„So sieht’s aus: Unser Blick auf Ganztagsschule!“ : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Es wird viel über die Beteiligung von Schülerinnen und Schüler geredet. Die Serviceagentur Ganztag Berlin ging einen Schritt weiter und fragte Kinder aus zwölf Grundschulen direkt nach ihrem Blick auf die Ganztagsschule.

„Wir brauchen ein gutes Miteinander – keinen Streit.“ Oder: „Wir brauchen eine Ausstattung der Schule, die zu unseren Interessen passt. Nämlich mehr Natur, mehr Tiere und mehr Fußballplätze.“ Oder: „Lernen soll mehr Spaß machen!“

„Die Kinder stehen im Mittelpunkt des Ganztagsangebots"
„Die Kinder stehen im Mittelpunkt des Ganztagsangebots" © DKJS Claudia Bull

Die rund 80 Grundschülerinnen und -schüler, die sich in diesem Jahr in Berlin am Internationalen Kindertag zum Kongress „So sieht’s aus: Unser Blick auf Ganztagsschule“ im „Luftschloss“ auf dem Tempelhofer Feld getroffen hatten, listeten eine bunte Palette von Ideen auf, die ihrer Meinung nach unbedingt den Ganztag bereichern. Erfrischend, wie konzentriert, lebendig und offen die Kinder der 3. und 4. Klassen sich über ihre Erfahrungen und Wünsche zum Lernen sowie zu ihrer Partizipation in der Ganztagsschule austauschten.

Drei weitere Dinge standen für sie ganz oben auf ihrem „Wunschzettel“. „Wir wollen mitbestimmen, wenn es um uns geht“, formulierten sie und machten indirekt damit deutlich, dass sie nicht nur bei „Kleinigkeiten“ eingebunden werden möchten. Sie kamen auch auf die Räume ihrer Schulen zu sprechen: „Wir brauchen gute Räume zum Lernen und Entspannen. Lernen sollte nicht nur im Klassenzimmer stattfinden.“

Sie richteten ebenso einen mit einem Kompliment versehenen Appell an die Erwachsenen, die sie täglich begleiten: „Wir brauchen Unterstützung von Profis, mit denen wir gerne lernen, die es uns erklären können.“ Ihre Erzieherinnen und Erzieher vergaßen sie dabei nicht: „Ich lerne gerne mit meinen Erziehern, weil ich mich da einfach wohlfühle und dann kann ich mich besser konzentrieren.“

Wünsche der Schülerinnen und Schüler einbeziehen

Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Anne Rolvering von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hatten die gemeinsame Veranstaltung der Serviceagentur Ganztag Berlin in Zusammenarbeit mit den „Kulturagenten für kreative Schulen“ Berlin und proRespekt eröffnet. Alle drei Landesprogramme setzt die DKJS in Kooperation mit den entsprechenden Förderpartnerinnen und -partnern um.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, die zugleich Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) ist, machte am Internationalen Kindertag deutlich: „Es gibt kein passenderes Datum, um sich mit Grundschülerinnen und Grundschülern über ihren Blick auf die Ganztagsschule auszutauschen. Denn die Kinder stehen im Mittelpunkt des schulischen Ganztagsangebots. Deshalb ist die Qualität in der Grundschule auch Schwerpunkt der Berliner KMK-Präsidentschaft in diesem Jahr. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Ganztagsschule nur verbessern können, wenn wir die Schülerinnen und Schüler mit ihren Ideen und Vorstellungen einbeziehen und ihnen zuhören.“

Botschaften per Comic, Podcast und Schauspiel

Kreative Workshops im „Luftschloss“
Kreative Workshops im „Luftschloss“ © DKJS Claudia Bull

Den 80 Berliner Schülerinnen und Schülern aus zwölf Schulen war die Freude anzumerken. Endlich ging es los. Endlich durften sie kundtun, was ihnen unter den Nägeln brennt. Im Vorfeld hatten sie sich an ihren Schulen mit der Unterstützung von Pädagoginnen und Pädagoge sowie einem Koffer voller Erkundungsmaterialien auf den Kongress vorbereitet.

Vor Ort arbeiteten sie dann im „Luftschloss“ gemeinsam in kreativen Workshops. Ihre Ideen und Forderungen brachten sie durch Comics, Podcasts, Schauspiel oder architektonische Kreationen zum Ausdruck. Ihre Anliegen entwickelten die Kinder anhand der Fragen: Wo kann ich gut lernen? Wo kann ich meinen Interessen nachgehen? Wo kann ich gestalten? Wo kann ich entspannen? Die daraus resultierenden Botschaften übergaben sie anschließend gebündelt an die Bildungssenatorin.

