Frühlingserwachen im Schulgarten : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Blumen, Kräuter, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Tiere, Insekten – der Schulgarten ist eine bunte, vielfältige und spannende Lernlandschaft. Verschiedene Kooperationspartner tragen dazu bei, bei den Schülerinnen und Schülern das Verständnis für Natur und Tiere zu stärken.

Nachdem in diesem Jahr der Winter ausgefallen ist, lockt der Lenz nun umso mächtiger nach draußen. An vielen Ganztagsschulen die Gelegenheit, auch den Lernort Schulgarten kennenzulernen oder wiederzubeleben. In ihm wachsen nicht nur Gemüse, Kräuter und Obst, sondern er dient auch als Ort des Lernens und Experimentierens, der Begegnung mit Eltern, Obst- und Gartenbauvereinen oder Imkern – und dies auch im Rahmen von Fortbildungen.

Zum Beispiel ist die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Saarland hier sehr aktiv: Seit mehreren Jahren findet die Veranstaltung „Frühlingserwachen im Schulgarten“ statt. Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogische Fachkräfte trafen sich am 8. April 2014 in der Johannes-Gutenberg-Schule, einer Gemeinschaftsschule und Erweiterten Realschule in Schwalbach (Landkreis Saarlouis).

Schüler mit Honigwaben
Das Projekt "Bienen an die Schule" bringt die Honigwaben ins Klassenzimmer © Serviceagentur "Ganztägig lernen" Saarland

In der Fortbildung mit dem Umweltpädagogen Guido Geisen und dem Bienenfachmann Peter Sänger konnten sich die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Sinn und Nutzen eines Kräuterbeetes informieren und miterleben, wie eine Kräuterrampe aus Steinen gebaut und bepflanzt wurde. An alle teilnehmenden Schulen wurden Setzkartoffeln, Steckzwiebeln und Sämereien verteilt. Daneben wurden noch die Projekte „Kids an die Knolle“, „Bienen machen Schule“ und „Schmetterlinge in die Schule“ vorgestellt.

Schulhonig: Von der Wabe direkt aufs Brot

Bei „Kids an die Knolle“ handelt es sich um ein seit 2008 vom Deutschen Kartoffelhandelsverband e.V. (DKHV) organisiertes Projekt, mit welchem den Schülerinnen und Schülern der Wert von gesunden Lebensmitteln und schmackhaftem Essen nahegebracht und den Eltern Anregungen für das Kochen zu Hause gegeben werden soll. Die Mitgliedsunternehmen des DKHV stellen den Schulen Pflanzkartoffeln zur Verfügung, die in den Schulgärten angebaut und schließlich in den Schulküchen verarbeitet werden. Im Schulgarten erlernen die Kinder und Jugendlichen die Schritte von der Bodenvorbereitung über das Einsetzen und die Pflege der Kartoffelpflanzen. Wichtig ist das gemeinsame Erlebnis, die eigene Ernte dann auch zu verarbeiten und als gemeinsame Mahlzeit einzunehmen. Die Klassen sind bei „Kids an die Knolle“ aufgerufen, ihre Erlebnisse in einem Tagebuch festzuhalten.

Imker Peter Sänger ist mit seinem Projekt „Bienen machen Schule“ bereits an der Freiwilligen Ganztagsgrundschule Scheidt in Saarbrücken engagiert. Hier lernen die Kinder alles rund um das Thema Biene und helfen auch tatkräftig mit, den Bienen an der Schule ein Zuhause zu bieten. Angefangen damit, dass sie zusammen mit Eltern und Lehrkräften eine Bienenweide anlegen, die als Nektarquelle für Schmetterlinge, Hummeln und Bienen dient. Dabei kann die Bestäubung beobachtet werden, und die Schülerinnen und Schüler erfahren etwas über Vielfalt, Kulturlandschaften und Bestäubungsleistung.

Die Kinder bauen Wildbienenhäuschen, leimen, dübeln und schrauben. Sie lernen durch ein Wildbienen-Quiz etwas über das Nest und die Ernährung der Bienen, erzählen von ihren Erfahrungen mit Insekten, erhalten Forscheraufträge und können Forscherpreise erhalten. Sie beobachten die Bienen im Klassenraum in ihren Waben, zum Beispiel, wie eine Königin schlüpft, wie die Bienen kommunizieren, die Brut versorgen, das Leben der Arbeitsbienen und was mit Nektar und Pollen geschieht. Zum Schluss heißt es: „Von der Wabe direkt aufs Brot“: Die Schülerinnen und Schüler erzeugen und gestalten ihren ganz persönlichen Honig. Sie schleudern den Honig, füllen ihn in die Gläser mit selbst gestalteten Etiketten ab. Dabei erkunden sie Honigsorten, verschiedene Geschmäcker und lernen etwas über Honig als Nahrungsmittel und Medizin.

Schmetterlinge in der Schule züchten

Kinder im Kartoffelbeet
Projekt "Kids an die Knolle" © Serviceagentur "Ganztägig lernen" Saarland

Vereine wie der Naturwissenschaftliche Verein Wuppertal e.V. unterstützen Schulen, „Schmetterlinge in die Schule“ zu holen. Wegen der strengen Naturschutzgesetzgebung war das Thema der Zucht von Schmetterlingen in der Schule lange ein „heißes Eisen“. Doch unter gewissen Bedingungen können die Raupen des Kleinen Nachtpfauenauges in den Schulen gezüchtet werden, wozu der Naturwissenschaftliche Verein ermuntert. Die Tiere sind leicht zu züchten und sehen sowohl als Raupe als auch als Falter ansprechend aus. Da sie verhältnismäßig groß sind, kann man die Anatomie der Raupen mit bis zu 8 cm Länge und der Falter mit bis 9 cm Spannweite gut studieren und demonstrieren. Die Futterpflanzen der Raupen, zum Beispiel Weide oder Brombeere, sind sehr leicht zu beschaffen. Die Raupen entwickeln sich von Mai bis Juni – also in einer Zeit, in der üblicherweise keine Schulferien liegen.

