Ganztag in Kooperation von Schule und Hort : Datum: Autor: Autor/in: Stephan Lüke

Das Land Brandenburg ist in der ganztägigen Förderung schon gut aufgestellt. Beim Ausbau der Ganztagsangebote wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Qualität gesetzt. Bildungsminister Steffen Freiberg im Interview über aktuelle Entwicklungen.

Bildungsminister Steffen Freiberg
Bildungsminister Steffen Freiberg © MBJS Brandenburg

Online-Redaktion: Herr Minister, Sie haben schon als Staatssekretär die Bildung in Brandenburg eng begleitet. Wie entwickeln sich Ganztagsangebote im Land?

Steffen Freiberg: Aktuell bieten mehr als die Hälfte aller Schulen genehmigte Ganztagsangebote an. Sie werden mit zusätzlichen Ressourcen wie Lehrerwochenstunden und Sachmitteln ausgestattet. Ganztagsangebote in Brandenburg können eingerichtet werden, wenn die Schule oder der Schulträger sich dazu entscheiden, einen Antrag zu stellen. Die Einbeziehung der Kooperationspartner, dazu gehört in der Primarstufe immer eine Kindestageseinrichtung, ist uns dabei sehr wichtig und daher in Brandenburg konstitutives Element der Ganztagsangebote.

Durch den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung sind wir auch im Bereich der Horte hinsichtlich der ganztägigen Förderung schon gut aufgestellt. Sowohl in den Schulen mit Ganztagsangeboten als auch in den Horten haben wir sehr hohe Beteiligungs- und Inanspruchnahmequoten, was für eine gute Akzeptanz der Angebote bei den Familien spricht. Natürlich wird uns in Zukunft auch die Gewinnung von Fachkräften für den Ganztag beschäftigen, an Grundschulen ebenso wie an den weiterführenden Schulen.

Online-Redaktion: Welche Rolle spielt neben der Quantität die Qualität der Ganztagsangebote?

Grundschule an den Havelauen in Hennigsdorf
Grundschule an den Havelauen in Hennigsdorf © Wolf-Emanuel Linsenhoff

Freiberg: Neben dem quantitativen Ausbau wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Qualität der Angebote gesetzt, das zeigt auch ganz aktuell der Beschluss der Kultusministerkonferenz von Oktober 2023. Der Qualitätsrahmen für Schulen mit Ganztagsangeboten in Brandenburg untersetzt diese Qualität mit konkreten Beispielen aus der Praxis und Checklisten, die zur Überprüfung der Konzepte genutzt werden können. Gebäude und pädagogische Konzepte aufeinander abzustimmen, wird im Zuge der künftigen investiven Förderung eine besondere Rolle spielen. Dafür wird die Förderung mit bestimmten Qualitätsmerkmalen verknüpft, wie eine enge Kooperation von Schule und Hort und die Beteiligung von Kindern und Eltern an den baulichen Planungen. Die Förderrichtlinie des Investitionsprogramms Ganztagsausbau, die sich in Brandenburg noch in der Abstimmung befindet, wird also auch qualitative Vorgaben enthalten.

Online-Redaktion: Auf dem Ganztagskongress im April 2023 haben Sie pointiert gesagt: „Dem Kind ist es egal, ob es ein gebundener Ganztag oder eine gute Kooperation zwischen Schule und Hort ist.“ Würden Sie uns das erläutern?

Freiberg: Bei der Gestaltung ganztägiger Angebote müssen die Kinder mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen, nicht Rechtsfragen. Für Kinder sind interessante Lernangebote morgens und nachmittags wichtig. Dafür müssen pädagogische Fachkräfte zusammenarbeiten, egal, bei wem sie beschäftigt sind. Das Kind wird ein Ganztagsangebot nach der Qualität und den Beziehungen zu den Erwachsenen beurteilen, nicht nach dem strukturellen Rahmen. Überall dort, wo heute in langer Tradition Bildungseinrichtungen sind, spielen Fragen einer ganzheitlichen pädagogischen Konzeption auf Augenhöhe die wesentliche Rolle. Das müssen wir gemeinsam erreichen.

Hort Tausendfüßler der Bürgelschule Schöneiche
Hort Tausendfüßler der Bürgelschule Schöneiche © Redaktion

Online-Redaktion: Brandenburg ist ein Flächenland. Wie kooperieren Ganztagsschulen mit außerschulischen Partnern dort, wo die Anfahrtswege länger sind?

Freiberg: Im ländlichen Raum bekommt die Einbeziehung von Kooperationspartnern und Institutionen im Sozialraum nochmal eine besondere Bedeutung, und hier ist viel Engagement erforderlich. Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg versucht dabei, Schulen mit verlässlichen Partnern zu vernetzen. Für kleine Kinder ist es wichtig, die Angebote möglichst vor Ort stattfinden zu lassen. Jugendliche dagegen können auch andere Lernorte aufsuchen. Der Ganztag sollte hier nicht nur am Ort Schule gedacht werden, sondern auch Jugendeinrichtungen in der Region einbeziehen.

Online-Redaktion: Welche Unterstützung erhalten Ganztagsschulen und Horte, um die Qualität der Ganztagsbildung zu sichern oder gegebenenfalls zu verbessern?

Freiberg: Für Schulen und Horte werden unterschiedliche Vernetzungs- und Qualifizierungsangebote gemacht. Hospitationen und regionale Beratungsforen haben sich sehr bewährt. Hier möchten wir zukünftig noch mehr die Einbeziehung beider Systeme Schule und Jugendhilfe berücksichtigen – sowohl bei den Fachkräften als auch in der regionalen Aufsicht.

Online-Redaktion: Wo sehen Sie künftig Schwerpunkte des Ganztags in Brandenburg?

Freiberg: Wichtige Handlungsfelder sind die Zusammenarbeit in multiprofessionellen und multifunktionalen Teams, die Förderung von fachlichen und sozialen Kompetenzen in ganztägigen Projekten sowie die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.

Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

Seit 2009 haben auf www.ganztagsschulen.org regelmäßig Bildungsministerinnen und Bildungsminister in Interviews die Entwicklungen beim Ausbau der Ganztagsangebote in ihrem Land erläutert. Alle Interviews finden Sie in der Rubrik „Bildungspolitik: Interviews“.

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