Im Gespräch: Anette Lenkeit, Ganztagsgrundschule Goethestraße : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Schulleiterinnen und Schulleiter der ersten "Ganztagsstunde" ziehen nach zehn Jahren Bilanz. Heute: Grundschule Goethestraße (Sachsen-Anhalt).

Online-Redaktion: Acht Jahre sind vergangen, da kündigte sich ein großer Wandel für ihre Schule – der Abschied von Stendal-Süd an. Wie haben Sie, Ihr Kollegium, Schülerinnen und Schüler die Fusion der Schulen und das Zusammenziehen „verkraftet“?

Anette Lenkeit: Im Nachhinein gesehen – ganz gut. Obwohl wir unserer schönen großen, hellen Schule in Süd noch immer mit Wehmut gedenken. Die Fusion mit der ehemaligen Goethegrundschule ging dennoch nicht ohne Blessuren ab. Zwischenzeitlich ist die Astrid-Lindgren Schule in Süd abgerissen und wir haben uns hier eingerichtet.

Online-Redaktion: Offener Unterricht, Lernen mit allen Sinnen und Musik, Musik, Musik im Ganztag prägten damals schon Ihr Konzept. Was hat sich bewährt, was haben Sie ggf. geändert?

Lenkeit: Bewährt hat sich all das von Ihnen benannte ohne Stillstand und „Ausruhphase“. Alles ist weiter entwickelt worden, um die Schulqualität stetig zu steigern. Unsere Schule ist mit ihrem Konzept zur Referenzschule ernannt worden - als einzige Grundschule von Sachsen-Anhalt übrigens.

Online-Redaktion: Mussten Sie Ihre Ziele und „Strategien“ verändern? Wenn ja, warum und wie?

Lenkeit: Ziele und Strategien sind ständig im Fluss. Strategien, um gestellte Ziele zu erreichen, ändern sich oft beim Tun.

Online-Redaktion: Welche untererwarteten Schwierigkeiten oder Hürden mussten Sie überwinden?

Lenkeit: Zu schaffen gemacht hat und macht uns nach wie vor die begrenzte Raumkapazität.  Freiarbeitsräume und Werkstattarbeit, wie wir sie in unserem Unterrichtskonzept vorsehen, werden durch die Raumnot und Enge der kleinen Räume stark eingeschränkt. Es belastet uns. Unsere Lehr- und Lernmittel zum Beispiel sind aufgrund dessen in einem unrenovierten Raum der unsanierten dritten Etage untergebracht. Auch der Lärmpegel des denkmalgeschützten Hauses macht uns zu schaffen. Es existiert kein Schallschutz in den Fluren. 119 Dezibel wurden gemessen.

Online-Redaktion: Was hat Sie positiv überrascht?

Lenkeit: Weniger überrascht als positiv empfunden haben wir die schönen, alten, schattenspendenden Bäume auf dem Schulhof und die gute Außenspielanlage. Auch die Farbgestaltung unseres Schulfoyers, saniert nach Originalvorlagen, ist äußerst sehenswert. Als positiv haben wir die Gestaltung des Kellergeschosses empfunden, was sehr ansprechend für den Freizeit und Unterrichtsbereich gestaltet wurde.

Online-Redaktion: Welche Hoffnungen haben sich erfüllt, welche nicht?

Lenkeit: Da wir als Astrid-Lindgren Schule im Plattenbaugebiet Süd standen und nunmehr nach der Fusion mit der ehemaligen Goethegrundschule in der Bahnhofvorstadt sind, ist der Run auf unsere Schule enorm geworden. Das gleiche Konzept - aber mehr Zuspruch von der Elternschaft. Nicht erfüllt hat sich unsere Hoffnung, dass wir unseren Schulnamen Astrid-Lindgren im neuen Schulhaus weiterführen können. Die IZBB-Fördermittel sind in Millionenhöhe für das Schulprogramm der Ganztagsschule Astrid-Lindgren vergeben worden, trotzdem entschied die Stadt gegen unseren Schulnamen Astrid-Lindgren. Darüber sind wir sehr betroffen.

Online-Redaktion: Die Erwartungen und Ansprüche an Schule haben sich in den vergangenen Jahren verändert und erhöht. Wie werden Sie ihnen gerecht?

Lenkeit: Indem wir uns auf Veränderungen flexibel einstellen. Im Moment ist das Thema Inklusion aktuell. Unterrichtsmethoden, Lehrplangestaltung, Teamarbeit - all das will überdacht und organisiert sein.

Online-Redaktion: In einem Beitrag auf www.ganztagsschulen.org hoben Ihre Kolleginnen die gute Chemie im Team und die große Bereitschaft, sich von innen zu verändern, hervor. Wie ist es gelungen, die Motivation hoch zu halten?

Lenkeit: Ich muss nach wie vor sagen, dass ich mich auf mein Team verlassen kann und weiß das dankbar zu schätzen. Natürlich gibt es immer wieder Täler durch die auch wir gehen, aber diese sind immer wieder Grundlage für Veränderungen und Weiterentwicklungen. Unsere Fortbildungsangebote im Referenzschulprojekt werden von den Kollegen anderer Schulen sehr gut angenommen. Auch das motiviert uns. Am meisten aber sind es doch die Kinder, die uns ständig in unserem Tun und an der Weiterentwicklung der Schule motivieren. Wenn sie mit Freude auf den Schultag zu uns kommen und wir ihre Lernerfolge und Leistungen, wie zum Beispiel im großen Schulkonzert, sehen, ist das die beste und schönste Motivation. Auch positive Reaktionen von Seiten der Eltern und die Wertschätzung unserer Arbeit durch diese und von außen motivieren.

Online-Redaktion: Was ist aktuelle Ihre größte Herausforderung?

Lenkeit: Im Moment ist die größte Herausforderung, dieses Schuljahr gut abzuschließen und alle in einen verdienten Ferienurlaub zu schicken.

Online-Redaktion: Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?

Lenkeit: Wir warten auf den neuen Leistungsbewertungserlass für die Grundschulen in Sachsen-Anhalt. Gerade auch mit der Weiterentwicklung der Inklusion streben wir an, die Notengebung an unserer Schule abzuschaffen. Die Leistungseinschätzung in den Kompetenzbereichen hat eine weitaus breitere Bandbreite als das Erteilen von Zensuren.

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