An der Johannes-Gutenberg-Schule existiert bereits seit 2008 eine Arbeitsgemeinschaft Schulgarten mit Namen „Der grüne Daumen“, die verschiedene Pflanzen einsät und erntet, darunter Pflücksalat, Radieschen, Zucchini, Tomaten und Salatgurken. Wenn die Sonne scheint und die Temperatur ansteigt, müssen die Pflanzen feucht gehalten werden. „Einen Schulgarten zu pflegen ist nicht leicht. Die Beete müssen alle zwei Tage gegossen werden – und dies frühmorgens“, betont AG-Leiter und Lehrer Martin Ziegler. Das im Schulgarten geerntete Gemüse wird für die Küche der Ganztagsklasse verwendet.

An der Grundschule Heusweiler-Eiweiler (Landkreis Saarbrücken) gehört die Schulgarten-AG neben den Arbeitsgemeinschaften Schülerzeitung und Schülerfirma zum Ganztagsangebot. Die ökologisch orientierte Schule, die 2006 die UNESCO-Auszeichnung „Offizielles Projekt der Dekade der Vereinten Nationen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erhielt, bietet Jugendlichen im Alter von 16 bis 27 Jahren die Möglichkeit, ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Schule zu absolvieren, die sich durch viele verschiedene Projekte auszeichnet: So werden hier Tiere wie Ponys, Kaninchen und Hühner gehalten und verschiedene Projekte im Bereich Ökologie durchgeführt, so beispielsweise das Kükenprojekt: Hier beobachten die Kinder, wie Eier mit Hilfe eines Brutkastens ausgebrütet werden, und dokumentieren dies. Die FÖJ-Jugendlichen können die Umwelt-AG leiten, bei der Tierpflege helfen und natürlich auch bei der Schulgartenarbeit.

Blindschleichen finden, Blumen pflücken

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Heusweiler-Eiweiler werden durch den Umgang mit Tieren und durch das Arbeiten im Schulgarten für die Natur sensibilisiert, und den Lehrkräften bietet sich durch die verschiedenen Projekte die Möglichkeit, Theorie in der Praxis anzuwenden. Die Anlage und Weiterentwicklung des Schulgartens, die Anschaffung der Tiere und deren Unterhalt finanziert der Förderverein der Schule.

Die Werkrealschule Lerchenäckerschule in Esslingen in der Nähe von Stuttgart, die seit dem Schuljahr 2011/12 als gebundene Ganztagsschule organisiert ist, besitzt ebenso einen Schulgarten wie das dazugehörige Wahlangebot. Die Schülerinnen und Schüler ernten unter anderem Schnittlauch aus dem Heil- und Küchenkräuterbeet, den sie dann mit etwas Butter und Salz auf einem frischen Bauernbrot verspeisen. Aus den Blumenbeeten sammeln die Jugendlichen Blumen und stellen Sträuße in die Klassenzimmer.

Aber natürlich gehören auch das Jäten von Unkraut, das Befreien der Mauern von Moosen und Schmutz, das Einsammeln von Abfall mit Zangen und das Kehren von Treppen zu den ständigen Aufgaben. Dazu kommt das Entfernen alter, vertrockneter Triebe von Brombeerhecken, damit bei der nächsten Ernte die Hände nicht allzu verstochen werden. Wenn die Schülerinnen und Schüler dabei eine Blindschleiche finden, die prompt ihren Schwanz abwirft und flieht, ist das die Gelegenheit, unter anderem etwas über den Unterschied von Eidechsen und Schlangen zu lernen.

Schulgarten auch zur Erholung nutzen

Schüler mit Bienenwabe
Bienen ganz nah erleben © Serviceagentur "Ganztägig lernen" Saarland

Zahlreiche Eltern, Schüler und Lehrer der Käthe-Kollwitz-Grundschule im brandenburgischen Mühlenbeck (Landkreis Oberhavel) halfen Ende März bei einem Arbeitseinsatz mit, den Schulgarten frühjahrstauglich zu machen. Es wurden Beete umgegraben und abgesteckt, Laub- und Pflanzenreste zusammengeharkt und beseitigt, Erde und Pferdemist in drei neu aufgebaute Hochbeete verteilt, der Geräteschuppen entrümpelt und vieles mehr. Der Schulgarten steht allen Schulklassen der Grundschule mit Ganztagsangeboten in offener Form zur Verfügung und soll den Kindern die Möglichkeit bieten, sich mit Pflanzen und deren Pflege und Nutzung vertraut zu machen. Die Sachkunde- und Biologielehrerinnen können hier den Unterricht anschaulicher gestalten.

Der Schulgarten soll in Mühlenbeck indes nicht nur als grünes Klassenzimmer genutzt werden, sondern auch als Erholungsmöglichkeit dienen. Dazu ist geplant, in nächster Zeit einen Pavillon aufzubauen. Unterstützt wird das Projekt durch den Förderverein Mühlenkinder e.V., der auch die drei Hochbeete finanziert hat, und die Gemeinde. Der Hort möchte den Schulgarten ebenfalls im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft nutzen und mitgestalten.

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion erlaubt. Wir bitten um folgende Zitierweise: Autor/in: Artikelüberschrift. Datum. In: https://www.ganztagsschulen.org/xxx. Datum des Zugriffs: 00.00.0000