Hamburg: 25 Jahre BERTINI-Preis für Zivilcourage : Datum:

Der Hamburger BERTINI-Preis würdigt Jugendliche, die in besonderer Art und Weise Erinnerungsarbeit im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus leisten.

Am 27. Januar, dem internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust, wird in Hamburg traditionell der BERTINI-Preis für Zivilcourage verliehen. Der mit jährlich insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis würdigt Jugendliche, die in besonderer Art und Weise Erinnerungsarbeit im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus leisten.

In diesem Jahr wurden im Ernst-Deutsch-Theater 43 junge Menschen ausgezeichnet, die sich in vier Projekten gegen Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt engagiert haben. In seiner Festrede erinnerte Bildungssenator Ties Rabe an die vielen BERTINI-Preisträgerinnen und ‑Preisträger der letzten 25 Jahre, die durch ihren Einsatz die Stadt verändert hätten. „Sie haben den Blick auf unsere Stadt erweitert: Sie haben Lebenswege und Stadtgeschichte recherchiert, haben die Erinnerungen von Zeitzeugen festgehalten oder sind gegen Diskriminierung aufgestanden und haben so zu einer lebendigen Erinnerung beigetragen“, so Rabe.

Er erinnerte beispielsweise an fünf Schülerinnen aus Finkenwerder, die die Verbrechen an dem kleinen Jungen Hermann Quast öffentlich gemacht haben, der in einer NS-Tötungsanstalt ermordet wurde. Dank ihrer Initiative sei 2015 der erste Stolperstein in Finkenwerder verlegt worden. Bundesweit für Schlagzeilen gesorgt habe auch eine Schülergruppe, die recherchiert hatte, dass Adolf Hitler noch immer Ehrenbürger der Stadt Uetersen war. Daraufhin wurde ihm die Ehrenbürgerwürde aberkannt.

Ein anderer Schüler hatte 2006 das Internetportal „Schüler gegen Mobbing“ ins Leben gerufen – dieses Portal gibt es bis heute. Es verzeichnete allein in den ersten zehn Jahren seines Bestehens 60 Millionen Aufrufe. Rabe: „Jede Generation steht vor der Aufgabe, sich einen Zugang zu den Schrecken der Vergangenheit und den Grausamkeiten der Gegenwart zu erarbeiten. Das ist nicht einfach und verdient große Anerkennung. Dafür ist der BERTINI-Preis da.“

Seit der ersten Preisverleihung im Jahr 1998 wurden in Hamburg rund 2.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 24 Jahren ausgezeichnet. Benannt wurde der Preis nach dem Roman „Die Bertinis“, in dem der Hamburger Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano das Schicksal seiner Familie während der NS-Zeit schildert. Daran anknüpfend fördert der BERTINI-Preis Projekte, die sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen einsetzen und Spuren vergangener Unmenschlichkeit sichtbar machen. Vier Projekte wurden in diesem Jahr prämiert:

  •  ein Erinnerungsprojekt einer Schülerin aus dem Gymnasium Altona, die sich mit der Rolle Hamburgs bei der Errichtung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme beschäftigt und einen Entwurf für ein Mahnmal entwickelt hat;
  • ein Projekt von Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschule Bergedorf, die in kurzen Filmsequenzen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, sich gegen Diskriminierung zu engagieren;
  • eine Performance von Schülerinnen und Schülern des Helmut-Schmidt-Gymnasiums, die den vergessenen Geschichten hinter den Stolpersteinen durch musikalische, künstlerische und literarische Performances Gesicht und Stimme geben
  • eine Performance von Jugendlichen des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums zum Gedenken an die Malerin und Lehrerin Gretchen Wohlwill, die zwei Wandgemälde im Treppenhaus des Gymnasiums gemalt hatte und 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vom Schuldienst entlassen wurde. 

Quelle: Newsletter des Amtes für Bildung der Behörde für Schule und Berufsbildung vom 3.2.2023