„Der Schüler:innenkongress lebt von der Beteiligung und Kreativität der Kinder. Sie haben konkrete Wünsche und Expertise, wenn es um die Gestaltung guter Ganztagsschulen geht. Es ist wichtig, ihre Perspektive ernst zu nehmen und sie mitgestalten zu lassen, damit Ganztagsschulen ihr Potenzial als Lebens- und Lernorte entfalten können“, hob Anne Rolvering, Vorsitzende der Geschäftsführung der DKJS, hervor.

Den zwölf teilnehmenden Schulen waren zuvor jeweils ein „Detektivkoffer“ mit Anregungsmaterial bereitgestellt worden. Zur methodischen Arbeit hatten die Pädagoginnen und Pädagogen ein Briefing durch die Serviceagentur Ganztag erhalten. In den Wochen vor dem Kongress führten die Kinder der 3. und 4. Klassen an ihren Grundschulen mit Hilfe des „Detektivkoffers“ eine Recherche zu ihrer Ganztagsschule vor Ort durch und dokumentierten die Ergebnisse, insbesondere auch in Form von Fotos. Acht Schülerinnen und Schüler aus jeder Schule nahmen dann als Botschafterinnen und Botschafter am Kongress teil.

Detektive auf Spurensuche

Unabhängig von der Erfahrung, mit ihren Anregungen ernst genommen zu werden, stellte die Vorbereitungsphase eine intensive Beschäftigung mit der eigenen Ganztagsschule dar. Denn der „Detektivkoffer“ ermöglichte vieles von dem, was eine gute Projektwoche und -arbeit ausmacht – angefangen vom vorbereiteten Detektivbuch, das die Schülerinnen und Schüler mit Fotos, Zeichnungen, Ergänzungen und Fragen vervollständigen konnten.

Spurensuche per Fotodokumentation
Spurensuche per Fotodokumentation © DKJS Claudia Bull

Viele wählten den Weg, ihre Gedanken durch Fotos festzuhalten. Mitgelieferte Klebepunkte dienten dazu, Orte und Themen zu markieren, die den „Befragten“ im Ganztag wichtig waren: gelbe Punkte für den Bereich Lernen, rote für ihre Interessen, blaue für ihre Mitbestimmung, grüne für Entspannung. Die Erfinder des „Detektivkoffers“ hatten sich offensichtlich gut in die Arbeit der Kinder eingefühlt und hineinversetzt. Sie hatten sogar an Absperrband gedacht, mit denen Bereiche in den Ganztagsschulen markiert werden konnten.

Im Sinne aller Mitschüler und Lehrkräfte war sicher der hinzugefügte Hinweis: „Denkt daran, die Markierung nach dem Foto wieder zu entfernen.“ Damit die „Spurensuche“ noch spannender und effektiver wurde, erhielten die jungen Detektivinnen und Detektive eine Sofortbildkamera. Ein kleiner, aber wertvollen Zusatzeffekt war, dass sie gleich noch in die Basis des Datenschutzes und des Rechts am eigenen Bild eingeführt wurden: „Wenn ihr fotografiert, denkt daran, dass ihr keine Gesichter fotografiert. Nutzt dafür die mitgelieferten Papiermasken. Ihr befestigt die Masken mit dem silbernen Gummiband.“

Hinweise für die Arbeit der Serviceagentur

Ausgesprochen angetan vom Engagement der Kinder und den gesammelten Erkenntnissen und Wünschen zeigten sich hernach Sabine Hüseman und Dr. Anna Schütz von der Serviceagentur Ganztag Berlin: „Die Kinder haben uns mit ihren vielfältigen und kreativen Produkten, die im Rahmen des Kongresses entstanden sind, beeindruckt.“

Die zahlreichen visionären und zugleich konkret umsetzbaren Ideen, Forderungen, Anregungen und Wünsche geben für sie „tolle Hinweise für die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Ganztagsschulen in Berlin“, aber auch für die Arbeit der Serviceagentur. „Die Botschaften zeigen deutlich, wie wichtig ein abwechslungsreicher Schulalltag, eine an den Interessen der Kinder ausgerichtete Ausstattung und ein gutes Miteinander an Ganztagsschulen sind“, fassten sie ihre Eindrücke zusammen. Sie kündigten an: „Im Spätsommer 2023 wird hier die Broschüre zu den ausführlichen Botschaften, den Ideen und Wünschen der Kinder abrufbar sein. Wir arbeiten dran…"

Ein Film zum Kongress ist auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung veröffentlicht.

Kategorien: Service - Kurzmeldungen

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