Bildungsreise Hamburg: Schule am Eichtalpark : Datum: Autor: Autor/in: Ralf Augsburg

Schwierige Rahmenbedingungen hindern die Hamburger Grund-, Haupt- und Realschule Schule am Eichtalpark nicht an engagierter Schulentwicklung.

Für die Grund-, Haupt- und Realschule Schule am Eichtalpark, die bei der Hospitationsreise des länderübergreifenden Thematischen Netzwerks der Serviceagenturen im Rahmen des Begleitprogramms "Ideen für mehr! Ganztägig lernen" als zweite Hamburger Besuchsschule auf dem Programm stand, sind die Zeiten nicht einfach. Zwar hat man am 27. Oktober 2008 endlich die mit Mitteln aus dem Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" (IZBB) geförderte Kantine in Betrieb nehmen können - und damit "Zustände beendet, die man eigentlich hätte anprangern müssen", wie Schulleiter Jan Rambke meint. Doch die Zukunft der erst 2006 gegründeten, aus zwei Standorten fusionierten Schule, die seit dem 1. August 2007 als offene Ganztagsschule arbeitet, ist ungewiss.

Die zweizügige GHRS, die von 489 Schülerinnen und Schülern besucht wird, weiß nicht, ob sie nach der großen Schulreform in der Hansestadt noch als dann so genannte Stadtteilschule weiter existieren wird oder nicht. Mit ihrem breit gefächerten pädagogischen Angebot versucht sich die Schule am Eichtalpark in einem schwierigen sozialen Umfeld gut zu positionieren. So bietet man Englisch ab der 1. Klasse an - was sonst in Hamburg erst in Klasse 3 geschieht. Ab dem 3. Jahrgang kann Französisch freiwillig belegt werden. Mit der Musikschule pflegt man eine enge Zusammenarbeit. Der Musikunterricht wird in der Grundschule klassenübergreifend von zwei Musiklehrern und einer Musiklehrerin der Musikschule erteilt.

In der Hauptschule sorgt das Projekt "Fördern statt wiederholen" dafür, dass es kein Sitzenbleiben gibt. Der Berufsorientierung, die schon in der 5. Jahrgangsstufe einsetzt, wird große Bedeutung eingeräumt. In der Grundschule werden Begabtenkurse und Hausaufgabenhilfe angeboten. Spanisch und Französisch stehen in der 7. Klasse als Wahlpflichtfächer zur Auswahl. In den 5. bis 9. Jahrgängen der Hauptschule sind fächerübergreifende Lernbereiche eingeführt worden, unter den Überschriften "Gesellschaft", "Natur und Technik", "Künste" und "Arbeit und Beruf". Hier wird in 180-Minuten-Blöcken gelernt. Auch ansonsten sind in der Sek I nur noch Unterrichtseinheiten von 90 Minuten vorhanden.

Das Ganztagsschulkonzept

Das Ganztagsschulkonzept ist ein weiterer Baustein in dem Bemühen, die Schule zukunftsfest zu machen und den Schülerinnen und Schülern die bestmögliche Bildung anzubieten. Allerdings steckt es noch in den Kinderschuhen. So sind die Ganztagsangebote in den Klassen 5 bis 7 verpflichtend, in den sonstigen Jahrgangsstufen freiwillig. Rektor Rambke gibt zu, dass man befürchtete, bildungsnahe Elternhäuser von der Anmeldung an der Schule am Eichtalpark abzuschrecken, wenn man die gebundene Ganztagsschule in der Primarstufe eingeführt hätte.

Die Schulkantine
Die Hospitationsgruppe wird in der neu eröffneten Schulkantine empfangen

1,5 Erzieherstellen stehen am Nachmittag für die Bildung und Betreuung der Kinder zur Verfügung. Rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler nehmen freiwillige Angebote bis 16 Uhr wahr. Inzwischen überlegt die Schulleitung, ob man vielleicht doch die gebundene oder zumindest teilgebundene Ganztagsvariante in der Grundschule einführen könnte.

