Baltic-Schule Lübeck: Mit MINT und Musik : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Die Baltic-Schule in Lübeck, eine Grund- und Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe, setzt im Ganztag besonders auf die Schwerpunkte musisch-ästhetische und mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung.

Musisch und MINT – an der Baltic-Schule in Lübeck geht beides. Die Grund- und Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe vereint unter ihrem Dach einen musisch-ästhetischen Schwerpunkt und ist seit 2013 MINT-Schule, eine von vier in Schleswig-Holstein. Im Zuge der zahlreichen Aktivitäten konnten dabei schon schöne Erfolge erreicht werden, und im Juni dieses Jahres sogar ein spektakulärer Doppelerfolg.

Mit gleich zwei Gruppen war die Baltic-Schule da zum großen Finale des Opernbaustellen-Wettbewerbs, einem Kooperationsprojekt mit dem Theater Lübeck, vertreten. Aus vier Musikstücken aus Giuseppe Verdis „Rigoletto“ hatten die Gruppen dreier Schulen – neben der Baltic-Schule noch das Johanneum und die Julius-Leber-Schule – zur Musik neue Texte verfasst und erzählten somit in vier Kurzopern ganz eigene Geschichten, die vom Theater Lübeck aufgeführt wurden. Am Ende setzten sich – von den Lehrerinnen Tina Ferner und Kristin Riethmüller begleitet – beide Baltic-Gruppen der 15- und 16-Jährigen punktgleich mit ihren Stücken „Das Glück der verlassenen Stadt“ und „Das blutige Nachspiel“ durch.

Kristin Riethmüller ist nicht nur Lehrerin für Gestalten und Darstellendes Spiel, sondern auch die Ganztagsschulkoordinatorin der Gemeinschaftsschule. Derzeit bietet die Schule, die von 1.061 Schülerinnen und Schülern besucht wird, an drei Wochentagen von der Jahrgangsstufe 5 bis 10 ein Ganztagsschulprogramm an den Nachmittagen an. „An unseren langen Tagen geben wir keine Hausaufgaben auf“, berichtet die GTS-Koordinatorin.

Methodenlehrplan legt Kompetenzen fest

In der gebundenen Ganztagsschule nehmen die Schülerinnen und Schüler an Arbeitsgemeinschaften teil, die in der Regel zweistündig stattfinden. Tanz, Theater, Chor und Band sind AG-Angebote in allen Jahrgangsstufen, aber auch eine Garten-AG, Häkeln, Töpfern, Schwimmen, Mehrsprachiges Erzähltheater und Schulsanitätsdienst gibt es. Ein Drittel der 39 Arbeitsgemeinschaften leiten Lehrerinnen und Lehrer, in den anderen sind Eltern, Mitglieder aus Vereinen, Sozialpädagogen und ehemalige Lehrkräfte engagiert. Am Nachmittag findet auch Unterricht statt.

Baltic-Schule Lübeck
© Baltic-Schule Lübeck

Um den riesigen Schulbetrieb der vor vier Jahren fusionierten Grund- und Sekundarschule zu managen, der sich zudem auf zwei Gebäudeteile erstreckt, hat die Baltic-Schule eine erweiterte Schulleitung, in der auch die Sozialpädagogin Mitglied ist. Gearbeitet wird in Jahrgangsteams. Die Teamsprecher aus den Jahrgängen tragen jeweils ihre Anliegen in die erweiterte Schulleitung.

„Wir arbeiten viel mit Doppelstunden, aber ich würde nicht so weit gehen, von einer durchgehenden Rhythmisierung zu sprechen“, meint Kristin Riethmüller. „In den 3. bis 5. Stunden findet individuelles Lernen statt. Die Jahrgangsteams können sich überlegen, welche zeitlichen und organisatorischen Strukturen sie wählen, ob sie Hausaufgaben aufgeben, Deutsch als Zweitsprache und Lese-Rechtschreibkurse einsetzen. Die Kolleginnen und Kollegen sprechen auch mit den Schülerinnen und Schülern, wer welche Förderung benötigt.“ Grundlage bildet der Methodenlehrplan, den das Kollegium nach einem anderthalbjährigen Diskussionsprozess 2012 in der Schulkonferenz beschlossen hat und der für jede Jahrgangsstufe allgemeine und fachspezifische Kompetenzen darstellt.

Klärwerk, Klimawandel und wilde Müllkippen

Im MINT-Bereich werden Arbeitsgemeinschaften wie Umweltdetektive, „Nawi“- beziehungsweise „Chemie-Experimente“, Hüttenbau, Bauspielplatz und Schach angeboten. Über den Unterricht hinaus beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit lebensnahen Projekten, untersuchen zum Beispiel den in ihrem Stadtteil Buntekuh vorhandenen Teich auf Schadstoffe und Müll, decken wilde Müllkippen auf, entwickeln Strategien zur Vermeidung von Müll.

