Stark im Ganztag: „Ihr seid alle Gewinner“ : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Strahlende Gesichter, so weit der Blick im historischen Puschkinhaus in Halle (Saale) reichte: Zum Abschluss des Wettbewerbs „siGn – stark im Ganztag“ in Sachsen-Anhalt wurden 21 Schulen gefeiert.

Preisverleihung für die Gemeinschaftsschule „Gotthold Ephraim Lessing“
Jubel bei der Gemeinschaftsschule „Gotthold Ephraim Lessing". © DKJS/ Anna Kolata

„Ihr seid alle Gewinner“, gratulierten Jury und Laudatoren den Schülerinnen und Schülern, ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie zahlreichen anwesenden Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern. Sie alle hatten in den vergangenen Monaten der Jury des Wettbewerbs „siGn – stark im Ganztag“ die Qualität ihres Angebots präsentiert. Am 26. September wurden sie ins Puschkinhaus eingeladen – nicht zuletzt, um sich auszutauschen.

„Da wo Ganztag draufsteht, muss auch Ganztag drin sein“, erinnerte Ines Petermann, die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes Sachsen-Anhalt, an den Ursprungsgedanken des Wettbewerbs, den ihr Verband 2017 gemeinsam mit der Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) initiiert hatte. „Die Schulen sollten zeigen können, was sie leisten“, betonte die Leiterin der Serviceagentur Sylvia Ruge. Als besonders beachtenswert hob sie bei der Abschlussveranstaltung hervor, dass mehr als zwei Drittel der Schulbewerbungen auf Initiative der Schülerinnen und Schüler zustande gekommen seien.

21 „siGn-Verstärker“

Sie alle könnten stolz auf ihre gute Lern- und Schulkultur sein, ebenso auf die Bereitschaft der gesamten Schulgemeinschaft, diese weiterzuentwickeln. Auch deshalb verzichtete der Wettbewerb auf eine Siegerehrung im herkömmlichen Sinn. Alle Schulen erhielten einen Preis: einen Gutschein für Bluetooth-Verstärker – die „siGn-Verstärker“. Sechs gleichrangige Preise vergab die Jury außerdem an jene Schulen, deren Blick auf die Lernchancen für Kinder und Jugendliche besonders ausgeprägt war.

Das Publikum spendet Beifall
© DKJS/ Anna Kolata

Ihre Wahl fiel auf die Dreisprachige Internationale Grundschule Magdeburg, die Grundschule „Johannes Gutenberg“ Wolmirstedt, die Sankt-Mauritius Sekundarschule Halle (Saale), die Ganztagsschule Aschersleben „Albert Schweitzer“, die Ganztags-Gemeinschaftsschule „Gotthold Ephraim Lessing“ Salzwedel sowie das Gymnasium Stadtfeld Wernigerode. Alle beteiligten Schulen hatten für die Bewerbung eine Selbsteinschätzung abgegeben. Anhand einer Collage, eines kurzen Films oder auch von Beschreibungen ihrer besonderen Projekte und Lernformen hatten sie ihre Schul- und Lernkultur dargestellt.

Anschließend waren sie von Juryteams vor Ort unter die Lupe genommen worden. Auch Serviceagentur-Leiterin Sylvia Ruge gehörte zur Jury: „Mitglied in einem solchen Gremium zu sein, ist ganz schön schwer, besonders, wenn alle so gute Entwicklungen nachweisen.“

Nachdenken über das eigene Handeln

Was macht diesen Wettbewerb aus, wollten wir von Beteiligten erfahren. Schulsozialarbeiter Peter Johann Krische von der Sekundarschule „Am Salzigen See“ Röblingen im Seegebiet Mansfelder Land hob „den Imagezuwachs, das Nachdenken über das eigene Handeln und den Austausch mit anderen Schulen“ hervor. Wertvoll für die Schulgemeinschaft sei zudem gewesen, dass auch jüngere Schülerinnen und Schüler in die Produktion des Werbefilms für die Schule einbezogen worden seien. „Das stärkt die Bindung zur Schule“, meinte er. Die beiden Zwölfjährigen Kurt und Kevin fanden es „gut, dass unsere Schule gezeigt wird, und man merkt, dass Schule mehr ist als nur Lernen.“

Dem schlossen sich Schulsozialarbeiter Rico Lehmann, Felicia (9) und Nicklas (9) von der Grundschule „Johannes Gutenberg“ in Wolmirstedt ausdrücklich an. Noch nicht ahnend, dass sie kurze Zeit später zu jenen sechs Schulen zählen würden, die für ihre Qualitätsinitiative mit 1.000 Euro belohnt werden würden, erklärte Lehmann „das Nachdenken darüber, was Schule eigentlich bedeutet“, als einen wesentlichen Effekt des Wettbewerbs. In der Wertschätzung der Jury las sich das anschließend so: „Die Schule ermöglicht, bedarfsorientiert und vielseitig anregend zu lernen und spielerisch in verantwortungsvolle Rollen hineinzuwachsen.“ Lernpatenschaften, das Arbeiten im eigenen Tempo alleine und in jahrgangsgemischten Teams ermöglichten einen Schulalltag ohne Hektik und Angst.

