninsel im Neubau der Grundschule an der Gete
Lerninsel im Neubau © Grundschule an der Gete

„Wir sind auch eine MINT-freundliche Schule“, betont die Schulleiterin. „Neben der Mathe-Olympiade unterhalten wir eine enge Kooperation mit der Universität Bremen. Deren Mathematikstudentinnen und- studenten erproben bei uns neue Unterrichtskonzepte, die dann in Interviews mit den Kindern ausgewertet werden. Und mit den Mathematikdidaktikern der Uni haben wir auch für drei Jahre im Projekt 'Digitale Medien Grundschule' zusammengearbeitet.“ Konrektorin Neele Röbbeling-Weidner ergänzt: „In der 3. Jahrgangsstufe gibt es das Forscherband mit zwei naturwissenschaftlichen Themen, zu denen die Kinder experimentieren.“

Der Umgang mit digitalen Medien beschränkt sich nicht nur auf den Mathematikunterricht. Der Schule An der Gete ist es durch verschiedene Projekte gelungen, sich langsam einen Grundstock an iPads und PCs in den Klassenräumen und in der Bibliothek und sechs Smartboards aufzubauen. Die Schülerinnen und Schüler erleben hier Computer als Gestaltungselement. So werden Bildergeschichten in Deutsch und in Englisch produziert sowie der Gete-Blitz am Computer geschrieben und von den Kindern gelayoutet. Im Unterricht lernen die Schülerinnen und Schüler das Programmieren, arbeiten mit Block-Cad – virtuellen Bausteinen – oder machen ihren PC-Führerschein, um dann sicher im Internet zu recherchieren.

Immer wiederkehrende Themen wie Brücken-, Turm- oder auch Raketenbau haben Anklang bei den Wettbewerben Junior.ING von der Bundesingenieurkammer und „Juri“ vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) gefunden. So konnte eine 4. Klasse den ersten Preis beim bundesweiten Wettbewerb „Juri" erreichen.

„Schach macht schlau“

Aber auch im Schach machen die Schülerinnen und Schüler von der 1. Klasse an begeistert mit und verfeinern jedes Jahr ihre Kenntnisse. Schon mancher Erwachsener musste sich den Schülerinnen und Schülern geschlagen geben. Mit Hilfe des Schachtrainers Dmitrij Kollars konnten die Schülerinnen und Schüler zahlreiche Preise gewinnen. Der herausragendste Preis war im letzten Jahr der 3. Platz bei dem Niedersächsisch-Bremischer Schulschachpokal 2018. In der Zwischenzeit ist über das Projekt „Schach macht schlau“ eine Schachklasse eingerichtet worden, um die Schachbegeisterung der Kinder weiter zu fördern.

Schülerinnen und Schüler beim Schach
© Grundschule an der Gete

„Es gibt keine Hausaufgaben mehr, sondern Arbeitszeiten, die von den Pädagogischen Fachkräften betreut werden. Diese sind dreimal die Woche in Doppelbesetzung mit den Lehrerinnen in den Klassen, sodass wir dort besonders differenziert arbeiten können“, erläutert Gundel Timm. „In Mathematik haben wir im 2. bis 4. Jahrgang ein Förder-Forderband eingerichtet: neben der Arbeitszeit in Mathe und Deutsch werden Kinder von Fachkräften besonders gefördert oder gefordert.“

In Absprache mit den Lehrkräften werden Förderschwerpunkte festgelegt, und in den Fordergruppen können sich die Kinder an schwierigen Matheaufgaben, Matheolympiade-Aufgaben oder am Schreiben von Geschichten und Gedichten üben. In den Fordergruppen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich auch eigenen Themen zuzuwenden, die den normalen Rahmen des Unterrichtes sprengen würden.

„Wichtig ist uns, dass unsere Sonderpädagogin - neben den begleitenden Stunden im Unterricht - auch Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf in Kleingruppen fördern kann. Dies haben wir im Förder-Forderband fest verankert. In dieser Zeit werden die Kinder in einem eigens von ihr liebevoll eingerichteten Raum gefördert“, führt die Konrektorin Karoline Witte-Papmeyer aus.

