Ganztagsqualität mit Quigs: Wertschätzung für die Kinder : Datum: Autor: Autor/in: Team der Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ NRW

Lehrer Karsten Verheyen hat mit seinem Vertiefungskurs „Offener Ganztag" am Berufskolleg Kleve das Qualitätsentwicklungsinstrument Quigs an einer Grundschule getestet. Er berichtet über seine Erfahrungen.

Karsten Verheyen
Karsten Verheyen © Berufskolleg Kleve

„Quigs – Qualitätsentwicklung in Ganztagsschulen“ ist ein in Nordrhein-Westfalen entwickeltes Instrument zur Qualitätsentwicklung des Ganztags. Mit ihm stellt die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Nordrhein-Westfalen die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt und unterstützt Ganztagsschulen dabei, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen eine dialogische Qualitätsentwicklung durchzuführen.

Lehrer Karsten Verheyen hat mit seinem Vertiefungskurs „Offener Ganztag“ am Berufskolleg Kleve das „neue Quigs“ an einer Grundschule getestet und durchgeführt – ein innovatives Praxisbeispiel für eine kindorientierte Qualitätsentwicklung in der Ganztagsschule. Das SAG-Team sprach mit ihm über seine Erfahrungen.

SAG-Team: Wie sind Sie auf Quigs aufmerksam geworden und wie kam es dazu, dass Sie als Fachlehrer für Sozialpädagogik Quigs mit Ihren Schülerinnen und Schülern an einer Grundschule eingesetzt haben? 

Karsten Verheyen: Witzigerweise bin ich auf Quigs dadurch aufmerksam geworden, dass die „alten“ Quigs-Bögen für eine der diesjährigen Prüfungen in der Fachschule Sozialpädagogik relevant waren. Als ich dann erfuhr, dass ich im laufenden Schuljahr einen Vertiefungskurs zum Arbeitsfeld Offener Ganztag anbieten soll, der zum Teil in Blockunterricht organisiert war, habe ich mich eingehender mit Quigs beschäftigt und bin dabei auf Quigs Voice aufmerksam geworden.

Mein Gedanke war direkt: Wir weisen in unserem Unterricht immer wieder darauf hin, dass sozialpädagogisches Arbeiten von den Kindern aus gedacht wird, und Quigs Voice gibt uns ein Tool an die Hand, mit dem wir in den Prozess einsteigen und diesen strukturieren können. Das mach ich!

SAG-Team: Welche Erfahrungen haben Sie und Ihr Team dabei gemacht? Was ist Ihnen bei der Durchführung besonders (positiv) aufgefallen? 

Der Quigs-Kreislauf
Der Quigs-Kreislauf © Serviceagentur „Ganztägig lernen“ NRW

Verheyen: Besonders positiv war für uns, dass durch die eindeutige Ausrichtung auf die drei wesentlichen Handlungsfelder Partizipation, Sozialraum/Lebenswelt und Raumgestaltung eine klare Ausrichtung und damit auch Möglichkeit, die Aussagen der Kinder sinnvoll zu bündeln und für die weitere Bearbeitung aufzuarbeiten, gegeben war. Auch das erstaunlich störungsfrei zu nutzende Online-Tool war für beide Seiten sehr motivierend.

Uns war besonders wichtig, dass eine Idee nicht nur dann als besonders wertvoll erachtet wird, wenn sie von einer großen Anzahl von Schülerinnen und Schülern formuliert wurde, also nicht rein quantitativ ausgewertet wurde, jede Idee also zumindest einer genaueren Prüfung unterzogen wurde. 

SAG-Team: Wie war das Feedback von den Kindern und der Lehrkräfte aus der Grundschule? 

Verheyen: Die Kinder waren sehr dankbar dafür, dass Erwachsene interessiert an ihrer Meinung sind. Sie konnten auch sehr gut damit umgehen, wenn im „Realitätscheck“, den wir mit jeder Idee oder mit jedem Ideencluster durchgeführt haben, ihre Idee am Ende nicht weiter verfolgt wurde, da sie trotzdem durch die intensive Abwägung eine entsprechende Wertschätzung erfahren haben. Die Lehrerinnen und Lehrer ebenso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des offenen Ganztags waren sehr kooperativ und freuten sich darüber, dass ihnen durch unseren Kurs ein Teil des wichtigen Qualitätszirkels abgenommen wurde und sie am Ende einen Strauß realitätsnaher Vorschläge der Kinder zur Verfügung hatten, mit dem sie im schuleigenen Quigs-Team dann weiterarbeiten können.  

SAG-Team: Welchen Tipp haben Sie für Kolleginnen und Kollegen, die Quigs ebenfalls einsetzen möchten? 

Verheyen: Einfach machen! Was macht man schon kaputt?

Mit den Kindern ins Gespräch kommen
Mit den Kindern ins Gespräch kommen © Britta Hüning

Außerdem haben wir uns entschieden, auch die 1. Klassen in den Prozess mit einzubeziehen. Dazu waren zum Beispiel die Videos bei Quigs-Voice zum Teil noch zu schwierig, zu voll und zu schnell. Aber auch für die anderen Klassen sind Scaffoldings, also unterstützende Anleitungen und Denkanstöße, Veranschaulichungen und spielerische Methoden zum Perspektivwechsel wie kurze Rollenspiele oder Gedankenspiele, das heißt insgesamt eine methodisch gut aufbereitete Begleitung des Prozesses sinnvoll.

Dass wir als Kurs der Fachschule Sozialpädagogik diesen Prozess begleitet haben, hatte den großen Vorteil, dass wir mit sehr vielen Personen die Kinder bei diesem Prozess begleiten konnten, wir mit kleinen Gruppen intensiv die Ideen durchkauen und miteinander ins Gespräch gehen konnten. Und zwar mit allen Kindern der Schule.

SAG-Team: Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke!

Das Interview ist im SAG-Newsletter | Ausgabe 1 der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ im ISA – Institut für soziale Arbeit e.V. erschienen. Wir danken der Serviceagentur für die freundliche Genehmigung zur Zweitveröffentlichung. 

Zur Person:

Karsten Verheyen ist stellvertretender Bildungsgangleiter der Fachschule für Sozialpädagogik und Stabsstellenleiter für Beratung und Schulkultur am Berufskolleg Kleve. Der ausgebildete Musiklehrer ist zudem Fachberater bei der Bezirksregierung Düsseldorf.

Das Berufskolleg Geldern des Kreies Kleve ist das größte Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen. Es bietet fast 60 verschiedene Bildungsgänge an, darunter an der Fachschule für Sozialpädagogik die „Praxisintegrierte Ausbildung" (kurz: PiA) für staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher.

Die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Nordrhein-Westfalen leistet seit 2005 als Kooperationsprojekt von Schulen, Jugendhilfe und weiteren Partnern kontinuierlich fachliche und praktische Beiträge zur landesweiten Unterstützung der Entwicklung und Qualifizierung von Ganztagsschulen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Entwicklung einer kind- und jugendorientierten Ganztagsbildung. Schwerpunkthemen sind dabei die Ausgestaltung von multiprofessioneller Zusammenarbeit, die Förderung von Beteiligungsprozessen von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern sowie die weitere Öffnung zum Sozialraum.

Ansprechpartnerinnen:

Birgit Schröder
E-Mail: birgit.schroeder@isa-muenster.de

Anja Sibum 
E-Mail: anja.sibum@isa-muenster.de 

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