Was Ganztagsschulen auszeichnet

Die Kopinsky Brothers mit Kontrabass und Gitarre auf der Bühne
Musikalische Unterhaltung von den Kopinsky Brothers aus Tangermünde. © DKJS/ Anna Kolata

An den fünf weiteren besonders geehrten Schulen überzeugte die Jury Vieles: „Hier ist es möglich, kindgerecht zu lernen, sicher digital und natürlich Sprachreichtum zu erwerben. Es herrscht eine vertrauensvolle Atmosphäre, um unterschiedliche Kulturen und (Sprach-)Welten kennenzulernen“ (Dreisprachige Internationale Grundschule in Magdeburg). „Die Schule ist werteorientiert, ermöglicht, sozial engagiert und anregend zu lernen für den individuellen Lebens- und Berufsweg. Rituale als Grundlage für ein soziales Miteinander und vernetzter Unterricht, um Themen intensiver zu erarbeiten, fallen besonders auf“ (Sankt-Mauritius-Sekundarschule Halle/Saale).

Der Gemeinschaftsschule „Albert Schweitzer“ in Aschersleben bescheinigte die Jury „eigene Interessen und Stärken in der Mut machenden Gemeinschaft zu finden und zielorientiert auszuprägen. Die Gemeinschaft und Unterstützung der einzelnen Schülerpersönlichkeiten werden großgeschrieben.“ An die Adresse der Gemeinschaftsschule „Gotthold Ephraim Lessing“ in Salzwedel erging das Fazit, „zu ermöglichen, im Wohlfühlklima interkulturell zu lernen und verantwortlich handelnde Persönlichkeiten zu werden. Das positive Schulklima als „Motor“ für erfolgreiches Lernen und die gelebte Willkommenskultur runden das ab.“

„Eigeninitiativ, forschend lernen und nachhaltig unternehmerisches Handeln für die Region auszuprägen sowie das Interesse und Engagement der Schülerinnen und Schüler als Ausgangspunkt für gelungene Kooperationen zu wecken“, attestierten die Fachleute dem Gymnasium Stadtfeld in Wernigerode. Angela Papenburg, Geschäftsführerin der GP Günter Papenburg AG, die ebenso wie der Ostdeutsche Sparkassenverband, „siGn“ finanziell unterstützt, lobte alle 21 Schulen: „Sie zeichnet aus, den Ganztag zu nutzen, um vielfältige Lernerfahrungen zu ermöglichen.“

Mut zur Schulentwicklung machen

„Der Wettbewerb möchte einen Beitrag dazu leisten, Schulen Mut zu machen, die Schulentwicklung voranzutreiben“, erläuterte Dr. Ingrid Osten vom Lehrstuhl für Allgemeine Didaktik und Theorie der Schule der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg. Sie gehörte der Jury ebenso an wie Schüler/innen, Eltern und Akteure der Bildungsadministration, aber auch Studierende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik) sowie der Hochschule Magdeburg-Stendal (Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit, Medien).

Ines Petermann und Heike Kahl auf dem Podium
Ines Petermann (l.) und Dr. Heike Kahl © DKJS/ Anna Kolata

Gemeinsam mit ihrer Studentin Berit Bremert lobte Ingrid Osten die Niedrigschwelligkeit des Wettbewerbs „siGn“. „Das unterscheidet ihn vom Deutschen Schulpreis und verleiht den Schulen das wertschätzende Gefühl, dass sie mit ihrer Entwicklung auch wahrgenommen werden. Apropos Wahrnehmung: Auf äußerst positives Echo stießen die Kopinsky Brothers aus Tangermünde. Sie sorgten für beste musikalische Unterhaltung und gute Laune, etwa durch muntere Interpretationen von Lehrer Lämpel oder des Steins von Ringelnatz.

Ihre Komplimente an alle 21 Schulen verpackte die Vorsitzende der Geschäftsführung der DKJS Dr. Heike Kahl in Anlehnung an die Jurybotschaft „Ihr seid alle Gewinner“ in eine persönliche Erinnerung an ihre eigene höchst erfolgreiche Karriere als Eisschnellläuferin: Sieger zu sein, sei wunderbar, ein Grund zum Feiern und Genießen, wenn ein Meilenstein erreicht sei. Diesen Erfolg wolle und solle man teilen. So wie bei dieser Abschlussveranstaltung. Sie machte Mut für den Weg zur Schulentwicklung, aber auch für jeden Einzelnen, sich Anstrengungen zu stellen. Wieder wählte sie ein Beispiel aus der eigenen Erfahrung. Während andere mit dem Rennrad trainieren konnten, habe sie ein Tourenrad nutzen müssen. Kahl: „Ich war trotzdem erfolgreich. Ich wollte es allen zeigen und weiß, dass man viel schaffen kann, selbst unter weniger vielversprechenden Ausgangspositionen.“

 

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