Oberschule an der Helgolander Straße : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

„Zwischen den Schuljahren“ bilanzieren Schulleitungen das Schuljahr. Heute: Michael Rohdenburg, Ganztagskoordinator der Oberschule an der Helgolander Straße.

Online-Redaktion: Herr Rohdenburg, was ist Ihnen aus dem vergangenen Schuljahr besonders in Erinnerung?

Michael Rohdenburg: Unsere Schule hat Projekte in den Jahrgängen 5 bis 7 eingeführt, in denen einmal im Schuljahr eine Woche lang fächerübergreifend gearbeitet wird. In der 5. Jahrgangsstufe gab es das Projekt „Rund ums Tier“, in dem die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften kooperierten. Höhepunkt war ein Ausflug in den Serengeti-Park. Die 6. Klassen hatten als Thema „Sport“ und bezogen Deutsch und die Naturwissenschaften mit ein. Im 7. Jahrgang ging es ums „Klima“. Da sind wir einen Tag lang ins Klimahaus Bremerhaven gefahren. Die Schülerinnen und Schüler haben eine Woche lang an ihrem Thema gearbeitet und es dann in der Woche darauf auf einem Elternabend vorgestellt. Das Schöne ist, dass die Schülerinnen und Schüler in vier Fächern gleichzeitig lernen, ohne das richtig zu merken. Das Thema steht im Vordergrund.

Online-Redaktion: Sie arbeiten im teilgebundenen Ganztag. Haben Sie auch außerschulische Kooperationspartner an Bord oder nur Lehrkräfte?

Rohdenburg: Wir arbeiten auch mit Partnern, beispielsweise seit zwei Jahren mit der Sportakademie, einem Projekt des Sportgartens Bremen. Der Sportgarten ist ein gemeinnütziger Verein, der Anlagen für Freizeit, Bildung und Sport betreibt und mit den Schulen der Nachbarschaft und der gesamten Region kooperiert. Der Sportgarten bildet eine Plattform für verschiedene Vereine, die sich für ein Angebot zusammengetan haben und organisiert das gesamte Administrative. Ich treffe mich jeweils vor dem neuen Schuljahr mit den Verantwortlichen und äußere meine Wünsche, welche Sport-Arbeitsgemeinschaften ich gerne anbieten würde. Momentan gibt es an unserer Ganztagsschule zum Beispiel eine Eishockey-AG, eine Parkour-AG und eine Taekwando-AG. Der Sportgarten stellt die Übungsleiterinnen und -leiter, und die Personalfluktuation ist dabei gering.

Da wir eine Schule mit musikalischem Profil sind, haben wir auch Musiker auf Honorarbasis bei uns angestellt. Seit drei Jahren gibt es außerdem eine Mosaik-AG mit einer Künstlerin. Ansonsten ist es ein bisschen schwierig. Beschäftigen wir beispielsweise Studierende, dann engagieren die sich ein bis zwei Jahre, bis dann verständlicherweise das Studium seinen Tribut fordert und sie keine Zeit oder Lust mehr haben.

Online-Redaktion: Haben Sie den Schultag rhythmisiert?

Rohdenburg: Wir versuchen zu rhythmisieren. Der Unterricht dehnt sich von 8 bis 15 Uhr aus, aber Arbeitsgemeinschaften liegen bei uns nicht im Vormittag. Die Mittagspause ist eine Stunde lang. In dieser Stunde ist es für die Schülerinnen und Schüler verpflichtend, im Klassenverbund mit ihrer Klassenlehrkraft zusammen in der Mensa essen zu gehen. Sie müssen dort nichts kaufen, sondern können auch essen, was sie von zu Hause mitgebracht haben. Die Mittagspause soll das Sozialgefüge der Klasse stärken.

In der Mittagspause ist auch die Bibliothek geöffnet, und es werden Freizeitangebote gemacht. Der Freizeitbereich wird von unseren drei Sozialpädagoginnen und zwei Sozialpädagogen geleitet. In den zwei Räumen des Freizeitbereiches sind verschiedene Aktivitäten für die Schüler möglich. Im einen Raum stehen eine Tischtennisplatte und Kickertische bereit, im anderen gibt es Gruppentische für Gesellschaftsspiele oder die Erledigung der Schulaufgaben. Hier können montags bis donnerstags von 15.00 bis 15.45 Uhr die Schulaufgaben auch mit der Unterstützung durch das Sozialpädagogen-Team gemacht werden.

