Das Kind im Zentrum – Neues aus Wissenschaft und Praxis : Datum:

Eine neue Studie zum Ganztag als Resonanz- und Partizipationsrum am zweiten Tag des Bundeskongresses „Das Kind im Zentrum“ vorgestellt

Eine Frau steht auf der Bühne und redet zum Publikum.
© BMBF

Mit einem kurzweiligen Programm endete der zweite Tag des Bundeskongresses „Das Kind im Zentrum“. Zum Abschied unterstrich die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Bedeutung eines guten Ganztags als ganzheitlicher Lern- und Lebensort.

Wie wichtig Partizipation und Resonanz für einen gelingenden Ganztag sind, verdeutlichte am zweiten Tag des Bundeskongresses „Das Kind im Zentrum“, zu dem das BMFSFJ und das BMBF nach Berlin und online eingeladen hatten, Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann. Die Professorin für Allgemeine und Sozialpädagogik (Freie Universität Bozen) berichtete über Befunde einer aktuellen Studie zu „Ganztagsgrundschulen als Resonanz- und Partizipationsräume“ im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Robert Bosch Stiftung.

Eine ihrer Erkenntnisse lautete: „Begegnen Erwachsene Kindern mit einer partizipativen Haltung, lassen sie sich auf Diskussionen, Aushandlungsprozesse und das Teilen von Macht ein, dann geht es um etwas Gemeinsames: um eine demokratische Kultur. Und sind Beziehungen resonant, haben sie den Charakter eine Antwortbeziehung, dann steht das dem Beharren auf einer machtstrukturierten generationalen Ordnung entgegen.“

Partizipation sensibilisiere zudem dafür, dass es nicht darum gehe, dass nur ein Einzelner seinen Willen durchsetze, sondern es immer um die Gemeinschaft mit allen gehe, um Absprachen, Aushandlungen, Kompromisse. Wörtlich hob sie hervor: „Ist das Miteinander-Leben und -Lernen von Resonanz geprägt, dann nehmen die Interakteure einander wahr und antworten aufeinander. Der Grundmodus von Partizipation und von Resonanz ist geprägt von ANERKENNUNG, vom MITEINANDER, vom DIALOG und von der geteilten Erfahrung.“

Unterschiedliche Formen der Beteiligung

Das Thema griffen die Teilnehmenden an einer, von Muschda Sherzada moderierten Podiumsdiskussion auf. Für die Bundesvorsitzende des Ganztagsschulverbandes Eva Reiter (Grund- und Stadtteilschule „Alter Teichweg“ Hamburg) stand dabei fest: „Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler spüren, dass sie eine Stimme haben und etwas verändern können.“ Dr. Leonhard Birnbacher (Deutsches Jugendinstitut) verwies auf zwei Stränge der Beteiligung. Da seien die strukturellen Möglichkeiten wie Klassenrat und Schülerkonferenz, da sei aber auch der Strang der pädagogischen Alltagssituationen: „Ihn bevorzugen Kinder. Sie richten ihren Fokus lieber auf diese, möchten mitentscheiden, welches Nachmittagsprogramm sie nutzen können oder was es zu essen gibt.“

Britta Vollertsen (Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein) plädierte für den Ganztag als eine Einheit. „Das setzt voraus, dass alle am Ganztag Beteiligten miteinander sprechen.“ Einen weiteren Aspekt brachte schließlich Daniela Broda (Deutscher Bundesjugendring) ins Gespräch: „Es sollte Normalität sein, die Zivilgesellschaft in die Gestaltung des Ganztags an Schulen einzubinden.“

Lisa Paus: Rechte der Kinder verpflichten uns

Mit einen Mut machenden und motivierendem Appell verabschiedete die geschäftsführende Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Lisa Paus die Teilnehmenden: „Guter Ganztag kann einen Unterschied machen. Er fördert, er prägt Kinder. Und zwar ganzheitlich.“ Sie erinnerte daran, dass Kinder ein Recht darauf haben, dass ihr Wohl in den Mittelpunkt gestellt werde.

Sie betonte: „Sie haben ein Recht auf gerechte Chancen. Ein Recht darauf, an Körper und Seele gesund groß zu werden. Ihre Rechte verpflichten uns: als Gesellschaft, als Staat, als Fachkräfte. Besonders im Ganztag. Der Ganztag bietet Raum, um Demokratie von klein auf zu lernen und zu leben. Wenn Kinder erfahren: Ich werde gefragt, gehört und ernsthaft beteiligt, meine Stimme hat Gewicht und Bedeutung, meine Beschwerden werden ernst genommen, Vielfalt ist Normalität, dann stärkt dies die Kinder – und zugleich demokratische Werte und Kultur.“