Jugendstudie Baden-Württemberg zur Lebenswelt junger Menschen : Datum:

Zum vierten Mal ist die Jugendstudie Baden-Württemberg erschienen. Ein Ergebnis ist das gute Verhältnis der Jugendlichen zu ihrer Schule. Verbesserungswürdig sind die Partizipation und der Zugang zu kultureller Bildung. Nur jeder fünfte Schüler arbeitet neben der Schule.

Das Kultusministerium, der Landesschülerbeirat (LSBR) und die Jugendstiftung Baden-Württemberg haben gemeinsam die Ergebnisse der Jugendstudie 2017 veröffentlicht. Insgesamt äußerten sich rund 2.400 Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren zu den Themen Freundschaft, Geld, Medien, Schule, Freizeit, Engagement, Werte und Zukunft.

„Mit der Jugendstudie erhalten wir einen guten Einblick in die Lebenswelt junger Menschen und erfahren, was sie interessiert und bewegt. Für die Bildungspolitik sind das wertvolle Hinweise“, sagt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann. Im Vergleich mit der letzten Befragung im Jahr 2015 sind die Ergebnisse weitgehend stabil geblieben. „Freundschaften und Familie stehen bei den Jugendlichen weiterhin an erster Stelle. Die junge Generation wünscht sich ein stabiles Umfeld, das ihnen Halt gibt – dazu gehört auch die Schule. Umso erfreulicher, dass sich die große Mehrheit der Jugendlichen dort wohlfühlt“, so die Kultusministerin weiter.

Wie in den letzten Jahren zeigt sich hinsichtlich der Zufriedenheit im Schulalltag ein eindeutig positives Bild: Knapp 90 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler fühlen sich in ihrer Klasse wohl. Weitere 83 Prozent sind mit ihrer Schule zufrieden, 96 Prozent der Befragten mit ihrem Freundeskreis. Allerdings sind die Partizipationsmöglichkeiten an Schulen aus Sicht der Befragten weiterhin verbesserungsfähig: 45 Prozent der Jugendlichen sind der Meinung, sie könnten den Schulalltag zu wenig mitgestalten.

Seit dem Schuljahr 2014/2015 sind Schülerinnen und Schüler neben Lehrkräften und Eltern gleichwertige Partner in der Schulkonferenz. Um die Jugendlichen verstärkt über ihre Gestaltungsmöglichkeiten im Schulleben aufzuklären, erarbeitet der LSBR ebenfalls gemeinsam mit dem Kultusministerium derzeit eine Informationsbroschüre zum Thema. Aus Sicht des Landesschülerbeirats müssen aber auch die Partizipationsmöglichkeiten im Unterricht ausgeweitet werden. „Gerade hierdurch haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Unterricht nach ihren Vorstellungen und Wünschen mitzugestalten, und sorgen damit für einen auf ihre Bedürfnisse angepassten Unterricht“, sagt der Vorsitzende des LSBR Joachim Straub. Hierfür hält der LSBR beispielsweise ein richtig durchgeführtes Schülerfeedback für geeignet.

„Eine hervorragende Möglichkeit zur Mitgestaltung der Schule sind Mentorenprogramme“, so Wolfgang Antes von der Jugendstiftung Baden-Württemberg. Hierzu zählen die über 9.000 Junior-Jugendbegleiterinnen und Junior-Jugendbegleiter genauso wie die zahlreichen Schülermentoren. Erfreulich ist, dass die Themenvielfalt der Mentorenprogramme in den letzten Jahren noch ausgeweitet werden konnte. Beispiele hierfür sind die Jugendauslandsberater oder die Vielfaltcoaches.
Neben dem Schulalltag beleuchtet die Studie das Freizeitverhalten der Jugendlichen: Internetnutzung (91 Prozent), Musik hören (87 Prozent) und Zeit mit der Familie verbringen (75 Prozent) gehören zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. 31 Prozent der Befragten engagieren sich darüber hinaus in ihrer Freizeit in unterschiedlichen Organisationen, allen voran im Sport (39 Prozent). Allerdings werde dieses ehrenamtliche Engagement in der Schule nicht ausreichend gewürdigt, kritisiert der LSBR: „Mit rund 17 Prozent erklärt sogar jeder fünfte engagierte Schüler, dass er durch sein Engagement in der Schule Nachteile erfährt. Dies ist für uns untragbar.“ Wünschenswert sei deshalb, dass das ehrenamtliche Engagement von Seiten der Schule gewürdigt und aktiv gefördert wird.

Unterschiede zwischen den Schularten zeigen sich bei kulturellen und musikalischen Freizeitaktivitäten: Gymnasiasten sind häufiger im Sportverein aktiv, sie erlernen öfter ein Instrument und besuchen im Vergleich mit Jugendlichen aus anderen Schularten häufiger Konzerte, Museen oder Theatervorstellungen.
„Kulturelle Bildung darf nicht von der familiären Herkunft abhängig sein. Deshalb müssen wir noch mehr Kindern und Jugendlichen den Besuch einer Ganztagsschule ermöglichen. Die enge Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden innerhalb der Ganztagsschule ermöglicht es Schülerinnen und Schülern zu musizieren, Theater zu spielen, Sport zu treiben und vieles mehr“, erklärt Kultusministerin Eisenmann.

Darüber hinaus erfasst die Jugendstudie die soziodemografischen Merkmale der Schülerinnen und Schüler. 81 Prozent der Jugendlichen geben an, zu Hause ausschließlich Deutsch zu sprechen, wenn beide Eltern oder ein Elternteil in Deutschland geboren sind. Weitere 69 Prozent fühlen sich einer Religion zugehörig, die Mehrheit davon dem Christentum (78 Prozent), gefolgt vom Islam (17 Prozent).

Im Vergleich mit den Ergebnissen der Jugendstudie im Jahr 2015 haben die befragten Schülerinnen und Schüler seltener einen Nebenjob: Nur jeder Fünfte arbeitet neben der Schule (2015: 27 Prozent). Befragt nach ihren Berufswünschen, verweisen die Jungen auf Technik, Maschinenbau und Computer, während die Mädchen ihre Zukunft in den Bereichen Gesundheit, Pädagogik, Büro und Medien sehen. Der LSBR begrüßt in diesem Zusammenhang, dass die Berufsorientierung durch das Unterrichtsfach „Wirtschaft/ Berufs- und Studienorientierung“ eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt.

Die Jugendstudie Baden-Württemberg ist ein gemeinsames Projekt der Jugendstiftung Baden-Württemberg und des Landesschülerbeirats und wird vom Kultusministerium gefördert. Sie erscheint nach 2011, 2013 und 2015 nun zum vierten Mal. Mit Unterstützung des Kultusministeriums entwickelten Jugendliche aus dem Vorstand des LSBR den Fragebogen und die weitere Konzeption der Befragung. Die Studie erfasst damit nicht nur aktuelle Daten, sondern versteht sich auch als Jugendbildungs- und Beteiligungsprojekt. Die nächste Jugendstudie ist für 2020 geplant. Weitere Informationen finden sich unter www.jugendstiftung.de.

Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport