Qualität durch Selbstevaluation : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Mit „QUIGS SEK I – Qualitätsentwicklung in Ganztagsschulen der Sekundarstufe I“ verfügen Ganztagsschulen in NRW über ein neues QUIGS-Instrument.

Bei seiner Präsentation unterstrichen Schulministerin Sylvia Löhrmann und der Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Bernd Neuendorf, die Bedeutung der schulinternen Evaluation.  „QUIGS gibt den Ganztagsschulen die Chance, gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern zu beleuchten, wo die Schule steht, zu schauen, was gut ist und was noch nicht so gut läuft“, sagte die Ministerin. Bernd Neuendorf sah die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule in der Sekundarstufe I als Handlungsfeld mit Optimierungsbedarf. Die Ganztagsschulen böten eine gute Gelegenheit, auch präventiv zu arbeiten – vorausgesetzt, „das Zusammenspiel der Professionen Schule und Jugendhilfe gelingt“.

So viel Selbstevaluation wie möglich, so viel Fremdevaluation wie nötig

Kirsten Althoff, Herbert Boßhammer, Gerda Eichmann-Ingwersen und Birgit Schröder vom Institut für soziale Arbeit (ISA) Münster, das auch Träger der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ ist, erläuterten den neuen Qualitätsleitfaden. Um die Bedürfnisse von Schulen, aber auch von Eltern, Schülerinnen und Schülern zu erfahren, hatten sie viele Gespräche geführt und wertvolle Impulse erhalten. Darüber hinaus waren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis eingebunden. Zwischen Januar 2010 und Juli 2012 fanden drei Expertentage statt.

Einer richtete sich ausschließlich an Schülerinnen und Schüler. Sie wurden bewusst und intensiv in die Vorarbeiten zu dieser Handreichung einbezogen, weil „sie im Mittelpunkt der Ganztagsschule stehen“, erläuterte das Autorenteam. Sie sollten unter anderem den Halbsatz „Ganztag ist für mich…“ vollenden. Die Antworten dürfen durchaus als Handlungsauftrag verstanden werden: „Ganztag ist für mich manchmal anstrengend, aber gut“, meinte etwa Florian (12). „Ganztag ist für mich: nach der Schule kein Stress“, sagte Frauke (12), da sie wirklich frei habe, wenn sie aus der Schule komme. „Ganztag ist für mich etwas Gutes. Dank dem Ganztag habe ich mich in der Schule sehr verbessert“, versicherte Aileen (13). Und Madleen (16): „Ganztag ist manchmal nervig, aber es gibt einen geregelten Tagesablauf.“

QUIGS SEK I ist speziell für die Qualitätsentwicklung in Ganztagsschulen der Sekundarstufe I entwickelt worden. Mit seiner Hilfe werden die Bereiche Lernzeiten und Hausaufgaben, außerunterrichtliche Angebote und die Mittagspause/Verpflegung in den Blick genommen. Wichtig ist dem Entwicklungsteam, dass das Instrument freiwillig eingesetzt wird und die Ergebnisse nicht veröffentlicht werden: „Die Erhebungen dienen ausschließlich der schulinternen Weiterentwicklung.“ Ergänzt wird QUIGS SEK I – wie auch schon frühere QUIGS-Instrumente –  durch Evaluationsmaterialien für spezielle Ganztagsprofile, darunter ein Modul zur kulturellen Bildung.

Den „Mehrwert“ des neuen Instruments unterstrich Dr. Sabine Müller aus dem Ministerium für Schule und Weiterbildung: „NRW baut auf so viel Selbstevaluation wie möglich und so viel Fremdevaluation wie nötig.“ QUIGS SEK I vergrößere den Handlungsspielraum der internen Überprüfung, Analyse und Qualitätsentwicklung. „Einen Erfolg kann ich nur feststellen, wenn ich das Entstandene mit dem vorher definierten Ziel vergleiche.“

Der Referatsleiter für Ganztagsschulen und kulturelle Bildung im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Uwe Schulz, sieht im neuen Instrument die Chance, „den Mix von fachlichen und freizeitorientierten Angeboten und die qualitative Ausgestaltung der Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern auszubauen“. Er empfahl den Schulen, QUIGS SEK I zu nutzen, um die Qualität zu sichern, wenn sie neue Kooperationen anstrebten.

„Qualitätsentwicklung ist nicht statisch“

Kirsten Althoff erläuterte bei der Präsentation, wie QUIGS SEK I die Schulen auf ihrem Weg begleiten kann. Sie betonte die Flexibilität: Man müsse sich nicht strikt an einen vorgegebenen Fahrplan halten, sondern könne sich einzelne Elemente heraussuchen und sie Schritt für Schritt angehen. Wichtig sei, dass Transparenz entstehe und die Schule sehen könne, wo sie in ihrer Entwicklung stehe. „Qualitätsentwicklung ist nicht statisch, sie geht spiralenförmig immer weiter.“ Truda Ann Smith, die Geschäftsführerin des ISA Münster, betonte das Eigeninteresse der Schulen: „Standards dienen der eigenen Zufriedenheit und nicht dazu, bedrucktes Papier zu produzieren.“ Eine Lehrerin kommentierte am Rande der Veranstaltung: „Mit diesen ganz konkreten Beispielen und Fragen können wir uns den Spiegel vorhalten.“

Die Handreichung QUIGS SEK I bietet eine ganz konkrete Übersicht über Arbeitsschritte, einzubindende Akteure sowie Materialien und Hilfen. In Kapitel 3 finden sich Checklisten. Mit ihrer Hilfe können der Ist-Stand und eine mögliche Veränderung nach einer Entwicklungsphase überprüft werden. So gilt es im Teilbereich Lernzeiten etwa einzuschätzen, ob die „Aufgaben an den individuellen Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler angepasst sind“, ob „Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte, Eltern und ggf. Trägervertreter ein gemeinsames Konzept für die Lernzeiten erarbeitet haben“ oder „ob die Schülerinnen und Schüler daran beteiligt wurden“. Im Qualitätsbereich „Außerunterrichtliche Partner“ kann überprüft werden, ob die Verzahnung von Unterricht mit außerunterrichtlichen Angeboten ermöglicht wird. Beim Thema Mittagszeit können sich die Schulen fragen, ob Kollegium, Schulleitung, Schülerinnen und Schüler, Eltern und außerschulische Partner ein gemeinsames Verständnis der Ernährungs- und Gesundheitsförderung entwickelt haben.

Zu QUIGS SEK I werden in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt Fortbildungen angeboten. Alle Materialien zu QUIGS sind in der seit 2005 erscheinenden Schriftenreihe „Der GanzTag in NRW - Beiträge zur Qualitätsentwicklung" veröffentlicht und können auf www.ganztag.nrw.de oder http://www.nrw.ganztaegig-lernen.de/Bibliothek/ganztag heruntergeladen werden.

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