Vor drei Jahren sind wir auf das individualisierte Lernen umgestiegen. Die Jugendlichen haben seitdem wöchentlich acht Stunden Lernzeit. Die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik geben jeweils zwei Stunden ab, und zusätzlich werden zwei Stunden hineingegeben. In der Lernzeit arbeiten die Schülerinnen und Schüler an ihren Wochenplänen in den einzelnen Fächern, wobei sie selbst bestimmen können, was sie in welcher Reihenfolge bearbeiten. Das funktioniert gut, auch ohne zusätzliches Personal.

Online-Redaktion: Hausaufgaben gibt es nicht mehr?

Rohdenburg: Das ist bei uns in der Diskussion. Momentaner Stand der Dinge: Wir haben uns geeinigt, Hausaufgaben geben zu dürfen. Für Tests und Klassenarbeiten soll sowieso zu Hause gelernt werden. Ansonsten können wir den Schülerinnen und Schülern insgesamt maximal eine halbe Stunde pro Tag aufgeben. Bisher wurde es in der 9. Klasse problematisch, wenn die Schülerinnen und Schüler, die vorher im Ganztag waren, nicht wussten, dass sie nach einem Halbtagsunterricht zu Hause auch noch selbstständig üben müssen.

Online-Redaktion: Sie sind in Lehrerteams organisiert, wie sieht das konkret aus?

Rohdenburg: Wir arbeiten in Jahrgangsteams, denen alle Lehrkräfte zugeordnet sind. Die Teams werden aus Klassenlehrern, Fachlehrern und Sonderpädagogen gebildet. In den Klassen 5 bis 8, in denen wir im Ganztag unterrichten, ist den Teams noch zusätzlich eine Sozialpädagogin zugeordnet. In unserem Gebäude gibt es zwar noch ein großes Lehrerzimmer für das gesamte Kollegium, aber darüber hinaus haben wir Lehrerstützpunkte. Dort hat jede Kollegin und jeder Kollege einen eigenen Schreibtisch. Die Teams planen gemeinsam den Unterricht und die weiteren Angebote. In meinem Team setzen wir uns zweimal in der Woche zusammen, einmal nachmittags und einmal am Vormittag. So sind auch alle Klassenlehrerinnen und -lehrer informiert, was in den Klassen vor sich geht. Alle berichten, was gerade gut und was weniger gut läuft. Die Sozial- und Sonderpädagogen berichten aus ihrer Perspektive, sodass alle jeweils auf dem neuesten Stand der Woche sind.

Online-Redaktion: Zum Profil Ihrer Schule gehören sogenannte Netbook-Klassen. Die Medienbildung scheint Ihnen wichtig zu sein?

Rohdenburg: Ja, neben unseren Musikprofilklassen, die jeweils zwei Stunden zusätzlichen Musikunterricht erhalten, gibt es in jedem Jahrgang eine Netbook-Klasse. Die Netbook-Klassen 5 und 6 erhalten zwei zusätzliche Informatikstunden durch den Klassenlehrer. Es werden Grundlagen wie das Schreiben von E-Mails oder der Umgang mit Büro-Software vermittelt. Dabei arbeiten wir mit Geräten, die von den Eltern jeweils in Klasse 5 für ihre Kinder erworben werden.

Schwerpunkt der Arbeit einer Netbook-Klasse ist "Neues Lernen mit Medien". Wir möchten unseren Schülerinnen und Schüler bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die allgemein als Medienkompetenz bezeichnet werden, vermitteln. Da geht es nicht nur ums Technische, sondern um Medienkritik, das Wissen über Mediensysteme und Mediennutzung, auch um kreative Medienproduktion.

Online-Redaktion: Was wird das kommende Schuljahr bringen?

Rohdenburg: Die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaften wird spannend werden. Einige brechen uns derzeit teilweise weg, weil die Jugendlichen keine Lust mehr haben, nach 15 Uhr noch in der Schule zu bleiben. Wir wollen das in den Griff bekommen und sehen, wie wir das lösen können.

Die Oberschule an der Helgolander Straße ist seit 2006 teilgebundene Ganztagsschule in den Jahrgangsstufen 5 bis 8. Von Montag bis Donnerstag dauert der Unterricht bis 15.00 Uhr mit einem sich anschließenden freiwilligen AG-Angebot bis 16.30 Uhr. Die Schülerinnen und Schüler haben in ihrem Stundenplan eine eingeplante Mittagspause, in der sie auch Freizeitangebote wahrnehmen können. Zum Profil der Schule gehören Musik- und Netbook-Klassen.

Weitere Teile unserer Sommerreihe finden Sie hier.

Kategorien: Service - Kurzmeldungen

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion erlaubt. Wir bitten um folgende Zitierweise: Autor/in: Artikelüberschrift. Datum. In: https://www.ganztagsschulen.org/xxx. Datum des Zugriffs: 00.00.0000