Der naturwissenschaftliche Schwerpunkt zeigt sich unter anderem in der Oberstufe, in der das naturwissenschaftliche Profil mit dem Profilfach Biologie und den zwei profilergänzenden Fächern Chemie und Erdkunde oder Geschichte angeboten wird. Die Schülerinnen und Schüler belegen hier alle Naturwissenschaften und arbeiten mit Tutorinnen und Tutoren zusammen. Dabei sind außerschulische Partner eingebunden, wie das Lübecker offene Labor (LOLA), das Klärwerk zur Untersuchung von Wasserarten oder die Stadtwerke zum Thema Klimawandel.

In den Klassen 5 bis 8 sind Biologie, Chemie und Physik zum Fach Naturwissenschaften fusioniert, um fächerverbindend, praxisorientiert und themenübergreifend an verschiedenen Themen und Projekten zu arbeiten. Geboten werden vielfältige Einblicke in Berufsfelder mit naturwissenschaftlich-technischen Bezügen. Auch im Fach Berufsorientierung für die Jahrgangsstufen 9 und 10 werden die Jugendlichen auf die Berufswahl vorbereitet. Hier finden zum Beispiel Betriebsbesichtigungen statt. Außerschulische Partner wie die AOK und das Berufsinformationszentrum unterstützen die Schule.

MINT, SINUS und Roberta

Baltic Uni
"Uni im Dialog" (v.r.): Prof. Dr. Karl-Friedrich Klotz, Larissa Schuchardt, Schaugar Gulani und Schulleiter Maik Abshagen © Baltic-Schule Lübeck

Seit diesem Schuljahr gibt es einen „Tag des naturwissenschaftlichen Experimentes“, in diesem Jahr am Tag der Wissenschaften. Unter dem Motto „Schüler für Schüler“ bereiten die Jugendlichen Experimentalvorlesungen und Experimentierstationen für die unteren Klassen vor. Die Lehrerinnen und Lehrer nehmen regelmäßig an SINUS-Fortbildungen teil, um die Qualität praxisorientierter Ansätze und kooperativer Strukturen des Unterrichts zu verbessern. Bereits zweimal ist die Baltic-Schule als SINUS-Schule ausgezeichnet worden.

Um die Bereiche Informatik und Technik auszubauen, hat sich die Baltic-Schule in einer Ausschreibung des Ministeriums für Schule und Berufsbildung für das „Roberta“-Programm beworben und wurde als eine der Pilotschulen ausgewählt. Nun können die Schülerinnen und Schüler LEGO-Technik nutzen, differenziert mit diversen Programmiersprachen arbeiten und einen spielerischen Zugang zu Technik und Naturwissenschaften gewinnen.

Damit nicht genug: „Wir realisieren viele Projekte in Kooperation mit der Fachhochschule Lübeck und der Universität“, berichtet Schulleiter Maik Abshagen. „Beim Junior Campus beispielsweise fahren die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen regelmäßig in die FH.“

„Kollegium leistet sensationelle Arbeit“

Ein Problem ist die Raumnot. Lehrerarbeitsplätze gibt es nicht, mehr schlecht als recht hat das Kollegium einen Teil des Lehrerzimmers als Ruhebereich mit Computerarbeitsplätzen abgetrennt. Aber die Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Sonderpädagoginnen und –pädagogen der Baltic-Schule leisten laut Abshagen „sensationelle Arbeit“: „15 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die in Klasse 4 eine Hauptschulempfehlung hatten, gehen später auf das Gymnasium, und 60 Prozent unserer Kinder bekommen eine Realschulempfehlung.“

Ein wichtiger Bereich an der Baltic-Schule ist die Schulsozialarbeit. Die Sozialpädagoginnen Beate Post, Karoline Göbel und Inken Petersen haben im Schulpavillon ihren eigenen Raum, in dem sie für die Jahrgangsstufen 5 bis 8 Kennenlerntrainigs, Anti-Mobbing-Kurse, Angebote zur Entspannung, zur Selbst- und Fremdwahrnehmung und zur Zivilcourage anbieten. Ab der 9. Klasse unterbreiten sie Angebote nach Bedarf.

„Wir begleiten die Klassen über die Jahre, beraten die Eltern und gehen mit den Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls auch zu Beratungsstellen“, erzählt Beate Post. „Wir vermitteln Hilfe und machen bei Bedarf Hausbesuche. Wenn gewünscht, können wir Angebote zu aktuellen Klassenthemen machen.“ Die Sozialpädagoginnen nehmen an den Schulkonferenzen teil und bieten auch kollegiale Fallberatungen an.

„Mit der Ganztagsschule haben wir ganz andere Möglichkeiten der Förderung. Die Schülerinnen und Schüler können hier in der zusätzlichen individuellen Lernzeit allein oder in Gruppen an verschiedenen Aufgaben lernen und sich gegenseitig etwas erklären“, berichtet Schulleiter Abshagen. „Und nicht zuletzt ist das Arbeiten für uns viel entspannter, als ich das von einer Halbtagsschule kenne.“

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