Talente der Lehrkräfte nutzen

Die zusätzlichen Angebote verteilen sich für die Schülerinnen und Schüler über den ganzen Tag. Arbeitsgemeinschaften liegen am Vormittag, Unterricht findet auch nach der Mittagspause statt. Die Lehrkräfte sind mit jeweils drei Wochenstunden im Nachmittag eingesetzt. Die 3. und 4. Klassen wählen sich in das Wahlpflichtangebot ein, das donnerstags von 14 bis 15 Uhr stattfindet. Hier können sich die Schülerinnen und Schüler als „Naturschützer“ betätigen, den Leseclub besuchen, töpfern, Tischtennis oder Schach spielen.

In der Mittagszeit ist von 12.15 bis 13.15 Uhr „Was ihr wollt“-Zeit. Neben dem Mittagessen können die Schülerinnen und Schüler die Bücherei aufsuchen, im Regenbogenraum spielen und bauen, im Kunstraum malen und werkeln, im Ruheraum ausruhen oder im Bewegungsraum toben. „Diese Freiräume für die Kinder sind wichtig“, betont Regina Spill, die als Pädagogische Fachkraft seit 20 Jahren an der Schule arbeitet.

Schüler und Lehrer beim Schach auf dem Schulhof
© Grundschule an der Gete

„Es sind vielleicht die schönsten Situationen, wenn man die Kinder auch außerhalb des Unterrichtes sieht“, findet Konrektorin Karoline Witte-Papmeyer. „Über den Tag hinweg begegnen wir ihnen ganz oft in unterschiedlichen Situationen, und es entstehen wertvolle Momente.“ Gundel Timm empfindet das ähnlich: „Es ist schön zu sehen, wie die Persönlichkeit der Kinder reift, ihre Entwicklung zu sehen, und diesen Weg zu begleiten.“

„Wir ergänzen uns einfach gut“

Gundel Timm ist nicht nur wichtig, die Schülerinnen und Schüler, „sondern auch meine Kolleginnen und Kollegen mit ihren Talenten zu sehen“. Diese nutze man für das ganze Wohl der Schule, und das führe zu mehr Zufriedenheit, so die Rektorin. „Bereits jetzt bringen sich viele Mitarbeiterinnen mit ihren Interessen intensiv ein und leisten einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Schule. Sei es in der Flötengruppe, im Kunstraum, im Schulgarten, in der Kochgruppe oder im Projekt 'Starke Kinder'.“

Besonders wichtig ist die Wertschätzung und Gleichberechtigung in der Zusammenarbeit des gesamten Kollegiums. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Schule spielt die Steuergruppe, die es an der Schule bereits seit 17 Jahren gibt. In ihr sind mittlerweile neben der Schulleitung und einer Pädagogischen Mitarbeiterin auch eine Lehrkraft aus jedem Jahrgang vertreten. Alle zwei Wochen trifft sich die Steuergruppe und plant unter anderem den jährlichen Aufenthalt in Bad Zwischenahn. Dort wird die Entwicklung der Schule intensiv für zwei Tage vorangetrieben.

„Ich bin seit diesem Schuljahr in der Steuergruppe und finde es anregend, aus dem Unterrichtsalltag auszubrechen und Schule mitgestalten zu können“, meint Klassenlehrerin Helene Brinkmann. Die Themen ergeben sich aus dem Alltag und den Herausforderungen der Schule. Die Pädagogische Fachkraft Regina Spill ergänzt: „Es gibt von allen Seiten gute Unterstützung. Bei uns herrscht viel Vertrauen, und jeder kann sich entfalten, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, auch bei unterschiedlicher Meinung.“ Klassenlehrerin und Steuergruppenmitglied Claudia Jürjens bringt das Wohlfühlklima der Grundschule An der Gete auf den Punkt: „Wir ergänzen uns einfach gut."

 

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