Der Schultag wird durch eine einstündige Mittagspause geteilt, in der in der Kantine ein Mittagessen eingenommen werden kann oder sich die Kinder und Jugendlichen im Spieleraum oder auf dem Pausenhof aufhalten können. In der Sek I können die Schülerinnen und Schüler aus 26 Kursen wählen, die zu 50 Prozent von Lehrerinnen und Lehrern angeboten werden. Für den Ganztagsbereich stehen 24 zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung. Ab der 8. Klasse hat man die Nachmittagskurse abgeschafft - "weil sie nicht gewählt wurden", wie Rambke erklärt.

Die Schule am Eichtalpark feilt noch an ihrem Ganztagsschulkonzept. In anderen organisatorischen Teilbereichen ist sie schon weiter, wovon sich die Gäste aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen während ihres vierstündigen Besuchs überzeugen konnten. So praktiziert die Schule Teambildung im Lehrerkollegium. Es gibt Zweier-, Dreier- und weitere Teams, die sowohl klassen- als auch fachbezogen arbeiten.

"Mehr Spaß, im Team zu arbeiten"

So haben sich Zweier-Teams als Klassenlehrerteams in den Jahrgangsstufen 5 und 7 gebildet. Fachbezogene Teams arbeiten im Englischunterricht der 9. Klassen, in Mathematik der 10. Klassen und in weiteren Fächern der 7. Klassen. Dreier-Teams haben sich als Klassenlehrerteam für die 6. Klasse zusammengefunden. Fachbezogen arbeiten sie in "Natur und Technik" der Klassen 6 und 7 und entwickeln den "60-Minuten-Rhythmus" weiter. Im Anti-Mobbing-Projekt sitzen mit den fünf Klassenlehrerinnen und -lehrern noch eine Beratungslehrerin und der Schulsozialpädagoge zusammen.

Die Teams sollen möglichst geschlechtsgemischt sein. Am Anfang des Halbjahres sprechen die Beteiligten die Grobplanung des Schulhalbjahres ab: Lernstoff und Lernformen wie Interviews und Präsentationen, den Zeitpunkt, den Inhalt und die Bewertung der Lernzielkontrollen. "Es macht mehr Spaß, den Unterricht im Team zu planen, und ist auch effektiver", berichtete eine Lehrerin von ihren Erfahrungen. "Es ist eine Arbeitserleichterung und ermöglicht auch einen effektiven Vertretungsunterricht bei Krankheit."

Das dreiköpfige Klassenlehrerteam der 6. Klasse berichtete von weiteren Vorzügen der kollegialen Zusammenarbeit: So erziele man "absolute Übereinstimmung in pädagogisch-erzieherischen Fragen" und leiste eine gute Elternarbeit. Allerdings müssten sich die Teams untereinander gut verstehen, zumal die Belastung durch den hohen Zeitaufwand der Absprachen, die nicht im Stundenplan verankert werden können, teilweise extrem hoch sei.

Lerneinheiten in den naturwissenschaftlichen Fächern

Die fachbezogene Teamarbeit für "Natur und Technik" in den 7. Klassen wird durch einen Chemie-, einen Physik- und einen Biologielehrer geleistet. Kompakt an einem Tag mit vier Stunden findet diese Lerneinheit einmal in der Woche statt. Insgesamt 51 Schülerinnen und Schüler nehmen daran teil, die in drei Gruppen für jeweils 60 Minuten mit dem Lehrerteam zusammenarbeiten und dann wechseln. Dazwischen liegen Pausen von je 15 Minuten.

Die Lerneinheiten erleichtern die Arbeit in den Fachräumen mit Versuchsaufbauten und fördern das fächerübergreifende Verständnis. Ein weiterer Vorzug: Die Schülerinnen und Schüler werden in einem Fachbereich von drei Lehrkräften bewertet.

Für alle Ideen und Projekte braucht es laut der stellvertretenden Schulleiterin Marina Farrensteiner "Mut und Geduld". Die Schulentwicklung wird durch Steuergruppen vorangetrieben - diese Anregung hat sich die Schule im ersten Durchlauf der Hospitationsreihe des Thematischen Netzwerks geholt. Gastgeber wie Gäste waren sich nach der Schulbegehung, dem Hospitieren in Arbeitsgemeinschaften oder als Zeuge der Arbeit des Schulsozialarbeiters einig, dass die teilweise erschreckenden äußerlichen Bedingungen durch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als wettgemacht werden.

Hier lesen Sie den 1. Teil der Berichterstattung über die Hospitationsreise nach Hamburg.

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